Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Schulaufsi­cht prüft Vorwürfe gegen Lehrer

Regierungs­präsidium will Vorfälle am Störck-Gymnasium aufklären – Darum geht es

- Von Dirk Thannheime­r

- Diese Vorwürfe könnten Konsequenz­en haben: Ein Lehrer des Störck-Gymnasiums Bad Saulgau soll sich Schülerinn­en gegenüber unangemess­en und grenzübers­chreitend verhalten haben – und zwar offensicht­lich über Jahre hinweg. Das Regierungs­präsidium (RP) Tübingen will die Vorfälle an der Schule umfassend aufklären.

Unruhige Adventszei­t am Störck-Gymnasium Bad Saulgau: Eltern einer elften Klasse haben kürzlich von einer Lehrerin einen Brief bekommen, in dem nach den mutmaßlich­en Vorfällen die weitere Vorgehensw­eise beschriebe­n wird. Die Lehrerin sei von einigen Schülerinn­en darauf angesproch­en worden, dass sich ein Lehrer unangemess­en und grenzübers­chreitend verhalte, was den Schülerinn­en sehr unangenehm sei.

Was ist mit unangemess­en und grenzübers­chreitend gemeint? Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“hat der Lehrer die Schülerinn­en im Alter von 16 Jahren weder unsittlich berührt, begrabscht noch hat er sie beschimpft oder beleidigt. Vorgeworfe­n wird ihm stattdesse­n, dass er im Gespräch mit den Schülerinn­en keinen ausreichen­den Abstand halten soll. Außerdem soll er seine Blicke dorthin richten, wo sie nicht hingehören – in den Ausschnitt der Schülerinn­en. „Ich fühle mich von ihm bedrängt und eingeengt“, sagt eine Schülerin. Eine andere Schülerin wiederum fühle sich in seiner Gegenwart unwohl, weil ihr der Lehrer viel zu nahe komme.

Die Vorwürfe gehen sogar noch ein Stück weiter. Schülerinn­en erzählen sich, dass sie mit einem engen Oberteil eine bessere

Schulnote bekommen würden. Die Vorfälle sollen sich indes schon seit vielen Jahren ereignen. Bislang hatten sich offensicht­lich Schülerinn­en nicht getraut, sich an eine Vertrauens­lehrerin zu wenden – aus Angst, vom beschuldig­ten Lehrer möglicherw­eise schlechter benotet zu werden.

Nun hat aber eine Elftklässl­erin Mut gefasst und mit einer ihr vertrauten Lehrerin darüber gesprochen, die sich danach mit der gesamten Klasse darüber unterhielt. Da die Vorfälle große Wellen

schlagen, ist mittlerwei­le das RP Tübingen um die Auf klärung des Falls bemüht. Auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“antwortet die Pressestel­le, dass das RP aus Gründen des Persönlich­keitsschut­zes zu dem aktuellen Geschehen nur sagen könne, dass es alle ihm zur Kenntnis kommenden Vorwürfe ernst nehme und denen auch nachgehe. „Am Ende der Aufklärung eines solchen Sachverhal­ts ist dann jeweils zu entscheide­n, welche Reaktion seitens der Schulaufsi­cht

erfolgen soll“, so der Pressespre­cher.

Das RP sei als Schul- und Dienstaufs­icht dem Schulgeset­z verpflicht­et, das jeder Schülerin die Achtung ihrer Würde und die Entfaltung ihrer Persönlich­keit zusichere. An jeder Schule stünden Schulsozia­larbeiter und Beratungsl­ehrer als erste Ansprechpa­rtner zur Verfügung.

In dem Brief an die Eltern sollen die Schüler und Schülerinn­en zur Klärung des Falls bis Montag, 11. Dezember, eine Schilderun­g des Sachverhal­ts anonym oder namentlich verfassen – auch nicht unmittelba­r betroffene Schüler und Schülerinn­en. Es soll demnach alles protokolli­ert werden, was vorgefalle­n sei und wie sich die Schülerinn­en dabei gefühlt haben. Der Tübinger Behörde und der Bad Saulgauer Schule liege viel daran, die Vorwürfe umfassend aufzukläre­n. Die Schulleitu­ng ist über dieses Vorgehen informiert.

Nach SZ-Informatio­nen haben die Vorfälle inzwischen große Kreise gezogen. Nicht nur die im Brief adressiert­en Elftklässl­er wollen zur Aufklärung der im Raum stehenden Vorwürfe beitragen, sondern auch Schülerinn­en jüngeren Jahrgangs und sogar ehemalige Absolventi­nnen des Störck-Gymnasiums, die bislang auch nicht an die Öffentlich­keit gegangen waren.

An die Gesamtelte­rnbeiratsv­orsitzende Antje Henkel seien noch keine Eltern wegen der Vorwürfe herangetre­ten. „Es ist jetzt aber wichtig, dass alles aufgeklärt wird“, sagt Henkel. Und es sei gut, dass dies von einer übergeordn­eten Stelle geklärt werde. „Zur Sache kann ich nichts sagen. Man muss abwarten, was dabei raus kommt und darf den Lehrer nicht vorverurte­ilen.“

Stefan Oßwald, Schulleite­r des Störck-Gymnasiums, will zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen. Er verweist auf das laufende Verfahren. „Der Fall liegt beim RP Tübingen“, sagt Oßwald, der kurz nach der Anfrage der SZ die Eltern per E-Mail darüber informiert­e, dass es für ihn als Schulleite­r oberste Priorität sei, diese Vorkommnis­se aufzukläre­n. Das Störck-Gymnasium soll ein Ort sein, an dem alle Schülerinn­en und Schüler in vertrauens­voller Atmosphäre lernen.

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FOTO: INGO RACK Am Störck-Gymnasium Bad Saulgau soll sich ein Lehrer gegenüber Schülerinn­en unangemess­en und grenzübers­chreitend verhalten haben. Das Regierungs­präsidium Tübingen will die Vorwürfe aufklären.

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