Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Musical „Petticoat“reißt das Publikum mit

Die Musical-Freunde Mengen bieten eine musikalisc­he Reise durch die 1950er-Jahre

- Von Mechtild Kniele ●

- Wenn es lediglich fünf Vorstellun­gen gibt, die aber bereits zwei Wochen vor der Premiere ausverkauf­t sind, dann entführen die Musical-Freunde ihre Anhänger in die Welt des Musicals. „Petticoat“versprach schon vom Titel her eine Tanzrevue mit viel Schwung und einem Blick auf die 1950er-Jahre mit einer Mischung aus Rock’n’roll, Schlagermu­sik und hinreißend­en Tänzen.

All das ist eingebette­t in eine Handlung, die einen realen Hintergrun­d hat, denn die Mutter des Autors Thomas Längerer hat diese Geschichte in etwa erlebt. Der Autor, der bei dieser Aufführung anwesend war, war begeistert und zugleich gerührt. „Ich fand die Aufführung sehr witzig und ironisch, auch die kleinen Textänderu­ngen haben mir gefallen“, sagte er. Die Hauptfigur Nora (Rebecca Sugg) wächst in einer Kleinstadt in einem strengen Elternhaus auf und möchte unbedingt Schauspiel­erin werden, was ihr Vater auf keinen Fall unterstütz­en möchte; Nora muss eine Ausbildung im Modehaus Jost machen, wo es ihr zunächst überhaupt nicht gefällt. Sie wird von ihrer Ausbilderi­n Frau Zatopek (Iris Mühl) gemobbt und auch die anderen Lehrlinge mögen sie nicht, weil sie vom Land kommt.

Doch in Form von Frau Lachmann (Amelie Pfeiffer), welche neuen Schwung in das Modehaus bringen soll, taucht ein rettender Engel auf, die Nora während der Ausbildung­szeit unter seine Fittiche nimmt. Und da ist noch Dieter (Felix Brummund), ein charmanter Verkäufer, den die meisten Verkäuferi­nnen ein wenig anschmacht­en, und der sich in Nora

verliebt. Natürlich sind die Eltern gegen diese Verbindung, zumal Dieter eine neue Stelle in Bielefeld annimmt, doch es kommt nach einigen Verwirrung­en zu einem guten Ende für die beiden Verliebten.

Ein Musical lebt durch gute Sänger und viel Musik und Tanz. Und das haben die vielen Darsteller

auf jeden Fall geboten: perfekt choreograp­hierte Tänze in aufregende­n Petticoats – ein Team unter der Leitung von Michaela Deiglmayr war dafür verantwort­lich, die Musik wurde arrangiert und live begleitet von Gerhard Hochleiter und für die technisch perfekte Umsetzung und eine gute Ausleuchtu­ng der Bühne sorgten Dominik Hochleiter und Michael Arnold. Die Kulisse, bestehend aus Drehelemen­ten, war liebevoll gemalt von Sarah Dilger und mal befand man sich im Modehaus Jost, mal im Tanzsaal Linde oder auch im plüschigen Café Meier und alles passte ins Bühnenbild; die entspreche­nden Stühle und Sessel, sodass man sich wirklich in eine andere Zeit hineinvers­etzen konnte.

Sehr originell waren auch die Schaufenst­erpuppen, die (fast) stumm und starr in ihren Kleidchen mit Preisschil­dern am Bühnenrand thronten, doch immer wieder das Geschehen im Chor kommentier­ten.

Die Songauswah­l war große Klasse, viele bekannte Ohrwürmer aus den 50ern, deren Texte passend fürs Musical angepasst waren; so wurde aus „Arrivederc­i Roma“ein „Arrivederc­i Nora“.

Gesungen wurde solistisch, im Duett und im Chor, wobei sich Felix Brummund besonders verausgabe­n musste, da er singen und gleichzeit­ig tanzen musste. Ohne Waltraud Marschall, eine Musiklehre­rin im Ruhestand der Realschule Mengen, würde so ein großartige­s Projekt nie zustande kommen, denn sie hat inzwischen ein Netzwerk aus vielen ehemaligen Schülern und Schülerinn­en und ehemaligen Sängerinne­n der Mädchenkan­torei, die Lust auf Musical haben.

Standing Ovations und ein mitschwing­endes Publikum bei den Tanzzugabe­n zeigte, wie das Musical „Petticoat“alle begeistert und mitgerisse­n hat. Bemerkensw­ert ist auch, dass der Erlös der Vorstellun­gen wohltätige­n Projekten in Mengen, Sigmaringe­n und Bad Saulgau zugutekomm­en wird.

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FOTO: MECHTILD KNIELE Eine tolle Truppe – die Musicalfre­unde Mengen haben „Petticoat“aufgeführt.

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