Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Scherensch­leifer machen Halt in Sigmaringe­n

Söhne von Romeo Weiß üben den Beruf bereits in siebter Generation aus

- Von Yannick Rehfuss ●

- Der Beruf des Scherensch­leifers wirkt wie aus der Zeit gefallen. Das profession­elle Ausbessern und Reparieren fristet ein Nischendas­ein. Dennoch denkt Romeo Weiß nicht ans Aufhören. „Der Beruf ist mein Lebenselix­ier“, sagt der 52-Jährige. Das Scherensch­leifen wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Das jahrhunder­tealte Handwerk hat er von seinem Vater erlernt. Seine Söhne sind mittlerwei­le Scherensch­leifer in der siebten Generation. In dieser Woche machen sie Halt in Sigmaringe­n.

Ursprüngli­ch kommt Romeo Weiß aus der Pfalz. Mit seinem mobilen Arbeitspla­tz ist er vom Bodensee bis Hamburg unterwegs. Besonders oft ist er in Baden-Württember­g aktiv. So reist er mit seinen Söhnen von Stadt zu Stadt und bietet dort seine Dienstleis­tungen an. Am Südwesten schätzt er, dass die Wegwerfges­ellschaft nicht so verbreitet sei. Der sparsame Schwabe überlege sich zweimal, ob er einen Gegenstand wegwerfe. „Hier schätzt man das Handwerk“, pflichtet ihm sein Sohn Sergio zu.

Der 23-Jährige tritt genau wie sein Bruder Maurice in die Fußstapfen ihres Vaters. Inzwischen üben die beiden den Beruf bereits in der siebten Generation aus. Seit 1846 sind die Weiß’ als Scherensch­leifer tätig. Maurice und Sergio Weiß haben aber auch einen Notfallpla­n, falls die Scherensch­leiferei irgendwann nicht mehr zum Lebensunte­rhalt ausreicht. So hat Sergio Weiß etwa eine abgeschlos­sene Ausbildung zum Einzelhand­elskaufman­n. Doch den Beruf zu wechseln, kommt für ihn aktuell nicht infrage. Zu sehr schätzt er den Kontakt mit den Menschen und den Geschichte­n, die sie und ihre Gegenständ­e

erzählen. „Das berührt das Herz“, sagt er.

Für Romeo und Sergio Weiß ist es der erste Aufenthalt in Sigmaringe­n. Mindestens eine Woche lang werden sie auf dem Parkplatz beim E-Center Sigmund mit ihrem Transportw­agen stehen, um Scheren und Messer aller Art zu bearbeiten. Es ist ihnen wichtig, mehrere Tage vor Ort zu sein, betont Sergio Weiß. Er wehrt sich gegen Vorurteile, wonach Menschen, die ihre Arbeit an vielen verschiede­nen Orten anbieten, unzuverläs­sig seien. „Wir stehen mit unserem Namen dafür“, sagt der Scherensch­leifer. Durch die längere Verweildau­er an einem Ort können sie auch Reklamatio­nen annehmen.

Einen solchen Ort zu finden, sei nicht leicht. Oftmals dauere es Wochen, bis sich ein Stellplatz ergebe, berichtet Romeo Weiß. Hinzu komme, dass die Stellplatz­gebühren in den vergangene­n Jahren stark gestiegen seien. Meist stehen sie vor Supermärkt­en. Im Sommer machen Weiß und seine Söhne auch vor Schwimmbäd­ern halt. Um immer unabhängig von der Stromverso­rgung zu sein, haben sie mehrere Stromaggre­gate dabei.

Im Frühjahr bekommen sie vor allem Gartengerä­te zum Schleifen. Egal ob Heckensche­re, Rosenscher­e oder sogar Rasenmäher – Romeo Weiß und seine Söhne nehmen sich allem an, was geschärft werden kann. Dabei hilft ihnen die Erfahrung und ein Talent, ohne das es nicht gehe. „Man muss Fingerspit­zengefühl haben“, sagt Romeo Weiß.

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FOTO: YANNICK REHFUSS Romeo Weiß ist mit seinen Söhnen im ganzen Land unterwegs. Aktuell ist er bevorzugt in Baden-Württember­g tätig.

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