Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Mit Pfarrer Shinto Kattoor in seiner Heimat
Geistlicher aus Bad Saulgau tauft im indischen Nordkerala zwei Kinder und traut ein Paar
- Nur wenige Wochen nach der von Pfarrer Shinto Katttoor geleiteten Indienreise war er in der Nachosterwoche noch einmal in Indien, diesmal in seiner Heimat in Nordkerala. Er kam damit dem Wunsch seiner Familie nach, zwei Kinder zu taufen und ein Paar zu trauen. SZ-Mitarbeiter Eugen Kienzler begleitete ihn und erlebte den Teil Indiens fernab von touristischen Pfaden, dafür aber eintauchend in eine Kultur und Gesellschaft, in der nicht wirtschaftlicher Wohlstand, sondern Lebensmut, Lebensfreude, Familienzusammenhalt und eine ausgeprägte Gastfreundschaft, basierend auf einer Tiefgläubigkeit, zu Hause ist.
Nach zehn Stunden Flug und sieben Stunden Bus- und Taxifahrt war der Heimatort von Shinto Kattoor, Vattiyamthode im Distrikt Kannur im südindischen Bundesstaat Kerala, erreicht. Vattiyamthode liegt 60 Kilometer landeinwärts der Malabarküste und ist geprägt von einer vielfältigen und fruchtbaren Landschaft mit tropischen Wäldern, üppigen Plantagen mit Kokosnuss, Gummibaum, Bananen und vielerlei Früchten und Gewürzen sowie in den Höhenlagen großem Teeanbau.
Kerala gilt als der tropische Garten Indiens. Die Landwirtschaft ist die Einkommensgrundlage für die meisten Menschen. So auch für die Familie von Pfarrer Shinto Kattoor. In den meisten Familien arbeiten allerdings Angehörige im Ausland, vor allem in den Emiraten und dem Commonwealth, um das Familieneinkommen zu sichern. Im Falle der Familie Kattoor ist sein Bruder in Dubai. In Kerala leben neben Hindus und Muslimen auch zwanzig Prozent Christen, davon der größte Teil syro-malabarische Katholiken, auch Thomaschristen genannt. Schon am Tag nach der Anreise war das Fest der Taufe – in der Sprache Malayalam „Mamodeesa
Kudhaasha“genannt – der Tochter seines Bruders, der kleinen Theresa. Im Gegensatz zu unserem lateinischen Ritus beinhaltet dort der Taufakt sowohl die Taufe als auch die Firmung und die Eucharistie als Initiationssakramente. So bunt und farbenfroh wie die Kirchen außen und innen gestaltet sind, so ist auch die Zeremonie, mit viel Gesang und Symbolik von Pfarrer Shinto Kattoor zelebriert, ein wahrliches Fest der Freude über die neue Erdenbürgerin.
Genauso wichtig dann das gemeinsame Essen, das das Fest abrundete. Eine Malayalam-Hochzeit gewährt einen Einblick in den kulturellen Reichtum Keralas und spricht auch einen Europäer mit
Herz und Seele an. So auch die Hochzeit der Tochter einer Nichte von Pfarrer Shinto Kattoor. Vier Tage vor der eigentlichen Hochzeit starten die Feiern mit einem Gottesdienst zur Verlobung am Heimatort der Braut mit einem anschließenden Empfang, bei dem insbesondere die Braut im Mittelpunkt steht, und das, wie bei allen Festen, ganz ohne Alkohol. Waren es bei der Verlobung rund 500 Gäste, kamen zur Hochzeit, die traditionell am Wohnort des Bräutigams stattfindet, über 1000 Mitfeiernde. Farbenprächtig und festlich die Kleidung der Frauen, insbesondere die Saris. Die Trauungszeremonie mit viel Musik und Gesang und lebensbejahender Frömmigkeit leitete
Pfarrer Shinto Kattoor im syromalabarischen Ritus. Neben den Trauringen spielen vor allem die goldenen Hochzeitsthali um den Hals als Zeichen des Treueversprechens eine wesentliche Rolle. War die Braut bei der Trauung in ein Gewand ähnlich unserem weißen Hochzeitskleid gekleidet, erschien sie zum anschließenden Empfang und Essen im gesegneten Sari und mit den bei Indern wichtigen Accessoires, dem Goldschmuck.
Das auf einem Bananenblatt servierte Essen aus verschiedenem Fleisch, Gemüse und Reis war schmackhaft und indisch würzig – ein Hochgenuss. Für den Europäer mit Gabel und Messer. Bemerkenswert, mit welcher Geduld
und Gelassenheit die Gäste in der Hitze warteten, bis sie zum Essen an der Reihe waren. Eine weitere Taufe, eine Ausfahrt in die Berglandschaft und das Naturschutzgebiet, an den Strand von Kannur, der Besuch bei seinen früheren Mitpatres im Prämonstratenserkloster in Mananthavady und der Klosterschule in Bangalore, wo Shinto Kattoor sein Noviziat verbracht hat, füllten die Tage mit vielen Eindrücken und Begegnungen. Besonders im Gedächtnis und das Bild des Gesundheitswesens in Indien relativierend, war der Gesundheitscheck im AsterMIMS-Hospital in Kannur. Nachdem beiden beste Gesundheit attestiert worden war, konnte die Heimreise angetreten werden.