Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
19-jährige Schülerin will in den Gemeinderat
Grüne, SPD und Unabhängige Bürger wollen mehr junge und weibliche Gemeinderäte
- Die Fraktion Grüne, SPD und Unabhängige Bürger will bei der Kommunalwahl am 9. Juni vor allem junge und weibliche Kandidaten für den Gemeinderat zur Wahl stellen. Vier der 13 Kandidaten sind Frauen, die Jüngste ist mit 19 Jahren Hannah Deißinger. Als Spitzenkandidatin steht die Schülerin an erster Stelle der Liste und tritt für den Gemeinderat an.
„Ich möchte mich vor allem für junge Erwachsene einsetzen“, sagt sie. Ein Punkt sei der Ausbau von Freizeitmöglichkeiten. Als Beispiel nennt Deißinger: einen Ort schaffen, an dem sich die Jungen draußen treffen können sowie den Volleyballplatz hinter der Laucherttalschwimmhalle. „Diesen könnte man öffnen. Bisher ist er verschlossen“, so Deißinger.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist für sie der öffentliche Nahverkehr. „Ohne Auto braucht man viel Zeit und Geduld, um zum Beispiel nach Albstadt oder Reutlingen zu kommen“, sagt sie. Deißinger ist Mitglied bei der Jugendorganisation der SPD und war dort beim Landesausschuss. Dort habe sie einen großen Unterschied zwischen den Lebensschwerpunkten in Groß- und Kleinstädten kennengelernt. „Ich schaue, wie ich nach Reutlingen komme, und die sprechen übers Gendern“, sagt die 19-Jährige. Ob sie die vollen fünf Jahre im Gammertinger Gemeinderat bestreiten kann, sollte sie gewählt werden, kann sie heute noch nicht sagen. In Sigmaringen will sie nach ihrem Schulabschluss ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren. „Ich kann mich danach noch nicht fest binden, weil ich noch nicht weiß, was ich beruf lich machen möchte“, sagt Deißinger.
Sollte sie ihren Traumberuf nicht in der Region erlernen können, müsse sie Gammertingen verlassen. Deißinger hofft darauf, dass sie bei der Wahl auf Stimmen von Freunden und Gleichaltrigen zählen kann.
„Ich gehe davon aus, dass der Gemeinderat eine starke Personenstatt einer Parteienwahl wird“, sagt Wolfgang Schreiber, der für die Fraktion den Wahlkampf
organisiert und selbst zur Wahl steht. Er hoffe, dass besonders die jüngeren Kandidatinnen und Kandidaten sowie Frauen bei den Wählern punkten können. „Aktuell sind Frauen im Rat stark unterrepräsentiert“, so Schreiber. In ihrem Wahlkampf will die Fraktion unter anderem mit diesen Themen überzeugen: Kindergartengebühren so gering wie möglich halten, Fußgänger- und Fahrradinfrastruktur verbessern und die ärztliche Versorgung sicherstellen. Dazu haben sich auf der Liste 13 Kandidaten für den Gemeinderat, Kreisrat und die Ortschaftsräte aufstellen lassen. Insgesamt will die Fraktion mindestens ihre drei Sitze im Gemeinderat verteidigen und im besten Fall zwei weitere dazugewinnen. Von den aktuellen Räten Jörg Scham, Birgit Bauer und Hans Hübner stellt sich nur letzterer erneut zur Wahl. „Nach fünf Jahren sind wir in der Realität angekommen“, sagt Hübner. Der aktuelle Haushalt lasse nur wenig Spielraum zu. Gleichzeitig stehe die Stadt vor mehreren kniffligen Aufgaben: Der Neubau von St. Elisabeth, die Bebauung des Reiser-Stoll-Areals, die Schwimmbadsanierung und die Realisierung der Energiewende. „Ich möchte den Bürgerprozess Leben und Älter werden in Gammertingen wieder aufgreifen und mit Leben füllen“, so Hübner. Aktuell arbeite der Gemeinderat fraktionsübergreifend gut zusammen. Das will er weiterführen.