Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)

Ostrach wehrt sich gegen Windräder

Gemeindera­t fordert größeren Abstand zur Bebauung und sieht einige offene Fragen

- Von Julia Freyda

- Eine „planerisch­e Überfracht­ung“für Ostrach sieht der Gemeindera­t im Entwurf der Windvorran­gebiete des Regionalve­rbandes Bodensee-Oberschwab­en (RVBO). In seiner 84-seitigen Stellungna­hme fordert das Gremium die Klärung einiger Sachverhal­te.

Zwei Prozent der Landesf läche sollen bis 2025 für erneuerbar­e Energien reserviert werden. 1,8 Prozent für Wind, 0,2 Prozent für Freif lächen-Photovolta­ik. Umgesetzt wird das Ziel im Auftrag der grün-schwarzen Koalition von den Regionalve­rbänden. Die Zahlenvorg­abe gilt aber für das gesamte Gebiet, beim RVBO also für die Kreise Bodensee, Sigmaringe­n und Ravensburg.

Da die einzelnen Gemeinden unterschie­dlich gut geeignet sind, variieren auch die potenziell­en Flächen für Windparks. Deutlich zulasten der Gemeinde Ostrach: Von den fast 11.000 Hektar Fläche sind rund 1350 Hektar als Vorranggeb­iete für Wind ausgewiese­n, macht 12,4 Prozent. „Das ist für die Gemein- de Ostrach eine absolute planerisch­e Überfracht­ung“, sagt Bürgermeis­terin Lena Burth. Mit der Stellungna­hme will die Gemeinde beim Regionalve­rband eine Reduzierun­g erwirken. Unterstütz­ung hat sie dazu beim Anwalt Armin Brauns geholt, der spezialisi­ert ist auf den Kampf gegen Windkraft.

Ein Manifest gegen die Windkraft sind die 84 Seiten aber keineswegs geworden. Vielmehr werden darin die Sachverhal­te aufgegriff­en, welche die Verwaltung schon in einer früheren Sitzung vorgebrach­t hat. Auch haben Ortschafts­räte sich teilweise intensiv mit der Thematik befasst

sowie der Gemeindera­t in einer Klausurtag­ung.

Kritisiert wird in der Stellungna­hme die „völlig übereilte und damit auch oberf lächliche Raumplanun­g“. Denn das Land setze sich 2025 als Frist für Erreichen des Flächenzie­ls, der Bund aber erst 2027. In der Stellungna­hme werden daher auch offene Fragen zu den vier einzelnen möglichen Gebieten für Windkraft aufgeworfe­n.

Mit 609 Hektar liegt die größte Fläche im Wald entlang der Landesstra­ße von Ostrach und Pfullendor­f. Widersprüc­hlich sei etwa, dass ein Mobilfunkm­ast seitens

der Forstbehör­de abgelehnt wurde, Windräder dort aber möglich sein sollen. Im Regionalpl­an müssten zudem die vorhandene und geplante Hochspannu­ngsleitung der Firma Amprion berücksich­tigt werden sowie die Abstände zum Gehöft Arnoldsber­g und der Schweinema­st Kugler. Geprüft werden müsse auch eine derzeit vorhandene Hubschraub­ertiefflug­schneise.

In den Gebieten im Wagenhart vermisst die Gemeinde die Berücksich­tigung des Wildtierko­rridors, bemängelt die Umzingelun­g von Wirnsweile­r und führt unter anderem Konf likte mit

dem Kiesabbau an.

Wie Gammerting­en fordert auch die Gemeinde Ostrach einen größeren Abstand zur Bebauung. Im Entwurf des Regionalve­rbandes sind etwa zu Wohngebiet­en 850 Meter Mindestabs­tand vorgesehen, zu Einzelgehö­ften weniger. „Wir sollten auch 1000 Meter, oder sogar 1500 Meter fordern“, schlug Franz Steinhart, Ortsvorste­her von Wangen, vor. Dies nahm das Gremium in die Stellungna­hme auf. Im Laufe der Woche soll sie über den Anwalt beim RVBO eingereich­t werden, der sämtliche Einwände behandeln muss.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Der Gemeindera­t Ostrach will mit seiner Stellungna­hme die Konzentrat­ion von Windrädern auf der Gemarkung verhindern.

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