Schwäbische Zeitung (Bad Saulgau)
Bäume statt Medaillen beim Landesturnfest im Schussental
Nicht jeder Sportler beim Landesturnfest soll eine Medaille bekommen – Stattdessen werden Bäume gepflanzt
- Bislang konnte sich jede Sportlerin und jeder Sportler beim Landesturnfest auf eine Medaille freuen, als Anerkennung für die Teilnahme. Das wird in diesem Jahr, wenn das Fest im Schussental ausgetragen wird, nicht mehr so sein. Stattdessen sollen in der Region für 10.000 Euro Bäume gepf lanzt werden. Damit möchte der Schwäbische Turnerbund eine nachhaltige Erinnerung schaffen, wie dieser im Rahmen einer Pressekonferenz am Mittwoch bekannt gab.
In fünf Wochen soll das Fest stattfinden. Doch für gut ein Viertel der notwendigen Arbeiten fehlen noch Helfer. Die Veranstalter lassen sich davon nicht verunsichern. Im Gegenteil: Die Vorfreude steigt, auch unter den Bürgermeistern der fünf Städte und Gemeinden, die das Fest gemeinsam austragen.
Erstmals seit 100 Jahren richtet die Stadt Ravensburg wieder ein Landesturnfest aus. Dieses
Mal aber macht sie das zusammen mit Weingarten, Baienfurt, Baindt und Berg. Vom 30. Mai bis 2. Juni kommen im Mittleren Schussental 8300 Turner und Schwimmer zusammen.
Für jeden von ihnen hätte der Schwäbische Turnerbund gerne wieder Teilnahme-Medaillen organisiert. Doch die Erfahrung aus den vergangenen Jahren habe gezeigt, dass die Medaillen entweder gesammelt oder gar nicht abgeholt werden, sagt Markus Frank, der Präsident des Schwäbischen Turnerbunds. „Die große Wertschätzung einer Medaille ist dann teilweise untergegangen.“
Der Schwäbische Turnerbund möchte das dafür vorgesehene Budget in diesem Jahr für Bäume ausgeben. Rund 10.000 Euro kostet das Vorhaben den Verein. Markus Frank hält das für „eine gute Alternative, die nachhaltig ist und hoffentlich bestehen bleibt“. Medaillen für die Wettkampf-Sieger werde es weiterhin geben.
Insgesamt 83 Bäume sollen auf Streuobstwiesen im Mittleren
Schussental gesetzt werden. Es sind deshalb 83 Stück, weil so viele Organisationen am diesjährigen Landesturnfest im Schussental teilnehmen.
Die ersten 41 Bäume, darunter die Sorten Pf laume und Apfel, wurden bereits gepflanzt und zwar am Wiesentalgraben in Ravensburg zwischen Weststadt und Bundesstraße 30, in der Nähe vom Sportzentrum. Die restlichen Bäume sollen auf das Mittlere Schussental aufgeteilt werden. Wohin genau, steht noch nicht fest, wie der Schwäbischen Turnerbund auf Nachfrage mitteilt.
Doch zunächst muss das Fest in den Pfingstferien erst mal gestemmt werden. Das ist nur dank der Hilfe aus der Bevölkerung und den ortsansässigen Vereinen möglich, wie die Bürgermeister der teilnehmenden Städte und Gemeinde betonen. Anfangs sei es schwer gewesen, Ehrenamtliche zu finden, wie etwa für die Bewirtung in den Sportstätten. „Inzwischen merkt man, die Begeisterung nimmt zu und die Lust steigt bei allen“, sagt Simone Rürup, Bürgermeisterin von Baindt.
Doch dem Schwäbischen Turnerbund fehlen noch immer Freiwillige. Ein Viertel der Arbeitseinsätze sind noch nicht vergeben. „Das hört sich ziemlich dramatisch an, ist aber gar nicht so. Unsere Volunteer-Verantwortlichen sind fest davon überzeugt, dass wir das alles noch gefüllt kriegen“, sagt Projektleiterin Kristine Hartmann. Zu den noch offenen Einsätzen zählen nämlich auch Tätigkeiten, die nur zwei bis drei Stunden dauern.
Rund 2200 Menschen sind während des Festes im Einsatz, sei es beim Aufbau, als Betreuer der Unterkünfte oder als Kampfrichter. Der Ravensburger Bürgermeister Daniel Rapp versucht die Dimension
des Festes zu verdeutlichen: „Stellt euch vor: Rutenfest und Blutritt an einem Tag. Vermutlich muss man das Lichterfest noch obendrauf legen.“Dass das ein Sicherheitskonzept in allen umliegenden Kommunen erfordere, sei „völlig klar“. Das betont auch Weingartens Bürgermeister Clemens Moll. Mit dem großen Narrentreffen im Januar habe seine Stadt jüngst Erfahrungen gesammelt, was das Thema angeht. Mit Blick auf das Fest wünscht er sich, dass die Bevölkerung nicht nur unterstützend teilnimmt, sondern auch die gebotenen Veranstaltungen besucht und mitfeiert.