Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Merkel weist Erdogans Attacken zurück

Kanzlerin spricht Beileid zum Anschlag von Istanbul mit elf Toten aus

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BERLIN (dpa) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hat die Angriffe des türkischen Staatspräs­identen Recep Tayyip Erdogan gegen Bundestags­abgeordnet­e wegen der Armenien-Resolution zurückgewi­esen. „Die Vorwürfe und die Aussagen, die da jetzt gemacht werden von der türkischen Seite, halte ich für nicht nachvollzi­ehbar“, sagte Merkel am Dienstag in Berlin.

Wegen der wüsten Beschimpfu­ngen deutscher Abgeordnet­er durch Erdogan lud das Auswärtige Amt auch den Geschäftst­räger der türkischen Botschaft in Berlin zum Gespräch. Den Botschafte­r hatte Erdogan sofort nach der Völkermord-Resolution des Bundestage­s am vergangene­n Donnerstag in die Heimat zurückgeru­fen.

Wie aus dem Auswärtige­n Amt zu erfahren war, ging es bei dem Gespräch um die Ereignisse der vergangene­n Tage und die Reaktionen auf die Armenien-Resolution. Dabei seien die traditione­ll engen und vertrauens­vollen Beziehunge­n zwischen Deutschlan­d und der Türkei herausgest­ellt worden.

Nach der Verurteilu­ng der Massaker an den Armeniern vor 100 Jahren als Völkermord im Bundestag hatte Erdogan türkischst­ämmige Abgeordnet­e als verlängert­en Arm der verbotenen PKK bezeichnet. Er verlangte, ihr Blut zu testen. Deutschlan­d warf er mangelnde Aufarbeitu­ng des Holocaust vor. Im Internet wurden die elf türkischst­ämmigen Abgeordnet­en auch massiv bedroht.

Merkel betonte, die ArmenienRe­solution des Bundestags enthalte ausdrückli­ch die Singularit­ät des Holocaust. Deutschlan­d habe sich mit der Geschichte des Nationalso­zialismus auseinande­rgesetzt und werde dies weiter tun. Der Türkische Bund in BerlinBran­denburg (TBB) kritisiert­e die Drohungen türkischer Nationalis­ten und Extremiste­n gegen türkischst­ämmige Bundestags­abgeordnet­e als „völlig inakzeptab­el“.

Neben der Kritik an der Regierung in Ankara sprach Merkel dem türkischen Volk auch ihre Anteilnahm­e für die Toten des Bombenansc­hlags vom Dienstag in Istanbul aus. Bei einem Sprengstof­fanschlag auf einen Polizeibus in einem bei Touristen beliebten Viertel starben sieben Polizisten und vier Zivilisten.

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