Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Eine Novelle für die Großkonzer­ne

- ●» Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

Das Erneuerbar­e-Energien-Gesetz (EEG), mit dem Deutschlan­d der Stromprodu­ktion aus Sonne, Wind und Biomasse zum Durchbruch verhelfen wollte, ist ein Erfolg. Der Anteil der grünen Energie belief sich zuletzt auf mehr als ein Drittel am Strommix, zur Jahrtausen­dwende waren es gerade einmal sieben Prozent. Ein Erfolg, der teuer erkauft ist. Denn die Marktmecha­nismen sind in dem so wichtigen Zukunftsfe­ld fast ganz ausgehebel­t.

Dem Erbauer einer Anlage zur Erzeugung von erneuerbar­en Energien garantiert das EEG hohe Vergütunge­n und die Sicherheit, dass er seinen Strom vorrangig ins Netz einspeisen kann. Hunderttau­sende von kühl kalkuliere­nden Hausbesitz­ern und Unternehme­rn stiegen in die Stromprodu­ktion ein. Nun fluten vor allem an stürmische­n Sonnentage­n die Ökostrom-Anlagen den Strommarkt. Die Preise sinken, doch das muss kein Investor fürchten, weil das EEG ihn schützt. Die Folge: Die Differenz zwischen der Einspeisev­ergütung und den niedrigen Preisen, die jeder Verbrauche­r mit seiner Stromrechn­ung zahlt, steigt und steigt.

Keine Frage: Es ist nötiger denn je, dass die Stromerzeu­gung wieder an marktwirts­chaftliche­n Effizienzk­riterien ausgericht­et wird. Und wessen Aufgabe wäre es, wenn nicht die des Wirtschaft­s- und Energiemin­isters? Doch das Ausschreib­ungsprozed­ere von Sigmar Gabriels EEGNovelle, das endlich mehr Markt zurück in den Energiesek­tor bringen soll, drängt ausgerechn­et die kleinen Anbieter aus dem Geschäft. Die Genossensc­haften, Mittelstän­dler und regionalen Versorger, die die Energiewen­de bislang getragen haben, werden künftig deutlich weniger Anlagen bauen. Für sie wird der Aufwand der komplexen Ausschreib­ungsverfah­ren zu hoch sein. Profitiere­n werden Großuntern­ehmen und kapitalkrä­ftige Investoren. Dem Ziel einer dezentrale­n Energiever­sorgung kommt Gabriel nicht näher.

Aber vielleicht will Gabriel das auch gar nicht, vielleicht stehen dem Industriep­olitiker die Großkonzer­ne näher als die von bürgerscha­ftlichem Engagement getragenen Genossensc­haften.

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