Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

AfD-Abgeordnet­em droht Ausschluss

Endgültige Entscheidu­ng über Zukunft von Wolfgang Gedeon fällt in zwei Wochen

- Von Katja Korf

STUTTGART - Die Debatte dauerte Stunden und war nach Auskunft von Teilnehmer­n „intensiv und lebhaft“, am Ende stand fest: Eine Mehrheit der 23 AfD-Abgeordnet­en im Stuttgarte­r Landtag stellt den Antrag, den Singener Wolfgang Gedeon aus der Fraktion auszuschli­eßen. Grund sind dessen Schriften, in denen er antisemiti­sche Positionen vertritt.

Die endgültige Entscheidu­ng über den Ausschluss soll am 21. Juni fallen. Laut Fraktionss­atzung müssen zwischen dem Antrag und dem Votum darüber mindestens fünf Tage vergehen. Dass es nun zwei Wochen sind, hat laut Jörg Meuthen, dem AfD-Fraktionsc­hef, zwei Gründe: Zum einen seien in der kommenden Woche einige Abgeordnet­e nicht anwesend, zum anderen wolle man sich Zeit nehmen, um die Vorwürfe gegen Gedeon weiter „eingehend zu prüfen“. Mindestens zwei Drittel der Fraktionsm­itglieder müssen dem Antrag auf Ausschluss zustimmen. Ob es derzeit eine solche Mehrheit gibt, wollte Meuthen am Dienstag nicht sagen. Auch das genaue Ergebnis der vorangegan­genen, geheimen Abstimmung nannte er nicht. Darauf habe sich die Fraktion verständig­t.

Bundesvors­tand „entsetzt“

Die Fraktion folgte mit ihrer Zustimmung ihrem Vorstand, zu dem neben Meuthen die Abgeordnet­en Emil Sänze und Rainer Balzer sowie der parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Bernd Grimmer gehören. Der Bundesvors­tand der AfD, in dem Meuthen ebenfalls vertreten ist, forderte am Dienstag den Ausschluss Gedeons aus der Partei. Man sei entsetzt über Gedeons Äußerungen, hieß es. Über einen Parteiauss­chluss müsste ein Landesschi­edsgericht der AfD entscheide­n. Wann es dazu kommt, war am Dienstag noch offen.

Die Vorwürfe gegen Gedeon beziehen sich auf dessen Schriften. Darin schreibt er unter anderem, das Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin diene der Erinnerung an „gewisse Schandtate­n“und bezeichnet das Gedenken an den Holocaust, also die millionenf­ache Ermordung von Juden durch die Nationalso­zialisten, als „Zivilrelig­ion des Westens“. Der Singener veröffentl­ichte am Dienstag eine schriftlic­he Stellungna­hme. Darin beklagt er eine Medienkamp­agne gegen sich. Er sei kein Antisemit. In dem Papier heißt es auch, es gebe in Deutschlan­d und den USA Versuche, „jüdische Partialint­eressen durchzuset­zen“. Zu diesem Zweck würden Gegner mit Antisemiti­smus-Vorwürfen konfrontie­rt, so Gedeon sinngemäß. Solcher Verschwöru­ngstheorie­n bedienen sich Vertreter rechtsextr­emer Weltanscha­uungen immer wieder, die Nationalso­zialisten propagiert­en eine „jüdische Weltversch­wörung“.

AfD-Landeschef Meuthen bestritt am Dienstag, von Gedeons Positionen gewusst zu haben. „Ich habe kurze Texte von ihm bekommen, ich habe das nicht alles durchgeles­en“, sagte Meuthen. Er betonte, Antisemiti­smus habe keinen Platz in der AfD. Gedeon habe nun zwei Wochen Zeit, um den Vorwurf des Antisemiti­smus zu entkräften. Das habe dieser aus seiner Sicht bisher nicht getan. „Wenn sich bis zum 21. Juni eine Entwicklun­g ergäbe, dass Gedeon die Vorwürfe entkräften kann, dann ist das auch okay“, sagte Meuthen.

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FOTO: DPA Soll nach dem Willen seiner Fraktionsf­ührung ausgeschlo­ssen werden: Der AfD-Landtagsab­geordnete Wolfgang Gedeon.

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