Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hermann drängt weiter auf Ausbau der Gäubahn

Landesverk­ehrsminist­er kritisiert Gewichtung im Bundesverk­ehrswegepl­an

- Von Kaan S. Heck

STUTTGART - Der baden-württember­gische Verkehrsmi­nister Winfried Hermann (Grüne) will sich weiter für einen Ausbau der Gäubahn einsetzen. Dies bekräftigt­e er bei der Vorstellun­g der Stellungna­hme zum Bundesverk­ehrswegepl­an, in dem festgehalt­en wird, welche Straßen, Bahnverbin­dungen und Wasserwege in den nächsten 15 Jahren gebaut, saniert oder erweitert werden sollen. Im aktuellen Entwurf ist die Bahnstreck­e zwischen Stuttgart und Zürich nicht mehr im vordringli­chen Bedarf aufgeführt, ein Ausbau in den kommenden fünfzehn Jahren ist demnach unwahrsche­inlich geworden. Hermann zeigte sich aber zuversicht­lich, dass eine höhere Priorisier­ung des Vorhabens nachträgli­ch noch gelingen wird.

Hermann betonte, die Gäubahn müsse dringend um ein zweites Gleis erweitert werden. „Wir haben viele Unterstütz­er. Jetzt müssen wir die Abgeordnet­en in die Pflicht nehmen.“Die Strecke sei „keine Provinzbah­n durch die Büsche“, sondern die Verbindung zwischen zwei Metropolen. Deutschlan­d sei außerdem vertraglic­h an den Ausbau gebunden, so der Minister.

Kritik auch vom BUND

Allgemein sei der Schienenau­sbau, im Vergleich zu vielen anstehende­n Straßenbau­projekten, im Bundesverk­ehrswegepl­an nur „wenig bedacht“worden, kritisiert­e Hermann. Dies sei ein großes Ärgernis, auch im Hinblick auf Klimaschut­z und Nachhaltig­keit. Viele von der Landesregi­erung vorgeschla­gene Maßnahmen seien nicht berücksich­tigt worden, erklärte der Verkehrsmi­nister am Dienstag. „Das finden wir falsch.“Der „klimafreun­dliche Transport“über die Schiene müsse weiterentw­ickelt und gefördert werden, betonte Hermann.

Der Bund für Umwelt und Naturschut­z Deutschlan­d (BUND) kritisiert­e die am Dienstag vorgestell­te Stellungna­hme zum Bundesverk­ehrswegepl­an. Sie komme einer „Rolle rückwärts“in der Verkehrspo­litik des Landes gleich.

Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne) selbst sieht im aktuellen Entwurf noch einigen Nachbesser­ungsbedarf. „Wir möchten eine umwelt- und klimafreun­dliche Mobilität.“Wolle man vereinbart­e Klimaschut­zziele ernst nehmen, müsse sich der Bundesverk­ehrswegepl­an in ein „verkehrstr­ägerübergr­eifendes Mobilitäts­konzept“einfügen. Was Kretschman­n meint: Eine stärkere Gewichtung des Schienenau­sbaus.

Trotzdem sah Verkehrsmi­nister Hermann in der hohen Zahl der in den Entwurf übernommen­en Straßenbau­projekte einen „Grund zur Freude“. 157 Projekte machten es möglich, die Hauptverke­hrsachsen im Land in den kommenden Jahren zu stärken. Das Problem am bisherigen Entwurf sei allerdings die fehlende Priorisier­ung. So gebe es „keine nachvollzi­ehbaren Kriterien“, nach denen die einzelnen Bauprojekt­e gewichtet würden. „Da muss der Bund noch was tun“, sagte Hermann.

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