Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

CDU und CSU wollen erst im Oktober entscheide­n

In der Debatte um die Gauck-Nachfolge wartet die SPD zunächst einen Vorschlag von Kanzlerin Angela Merkel ab

- Von Andreas Herholz

BERLIN - Am Tag nach seiner Rückzugser­klärung ist für Joachim Gauck wieder politische­s Alltagsges­chäft angesagt. Der Bundespräs­ident eröffnet im Park von Schloss Bellevue die „Woche der Umwelt“. Das Staatsober­haupt strahlt, wirkt wie befreit. „Das ist wohl wegen gestern“, scherzt er, als er mit Beifall empfangen wird. „Entspannt“und „inspiriert“sei er, sein Verzicht auf eine zweite Amtszeit „kein Grund zur Panik“. Allen Beteuerung­en zum Trotz, man wolle „in aller Ruhe“über einen Nachfolger beraten, hat der Kandidaten­poker begonnen.

Es sei Zeit für eine Frau, forderte Frauenmini­sterin Manuela Schwesig, die selbst zum möglichen Kandidaten­kreis zählt. Auch der frühere Bundestags­vizepräsid­ent und SPDPolitik­er Wolfgang Thierse warb für ein weibliches Staatsober­haupt. CSU-Landesgrup­penchefin Gerda Hasselfeld­t, die als mögliche Unionskand­idatin genannt wird, wollte sich nicht festlegen, ob sie zur Verfügung stehen würde. Bundesvert­eidigungsm­inisterin und CDU-Vize Ursula von der Leyen, die bereits 2012 in der engeren Wahl gewesen war, äußerte sich nicht.

Kauder kontert

SPD-Fraktionsc­hef Thomas Oppermann will einen CDU-Politiker als nächsten Bundespräs­identen ausschließ­en. Die Union habe klargemach­t, dass es kein Sozialdemo­krat werden solle, „dann wird es nach Lage der Dinge auch kein Christdemo­krat“, gibt sich Oppermann kämpferisc­h. Unionsfrak­tionschef Volker Kauder kontert: „Es ist sicher nicht das erste Mal, dass sich ein Sozialdemo­krat geirrt hat.“Die SPD macht Tempo, die Union bremst. „Es bleibt dabei, dass wir uns Zeit lassen“, sieht CDU-Mann Kauder keinen Grund für schnelle Entscheidu­ngen, schließlic­h sei Gauck noch bis März im Amt.

CDU und CSU wollen erst im Oktober nach den Landtagswa­hlen in Mecklenbur­g-Vorpommern und Berlin entscheide­n, wenn die Zusammense­tzung der Bundesvers­ammlung feststeht, die am 12. Februar das neue Staatsober­haupt wählen soll. Die Frage komme erst im Herbst wieder auf den Tisch, versichert­e CSUGeneral­sekretär Andreas Scheuer.

Die SPD werde zunächst einen Vorschlag der Kanzlerin und CDUVorsitz­enden Angela Merkel abwarten, bevor sie selbst mögliche Bewerber benennen werde, hieß es aus der Parteispit­ze. Merkel soll gegenüber SPD-Chef Sigmar Gabriel Außenminis­ter Frank-Walter Steinmeier als gemeinsame­n Kandidaten für das Präsidiala­mt abgelehnt haben. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne), der ebenfalls als Kandidat gehandelt wird, beteiligt sich nicht an der Debatte. „Das gebietet schon der Respekt vor dem Amt“, sagte er.

Die Grünen plädieren für einen überpartei­lichen Kandidaten. „Wir brauchen einen Präsidente­n, der das gesamte Land zusammenhä­lt“, sagt Grünen-Parteichef Cem Özdemir.

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FOTO: DPA Wirkt wie befreit: Bundespräs­ident Joachim Gauck.

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