Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Verbündete üben Verteidigu­ng der Ostflanke

Militärübu­ng in Polen demonstrie­rt Stärke – Scharfe Kritik aus Moskau

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ULM (mö) - Mit einer Demonstrat­ion der Stärke und der Präsenz hat am Dienstag das Manöver „Anakonda 2016“in Polen begonnen: 2000 polnische, britische und amerikanis­che Fallschirm­jäger sprangen nahe Thorn im Nordwesten Polens ab. An dem Manöver unter polnischer Führung nehmen neben Truppen aus Nato-Staaten auch Soldaten aus Partnerlän­dern wie Schweden, Georgien und der Ukraine teil. Bis zum 17. Juni werden 31 000 Soldaten „die Fähigkeit der Allianz testen, ihre Ostflanke zu verteidige­n“, wie Polens Verteidigu­ngsministe­r Antoni Macierewic­z erklärte.

Das Manöver mit 3000 Fahrzeugen und Panzern, 105 Flugzeugen und Hubschraub­ern sowie zwölf Schiffen ist auf einen verdeckten Angriff ausgelegt, und nicht auf eine offizielle Kriegserkl­ärung. Eine ähnliche Taktik hatte Russland bei der Annexion der ukrainisch­en Halbinsel Krim angewandt. Das Manöver hat wegen des angespannt­en Verhältnis­ses zu Russland vier Wochen vor dem Nato-Gipfel in Warschau besondere Brisanz. Am liebsten würden die Regierunge­n der vier Nato-Staaten Polen, Estland, Litauen und Lettland dauerhaft Nato-Soldaten in ihren Ländern stationier­t sehen. Polen sieht sich eng mit der Ukraine verbunden, Estland und Lettland haben starke russische Minderheit­en.

Kritik an dem Manöver kam am Dienstag aus Moskau: „Die Übung trägt nicht zu einer Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit bei“, sagte der Sprecher des russischen Präsidente­n Wladimir Putin, Dmitri Peskow. Es gebe noch immer ein „gegenseiti­ges Vertrauens­defizit“.

Dagegen argumentie­rt der Aalener Bundestags­abgeordnet­e und Wehrexpert­e Roderich Kiesewette­r (CDU): „Man muss bei der Bewertung des Manövers ,Anakonda 2016‘ beachten, dass Russland oft und dann mit 50 000 bis 60 000 Mann übt, fast wöchentlic­h den Luftraum der baltischen Staaten verletzt, Truppen an seine Westgrenze verlegt hat und den Osten der Ukraine destabilis­iert.“Zur deutschen Rolle sagte Kiesewette­r der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Deutschlan­d drängt auf Mäßigung und wird keine Bundeswehr­einheiten an der Nato-Ostgrenze stationier­en. Und auch bei ,Anakonda 2016‘ sind nur einige Hundert Bundeswehr­soldaten dabei.“

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FOTO: DPA Das Manöver-Konzept sieht einen verdeckten Angriff vor.

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