Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ältere Menschen sind optimistischer denn je
Deutschland altert. Jungen, die heute geboren werden, haben eine Lebenserwartung von 78 Jahren, bei Mädchen sind es sogar 83 Jahre. Eine neue LangzeitStudie für das Bundesfamilienministerium analysiert die Lage der 40- bis 85-Jährigen und kommt zu einem überraschenden Befund.
Menschen mittleren bis hohen Alters sind heute aktiver, gesünder und zuversichtlicher denn je. „Die Angst vor dem Älterwerden schwindet“, sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) am Dienstag. Immerhin: Vier von fünf Menschen über 70 sehen ihr Leben in Deutschland positiv. Hier sind die wichtigsten Befunde der Studie:
Immer mehr Ältere arbeiten. Der Anteil der 40- bis 65-jährigen mit Job stieg seit 1996 von 60,2 auf 74,1 Prozent. Auch der Anteil der erwerbstätigen Rentner hat sich vergrößert, von 5,1 auf 11,6 Prozent. Sie arbeiten vor allem in Teilzeitjobs oder als Selbstständige. Immer mehr Berufstätige wollen bis zur Regelaltersgrenze arbeiten und oft auch darüber
Arbeit und Rente:
hinaus. Der Anteil derer, die mit 60 oder früher in Rente gehen wollen, sank von mehr als 50 Prozent auf zuletzt 14,9 Prozent. Immer mehr Ältere waren direkt vor dem Renteneintritt arbeitslos.
Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Pflege:
Auch wenn die Frauenerwerbstätigkeit steigt: Die Hausarbeit wird immer noch zumeist von Frauen geleistet. Und immer häufiger übernehmen sie laut Studie auch die Pflege von Angehörigen. Großeltern betreuen immer häufiger ihre Enkelkinder, um ihre erwachsenen Kinder zu entlasten, haben daneben aber oft noch einen Job.
Der Report belegt, dass Eltern und ihre erwachsenen Kinder immer weiter voneinander entfernt wohnen. Aber der Austausch bleibt intensiv. 80 Prozent der Eltern haben mindestens einmal in der Woche Kontakt zu ihren ausgezogenen und erwachsenen Kindern. Rat, Trost und Beistand erfahren Ältere zunehmend von Menschen außerhalb der Familie – von Freundinnen und Freunden, mit denen sie auch regelmäßig ihre Freizeit teilen. Fast die Hälfte aller Älteren hat darüber
Soziale Kontakte:
hinaus engen Kontakt zu Nachbarn. In Großstädten ist der Anteil jedoch deutlich geringer.
Männer haben laut der Studie nach wie vor höhere Einkommen als Frauen, Westdeutsche haben höhere Löhne als Ostdeutsche. Für das Wohnen geht ein immer höherer Anteil des monatlichen Einkommens drauf. 1996 waren es 27,9 Prozent, zuletzt 35,1 Prozent. Besonders hoch sei die Mietbelastung für ältere alleinlebende Frauen.
87 Prozent der Deutschen halten ihren Gesundheitszustand für gut. Bemerkenswert: 40- bis 85-Jährige treiben heute häufiger Sport als noch vor zwanzig Jahren. Das zeigt sich besonders bei den Älteren. Zwischen 1996 und 2008 waren elf beziehungsweise 14 Prozent der 78- bis 83-Jährigen sportlich aktiv. Heute sind es 24 Prozent.
Schwesig zieht ein positives Fazit. Doch gebe es noch viel zu tun. So zeige sich, dass sozial abgehängte Frauen und Männer mit geringer Bildung im Alter Probleme hätten. Außerdem gebe es die „Dreifachbelastung“vieler Frauen im Job, in der Familie und bei der Pflege Angehöriger.
Einkommen:
Gesundheit/Freizeit: