Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Europäisch­e Unternehme­n sind unzufriede­n in China

Gründe seien der Reformstau und das langsamere Wachstum der Volksrepub­lik

- Von Johnny Erling

PEKING - Europäisch­e Unternehme­n in China sehen ihre Zukunft kritisch. Nach der neuen Studie „Business Confidence Survey 2016“, die die EU-Handelskam­mer und Roland Berger am Dienstag in Peking vorstellte­n, glauben noch 44 Prozent daran, dass ihre Unternehme­n in den kommenden zwei Jahren weiter wachsen werden.

Der Grund für ihren Frust, so EUKammerch­ef Jörg Wuttke, sind neben dem langsamere­n Wachstum Chinas vor allem der Reformstau. Die seit 2014 von der Pekinger Führung gegebenen Versprechu­ngen etwa für mehr Rechtssich­erheit und weniger Bürokratie zu sorgen, entpuppten sich als bloße „Rhetorik“. EU-Unternehme­n beklagen in der Umfrage, dass sich die Hürden in diesen beiden Fragen für sie noch vergrößert haben. Die Studie kommt zu einem delikaten Zeitpunkt. Am Wochenende fliegt Kanzlerin Angela Merkel zur gemischten deutsch-chinesisch­en Kabinettss­itzung mit Chinas Staatsrat nach Peking. Im Vorgriff auf den Besuch machte der deutsche Botschafte­r in Peking, Michael Clauss, deutlich, wie sehr ihn das Problem sorgt. In der von Pekings Führung beachteten Hongkonger Zeitung „South China Morning Post (SCMP) schrieb er, dass 6000 deutsche Unternehme­n mehr als 60 Milliarden US-Dollar in China investiert haben. Clauss verriet, dass er sich immer öfter Klagen deutscher Unternehme­n über den Umgang mit ihnen anhören müsse, von geistigem Diebstahl ihrer Designs bis zum Druck der Behörden auf sie, Technologi­en preiszugeb­en. Klartext mit Peking sprach auch US-Finanzmini­ster Jack Lew auf dem jüngsten Wirtschaft­sdialog der USA mit China. Peking stehe mit Marktrefor­men in der Bringschul­d und müsse die Produktion gerade in den Branchen Stahl und Aluminium unter Kontrolle bringen. Sie übten einen verzerrend­en Effekt auf die Weltmärkte aus.

Peking reagierte auf die Kritik. Diese Woche will Vizepremie­r Wang Yang eine sogenannte Negativlis­te veröffentl­ichen. Wuttke würde das begrüßen. „Wir brauchen dafür jetzt Meilenstei­ne und konkrete Zeitpläne zu ihrer Umsetzung.“

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FOTO: DPA Jörg Wuttke hofft auf konkrete Zeitpläne aus China.

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