Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Krise in der Türkei betrifft auch deutsche Firmen
RAVENSBURG (eva) - Die deutschen Unternehmen in der Türkei sind von der aktuellen politischen Krise offenbar doch stärker betroffen als ursprünglich angenommen. Jan Nöther, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutsch-türkischen Industrieund Handelskammer in Istanbul sagte der „Schwäbischen Zeitung“, auch diejenigen Unternehmen, die schon lange in der Türkei präsent sind, würden sich Gedanken machen: „Seit der Verabschiedung der Armenien-Resolution habe ich einige Unternehmenslenker aus den Bereichen Energie und Infrastruktur getroffen, die skeptisch sind, inwieweit sie von den Folgen der neuen politischen Krise betroffen sein werden“, so Nöther.
Am Tag der Resolution hatte Nöther im Interview mit der „Schwäbischen Zeitung“gesagt, der Konflikt ziehe an den Unternehmen „geräuschlos vorbei“. Jetzt stellte er jedoch fest, dass der Vorgang anders als frühere Krisen „direkt die Bevölkerung“betreffe. Viele Türken seien empört über die Resolution und würden die Deutschen kritischer sehen als bisher. Dennoch überwiege die Zuversicht, was die Zusammenarbeit mit türkischen Partnern vor Ort angeht. Als Beispiel nannte er den Energieversorger EnBW, der in der Türkei Windparks gemeinsam mit dem türkischen Partner Borusan betreibt. Die Unternehmensführung rechne vorerst nicht mit Veränderungen.