Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
ZF will mehr Flexibilität von Mitarbeitern
Management nennt konkrete Maßnahmen zur Kostensenkung - Betriebsrat: Belegschaft fühlt sich provoziert
FRIEDRICHSHAFEN (mh) - Weniger Geld, flexiblere Arbeitszeiten: Die ZF Friedrichshafen AG hat erstmals konkrete Vorschläge gemacht, wie die – nach Ansicht des Managements – zu hohen Kosten am Konzernsitz Friedrichshafen gesenkt werden könnten. Im Gegenzug werden Investitionen und eine Beschäftigungssicherung in Aussicht gestellt.
Die Vorschläge der Standortleitung und der Personalabteilung sind am Dienstag via Intranet und als Aushang am Schwarzen Brett verbreitet worden und sorgten unter den rund 8800 ZFlern in Friedrichshafen für reichlich Gesprächsstoff. Seit April verhandeln Unternehmen und Betriebsrat über eine Vereinbarung zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Hintergrund ist die Tatsache, dass der LKW-Hersteller MAN seine Getriebe ab 2017 schrittweise selbst bauen und nicht mehr von ZF kaufen wird.
Diese Entscheidung könnte mittelfristig bis zu 1200 Jobs bei ZF kosten, wenn keine Alternative gefunden wird. Das Unternehmen, das sich zum konkreten Stand der Verhandlungen nicht inhaltlich äußern wollte, hatte zudem mehrfach betont, die Kosten am Standort Friedrichshafen – der von der Fertigung von Nutzfahrzeuggetrieben und von der Produktentwicklung geprägt ist – seien zu hoch. Dies wird auch in der internen Nachricht vom Dienstag bekräftigt. Demnach erschwerten die bestehenden Kostenstrukturen neue Aufträge. Dies gelte auch für die Entwicklungskosten im konzerninternen Vergleich.
Konkret schlägt ZF vor, die weithin geltende übertarifliche Bezahlung, Zusatz- und übertarifliche Leistungen zu senken, Gehaltseingruppierungen zu überprüfen und die Produktion vor allem durch neue Schichtmodelle flexibler zu machen. Auch im Entwicklungsbereich sei flexiblere Arbeitszeit denkbar. Im Gegenzug biete man Investitionszusagen unter anderem zum Aufbau neuer Geschäftsfelder, eine Qualifizierungsoffensive und eine Beschäftigungssicherung an.
Ein Betriebsrat sagte auf Nachfrage der Schwäbischen Zeitung, die Belegschaft werte die Liste als „unglaubliche Provokation“.