Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Dreistes Geschäft mit EM-Fanartikeln
Gefälschte Trikots können mit Schadstoffen belastet sein, warnen Verbraucherschützer
BERLIN - Zur Fußball-EM gibt es wieder mehr Billigtrikots und Bälle. Auch bei Amazon und Ebay tauchen immer wieder Plagiate auf. Die Textilien können Schadstoffe enthalten.
Im Shop auf der Webseite des Deutschen Fußballbundes (DFB) gibt es für jeden Anlass das passende Trikot der Nationalmannschaft. Ob zum Aufwärmen, für Auswärts- oder Heimspiele. Alle sehen anders aus. So lässt sich der Umsatz mit der Fankleidung steigern. Immerhin kostet das Dress, mit dem Trainer Joachim Löw seine Männer auf das Feld schickt, stolze 84,95 Euro. Der Originalball des EM-Veranstalters schlägt sogar mit 139,95 Euro zu Buche. Kein Wunder, dass Fans nach preiswerteren Einkaufsmöglichkeiten suchen.
Fündig werden die Fußballfreunde beim Onlinehändler Amazon. Der günstigste Anbieter will nur 48,40 Euro für das Trikot. Ein Ball ist gar schon ab 16,50 Euro im Angebot. Von den Originalen gibt es auch Bilder. Doch das bedeutet nicht, dass es auch bei der Ware in allen Shops mit rechten Dingen zugeht. Das stellt zumindest das Markenschutzunternehmen Netnames fest. „Auch bekannte Plattformen wie Ebay und Amazon sind nicht frei von Fälschungsangeboten“, sagt dessen Sprecher André Stadelmaier. Vor allem Bälle und Trikots würden von Kriminellen gerne nachgemacht und auch sonst „alles, was ein Markenzeichen trägt“.
Fälschungen schwer zu erkennen
Auch bei Straßenhändlern rund um die Stadien werden immer wieder Plagiate gefunden, die zum Teil für ein paar Euro angeboten werden. Daran konnten Fans Fälschungen bisher am ehesten erahnen. Das hat sich inzwischen geändert. Die Kriminellen haben dazugelernt, wie der Zoll feststellen musste. „Die gefälschten Trikots sind nur ein wenig billiger“, sagt der Behördensprecher Wolfgang Schmitz. Dadurch wirken sie wie legale Sonderangebote.
Die Fahnder des Zolls können Kopien anhand geheim gehaltener Kennzeichnungen erkennen. Der Fan als Käufer kann dies in der Regel nicht sofort. Erst wenn der Stoff nach der ersten Wäsche seine Farben verliert oder sich Nähte auflösen, zeigt
ANZEIGEN sich die mindere Qualität der Billigprodukte. Das geht sogar so weit, dass die Podukte gesundheitlich bedenklich sein können. „Viele der ‚Sonderangebote‘ sind mit gefährlichen Giftstoffen belastet“, warnt Stadelmaier.
Davon ist auch Kerstin Etzenbach-Effers von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen überzeugt. Sie rät gleich aus mehreren Gründen vom Kauf offensichtlicher Plagiate ab. „Die Herkunft kann nicht rückverfolgt werden, es können Schadstoffe darin enthalten sein und die sozialen Bedingungen bei der Produktion sind in der Regel schlechter als bei regulären Waren“, sagt die Expertin. Wer die kriminelle Energie zum Fälschen aufbringe, schere sich auch wenig um die chemische Belastung der Plagiate.
Ein sicherer Weg zu regulärer Ware ist der Kauf beim Inhaber der Markenrechte, zum Beispiel bei DFB oder bekannten Markenhändlern. Ansonsten gibt es laut Stadelmaier beim Kauf im Internet ein paar Vorsichtsmaßnahmen gegen Fälscher. So sollten die Kunden stutzig werden, wenn die Webadresse des Anbieters noch nicht sehr lange angemeldet ist. Das kann man über das Portal www.who.is erfahren. Ein Indiz für seriöse Händler sei zudem die Verwendung eines Sicherheitszertifikates zur Verschlüsselung der Daten. Dies erkennt der Kunde am Symbol eines Vorhängeschlosses in der Adresszeile des Browsers.
Nachgemachte Tickets im Umlauf
Betrügereien im Internet rund um die Europameisterschaft nehmen derzeit nach Beobachtung von Netnames erheblich zu. „Gefahr droht vor allem durch fünf besonders weit verbreitete Betrugsmaschen“, warnt das Unternehmen. Neben gefälschten Fanartikeln sind auch nachgemachte Tickets im Angebot. Eine Suchmaschine zeigte den Experten elf Millionen Kartenangebote an, bei offiziell nur 1,8 Millionen verkauften Tickets. Die Gewinnspannen der Betrüger sind erheblich – bei Preisen von bis zu 2500 Euro für eine Karte. Die Gefahr, nicht ins Stadion zu kommen, sei bei allen Angeboten aus zweiter Hand groß, darum rät Netnames von solchen Käufen ab.
Eine weitere Masche sind inoffizielle EM-Apps für das Smartphone, die kurz vor dem Turnier angeboten werden. Wenn dahinter kein etablierter und bekannter Anbieter steht, könnte es sich um eine mit Viren oder Schadprogrammen ausgestattete Software handeln. Gefälscht oder zumindest nachgeahmt werden auch die offiziellen Webseiten der Sponsoren. Hier geht es meist darum, die Besucher auszuspionieren oder ihnen Schadprogramme unterzujubeln. Schließlich ist Wettbewerb auch Hochkonjunktur für Sportwetten. Neben den seriösen Glücksspielunternehmen bieten auch dubiose Firmen Einsätze in Bitcoins an, die unabhängig von den Spielergebnissen am Ende verloren sind.