Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Klassiker trifft auf Zombies
Neu im Kino: Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“in einer blutrünstigen Version
Jane Austens Klassiker wurde schon oft verfilmt – aber so gewiss noch nie: „Stolz und Vorurteil“lässt im England des 19. Jahrhunderts nicht nur Temperamente und Klassenunterschiede aufeinanderprallen, sondern fügt der Handlung auch noch hordenweise Untote hinzu.
Es gibt einen recht einfachen Test, um herauszufinden, ob „Stolz und Vorurteil & Zombies“die richtige Wahl für das abendliche Kinoprogramm ist: Wem bereits der Titel ein Lächeln entlockt, der könnte auf seine Kosten kommen, wer darauf nur mit Kopfschütteln reagiert, sollte vielleicht besser ein anderes Ticket lösen. Denn der Film hält letztlich genau, was er verspricht: Eine im Kern recht werkgetreue Adaption des so berühmten wie beliebten Gesellschaftsromans, nur, dass Austens England hier eben von marodierenden Zombiehorden bedroht ist.
Dabei hat Mrs. Bennet (Sally Phillips) eigentlich schon genügend Sorgen: Von ihren fünf Töchtern ist noch keine verheiratet. Verschärft wird die Situation dadurch, dass das Familiengut nur in der männlichen Linie vererbt werden darf. Mr. Bennet hatte allerdings zuerst andere Prioritäten im Sinne und ließ alle Töchter den Anforderungen der Zombiezeiten entsprechend in fernöstlicher Kampfkunst trainieren. Das Problem dabei: Die Töchter beherrschen „nur“chinesische Kampfkunst, die wahrlich gehobene Gesellschaft schwört aber auf die japanische Ausbildung.
Der Humor funktioniert
Umso eifriger ist Mrs. Bennet bedacht, die Töchter mit dem reichen neuen Nachbarn Mr. Bingley (Douglas Booth) bekannt zu machen. Dieser findet tatsächlich an Jane (Bella Heathcote) Gefallen – sein Mentor Mr. Darcy (Sam Riley aus „Control“) stößt allerdings die selbstbewusste zweitälteste Schwester (Lily James aus „Cinderella“) mit seiner Arroganz umgehend vor den Kopf. Reichlich Gefühlswirrungen also – und währenddessen drohen die blutrünstigen Zombies in England immer stärker zu werden .
Die Buchvorlage stammt von Seth Grahame-Smith, dessen etwas anderer Blick auf die amerikanische Geschichte „Abraham Lincoln, Vampire Hunter“bereits verfilmt wurde. Regie führte Burr Steers, dessen Heranwachsenden-Satire „Igby“ein absoluter Geheimtipp ist.
Sein neuer Film schnitt schwach an den Kinokassen in den USA ab, wohl, weil die Schnittmenge der Zielgruppen doch etwas zu gering ist. Zombiefans könnten sich an den umfangreichen Dialogen und unterschiedlich gut gelungenen Effekten stören. Anhänger des Romans werden dagegen wohl vom Titel abgeschreckt – obwohl sie, die nötige Offenheit vorausgesetzt, hier durchaus gut unterhalten werden könnten.
Denn der Film macht vieles richtig: Zum einen stellt er ein von Zombies bedrohtes England als natürlichste Sache der Welt dar, denn nur so kann der Humor hier funktionieren. Auch die Dialoge entsprechen dem schlagfertigen Geist der ursprünglichen Vorlage – und werden dazu von einer herausragenden Darstellerriege vorgetragen. Lily James liefert sich mit Sam Riley leidenschaftlicheWortgefechte. Lena Headey, die Cecei aus Game of Thrones, gibt auch als Zombiejägerin mit Augenklappe eine unbeugsame Figur ab.
Dennoch könnte das unbefriedigende Einspielergebnis für weitere Umsetzungen von „Mashup“-Romanen, bei denen unterschiedlichste Genres miteinander vermischt werden, wenig Chancen bedeuten. Schade, denn zumindest „Sense and Sensibility and Sea Monsters“hätte man noch durchaus gerne auf der Leinwand gesehen.