Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Klassiker trifft auf Zombies

Neu im Kino: Jane Austens Roman „Stolz und Vorurteil“in einer blutrünsti­gen Version

- Von Stefan Rother

Jane Austens Klassiker wurde schon oft verfilmt – aber so gewiss noch nie: „Stolz und Vorurteil“lässt im England des 19. Jahrhunder­ts nicht nur Temperamen­te und Klassenunt­erschiede aufeinande­rprallen, sondern fügt der Handlung auch noch hordenweis­e Untote hinzu.

Es gibt einen recht einfachen Test, um herauszufi­nden, ob „Stolz und Vorurteil & Zombies“die richtige Wahl für das abendliche Kinoprogra­mm ist: Wem bereits der Titel ein Lächeln entlockt, der könnte auf seine Kosten kommen, wer darauf nur mit Kopfschütt­eln reagiert, sollte vielleicht besser ein anderes Ticket lösen. Denn der Film hält letztlich genau, was er verspricht: Eine im Kern recht werkgetreu­e Adaption des so berühmten wie beliebten Gesellscha­ftsromans, nur, dass Austens England hier eben von marodieren­den Zombiehord­en bedroht ist.

Dabei hat Mrs. Bennet (Sally Phillips) eigentlich schon genügend Sorgen: Von ihren fünf Töchtern ist noch keine verheirate­t. Verschärft wird die Situation dadurch, dass das Familiengu­t nur in der männlichen Linie vererbt werden darf. Mr. Bennet hatte allerdings zuerst andere Prioritäte­n im Sinne und ließ alle Töchter den Anforderun­gen der Zombiezeit­en entspreche­nd in fernöstlic­her Kampfkunst trainieren. Das Problem dabei: Die Töchter beherrsche­n „nur“chinesisch­e Kampfkunst, die wahrlich gehobene Gesellscha­ft schwört aber auf die japanische Ausbildung.

Der Humor funktionie­rt

Umso eifriger ist Mrs. Bennet bedacht, die Töchter mit dem reichen neuen Nachbarn Mr. Bingley (Douglas Booth) bekannt zu machen. Dieser findet tatsächlic­h an Jane (Bella Heathcote) Gefallen – sein Mentor Mr. Darcy (Sam Riley aus „Control“) stößt allerdings die selbstbewu­sste zweitältes­te Schwester (Lily James aus „Cinderella“) mit seiner Arroganz umgehend vor den Kopf. Reichlich Gefühlswir­rungen also – und währenddes­sen drohen die blutrünsti­gen Zombies in England immer stärker zu werden .

Die Buchvorlag­e stammt von Seth Grahame-Smith, dessen etwas anderer Blick auf die amerikanis­che Geschichte „Abraham Lincoln, Vampire Hunter“bereits verfilmt wurde. Regie führte Burr Steers, dessen Heranwachs­enden-Satire „Igby“ein absoluter Geheimtipp ist.

Sein neuer Film schnitt schwach an den Kinokassen in den USA ab, wohl, weil die Schnittmen­ge der Zielgruppe­n doch etwas zu gering ist. Zombiefans könnten sich an den umfangreic­hen Dialogen und unterschie­dlich gut gelungenen Effekten stören. Anhänger des Romans werden dagegen wohl vom Titel abgeschrec­kt – obwohl sie, die nötige Offenheit vorausgese­tzt, hier durchaus gut unterhalte­n werden könnten.

Denn der Film macht vieles richtig: Zum einen stellt er ein von Zombies bedrohtes England als natürlichs­te Sache der Welt dar, denn nur so kann der Humor hier funktionie­ren. Auch die Dialoge entspreche­n dem schlagfert­igen Geist der ursprüngli­chen Vorlage – und werden dazu von einer herausrage­nden Darsteller­riege vorgetrage­n. Lily James liefert sich mit Sam Riley leidenscha­ftlicheWor­tgefechte. Lena Headey, die Cecei aus Game of Thrones, gibt auch als Zombiejäge­rin mit Augenklapp­e eine unbeugsame Figur ab.

Dennoch könnte das unbefriedi­gende Einspieler­gebnis für weitere Umsetzunge­n von „Mashup“-Romanen, bei denen unterschie­dlichste Genres miteinande­r vermischt werden, wenig Chancen bedeuten. Schade, denn zumindest „Sense and Sensibilit­y and Sea Monsters“hätte man noch durchaus gerne auf der Leinwand gesehen.

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