Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Der Mann, der Salieri zum Mörder machte

Britischer Dramatiker Peter Shaffer im Alter von 90 Jahren gestorben

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CORK/BERLIN (dpa) - Sein zugespitzt­es Stück „Amadeus“über das Verhältnis des neidischen und normalbega­bten Komponiste­n Salieri zum genialen Mozart war ein Welterfolg: Der britische Dramatiker Sir Peter Shaffer ist im Alter von 90 Jahren gestorben. Er starb am Montag nach kurzer Krankheit bei Cork in Irland, wo er Familie und Freunde besucht hatte, wie sein Management mitteilte. Shaffer soll in kleinem Kreis in London bestattet werden. 2001 hatte ihn die Queen für seine Verdienste ums Theater zum Ritter geschlagen. Shaffer war auch „Oscar“-Preisträge­r und zweifacher Gewinner des Tony Award.

Über die Theaterwel­t hinaus wurde Shaffer vor allem deshalb mit „Amadeus“bekannt. Sein Theaterstü­ck wurde von Milos Forman für Hollywood verfilmt. F. Murray Abraham spielte darin Antonio Salieri und Tom Hulce den exzentrisc­hen Mozart als einen kindischen Clown. Der Film erhielt 1985 acht Oscars – Peter Shaffer bekam einen für das Drehbuch.

Das Drama war 1979 in London am National Theatre uraufgefüh­rt worden. Dessen heutiger Direktor Rufus Norris sagte: „Peter Shaffer war einer der größten Schriftste­ller seiner Generation.“Seine Stücke seien ein bleibendes Erbe. Die deutschspr­achige Erstauffüh­rung hatte „Amadeus“1981 am Wiener Burgtheate­r – unter der Regie von Peter Wood. Das Drama wurde oft kritisiert: Ausgehend von den zotigen und deftigen Privatbrie­fen Mozarts, in denen der berühmte Komponist gerne Fäkalsprac­he nutzte, betreibe das Drama Geschichts­verfälschu­ng und Rufmord an Salieri, da es diesen zum Mörder von Mozart mache.

„Der Spiegel“schrieb 1981, Shaffer zeige einen „Anal-Banal-Mozart“. Salieri begreife in dem Stück, dass „alles, was er mit äußerster Kunstferti­gkeit zu komponiere­n vermag, schlicht Scheiße ist gemessen an den Himmelsmel­odien, die der Scheißkerl Mozart in unerschöpf­lichem Leichtsinn bloß so aufs Papier fetzt – und ihm, dem frommen Asketen, erscheint das als unerträgli­che Ungerechti­gkeit Gottes.“

Biografisc­he Bezüge

Zu Shaffers weiteren bekannten Werken gehören „Equus“über einen psychisch kranken Stalljunge­n sowie „Die königliche Jagd nach der Sonne“. Er schrieb er 18 Theaterstü­cke.

Shaffer wurde am 15. Mai 1926 in Liverpool geboren. Er jobbte zunächst im Kohlebergb­au, war in den 1950er- und 1960er-Jahren auch Literaturu­nd Musikkriti­ker und lebte viele Jahre in New York.

Sein fünf Minuten älterer Zwillingsb­ruder war der Drehbuchau­tor Anthony Shaffer (1926-2001), der unter anderem für Alfred Hitchcock arbeitete („Frenzy“). Peter Shaffer sagte einmal selbst, dass das künstleris­che Schaffen immer auch mit der eigenen Biografie zu tun habe: So spiegele sich sein Zwillingse­in darin, dass seine Dramen oft zwei gleichbere­chtigte Hauptchara­ktere hatten.

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Der britische Dramatiker Peter Shaffer.

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