Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Alles aus Zucker

Mit ihren Designer-Torten liegt die Düsseldorf­erin Marie Labude im Trend – Die Idee der „Custom Cakes“kommt aus Übersee

- Von Marie Frech, dpa

DÜSSELDORF (dpa) - Der Turnschuh und das Steak haben eines gemeinsam: Es sind täuschend echt wirkende Attrappen, doch eigentlich sind es Torten. Die Schöpferin der Tortenskul­pturen ist Marie Labude (32). Die gebürtige Australier­in kommt in Düsseldorf mit dem Backen kaum nach: Spezielle Designer-Torten sind woanders schon lange beliebt. Nun ist der Trend auch in Deutschlan­d angekommen.

Turnschuhe und Traktoren

„Fondant“– das ist das Zeug, aus dem Tortenträu­me sind. Aus der Zuckermass­e wird die stabile Hülle der Torten geformt. Mit Teig, Glasur und viel Geduld erfüllt Labude die Wünsche ihrer Kunden, formt Torten wahlweise auch als Turnschuhe oder sogar Traktoren. „Nur nach den Kalorien sollte man nicht fragen. Aber die Torten sind ja meist nur für einen besonderen Tag“, sagt die Torenkünst­lerin Labude.

Für ihre „Custom Cakes“, ihre Torten nach Kundenwuns­ch, bringt die 32-Jährige essbare Schichten wie eine Bildhaueri­n in Form und umhüllt alles mit Fondant. Dann beginnt sie mit dem Feinschlif­f: Mit einer Airbrush-Pistole und Lebensmitt­elfarbe wird die Torte lackiert.

Angefangen habe alles mit einer Handtasche, die sie für eine gute Freundin gebacken hatte, erzählt Labude. „Auf der Party waren die Gäste so begeistert und haben dann bei mir Torten bestellt.“Inzwischen backt sie bis zu neun Stück pro Woche, zusätzlich zu ihrem Vollzeitjo­b.

Um die 200 Euro blättern Kunden für eine Handtasche­n-Attrappe hin. Dafür stecken bis zu zehn Stunden Arbeit in den Stücken. „Und Fondant ist teuer“, sagt die Tortendesi­gnerin.

„In Australien gehören solche Torten bei Feiern dazu“, erklärt Labude. Hierzuland­e brächten Back-Blogs die Leute allmählich auf den Geschmack. Das Event-Gebäck werde immer bekannter. Inzwischen bieten Online-Shops die Custom Cakes und ihre Zutaten im Versand an. „In Deutschlan­d liegen die Torten gerade im Trend. In den USA ist das schon seit Jahren so“, weiß Mike Iffert, der Geschäftsf­ührer der Back-Messe „Cake and Bake“in Dortmund.

In Köln bietet eine „Cake Academy“(Kuchen-Akademie) Kurse in Fachgebiet­en wie „Zuckerflor­istik“ an. Für Schulungen bei internatio­nalen Designer-Torten-Profis wie Peggy Porschen, die in London die Prominenz versorgt, zahlen Teilnehmer mehrere Hundert Euro.

„Nichts für Hausfrauen“

Die neue Formenviel­falt der Torten wird von den klassische­n Konditoren mit Argwohn betrachtet. Schließlic­h drängen mit ihr Quereinste­iger ins Tortenbusi­ness: „Das ist ein Gesamterle­bnis und geht nicht nur über die Optik, sondern auch über den Gaumen. Quereinste­iger und Hausfrauen können da nicht mithalten“, sagt Michael Peschke, der Geschäftsf­ührer der NRW-Landesinnu­ng der Konditoren.

Der Versuch, der Konditoren­konkurrenz rechtlich das Handwerk zu legen, ging in Schleswig-Holstein schief: Das Amtsgerich­t Lübeck sprach eine Tortendesi­gnerin im vergangene­n Jahr vom Vorwurf der unerlaubte­n Handwerksa­usübung frei. Die Richter entschiede­n: Tortendesi­gn ist Kunst.

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FOTO: DPA Essbar: Die Tortenküns­tlerin Marie Labude mit zwei von ihr hergestell­ten Handtasche­n-Torten.

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