Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Wetterdienst erwartet Ende der Unwetter bis Donnerstag
Auch am Dienstag gab es wieder extremen Regen – Politiker debattieren über Versicherungsschutz
KÖLN (dpa) - Heftige Unwetter mit starkem Regen haben erneut Teile Baden-Württembergs getroffen. Örtlich fielen am Dienstag innerhalb einer Stunde mehr als 30 Liter Regen pro Quadratmeter, wie ein Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Dienstagabend sagte. Besonders betroffen war die Region um den Schwarzwald, vor allem der Ortenaukreis und der Kreis Calw.
Von Unwettern mit Hagel und starkem Regen waren auch das Ruhrgebiet und das Münsterland am Dienstag betroffen – in einigen Städten fielen nach Angaben des DWD binnen einer Stunde 100 Liter Regen pro Quadratmeter. In Wuppertal schossen Fontänen aus den Kanälen, Autos standen im kniehohen Wasser. Blitze trafen einen Baum auf einem Kindergartenspielplatz und ein Haus. Über Verletzte wurde nichts bekannt. Nahe Essen und Recklinghausen liefen Keller und Unterführungen voll.
Die jüngsten Unwetter haben im Rheinland nach Schätzungen der Provinzial-Versicherung zu Schäden in mindestens zweistelliger Millionenhöhe geführt. Bereits am Vorabend waren im Rheinland Straßen und Keller überflutet worden, ebenso wie in Bremen und Nürnberg.
In der vom Hochwasser vor einigen Tagen besonders stark getroffenen Gemeinde Triftern in Niederbayern setzten die Helfer Wasserwerfer ein, um die Straßen freizubekommen. Auch in Simbach am Inn sei der Einsatz von Wasserwerfern geplant, teilte das Landratsamt mit. An die 120 Bundeswehrsoldaten sind in der Region an den Aufräumarbeiten beteiligt. Aus Sicherheitsgründen wurden besonders einsturzgefährdete Gebäude abgerissen. Das Hochwasser in Bayern kostete sieben Menschen das Leben, die Schäden liegen in Milliardenhöhe.
Die bayerische Staatsregierung hat indes ein Hilfspaket beschlossen. Eine Vorzugsbehandlung gibt es für den Landkreis Rottal-Inn, wo es nach dem nun als Jahrtausendhochwasser eingestuften Unwetter die schwersten Schäden gab. Dort will die Staatsregierung besonders hart getroffenen Bürgern bis zu 100 Prozent des Schadens ersetzen, ohne Bedürftigkeit oder Versicherbarkeit zu prüfen.
Auch die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen prüfte mögliche Hilfen für die betroffenen Menschen. Das Land könne aber keine privaten Schäden abdecken, sagte Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) am Dienstag. Wer sich nicht ausreichend versichere, könne nicht mit Steuermitteln begünstigt werden. Baden-Württembergs Landeschef Winfried Kretschmann (Grüne) forderte eine Versicherungspflicht gegen Elementarschäden. Eine entsprechende Initiative habe er schon einmal in der Ministerpräsidentenkonferenz eingebracht. Extreme Wetterlagen könne es überall geben, ihre Zahl werde zunehmen, sagte Kretschmann.
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) erwartet, dass die Gewitterserie mit Unwettern und Hagel in den nächsten Tagen zu Ende geht. Bis Donnerstag müsse aber mit heftigen Unwettern gerechnet werden.