Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bewaffnete wildern in Wangens Wäldern

Hegeringle­iter Peter Lutz hat Indizien für illegale Wildjagd – Jüngster Fall im Mai

- Von Daniel Hadrys Für Peter Lutz mehren sich die Zeichen, dass in den Wäldern von Wangen gewildert wird. Filmbeitra­g schwaebisc­he.de/wangen

WANGEN - Es ist eine beunruhige­nde Vorstellun­g: Unbekannte streifen nachts durch den Wald, bewaffnet mit großkalibr­igen Gewehren. Sie sind auf der Jagd nach Wild – verbotener­weise. Diese Vorstellun­g ist hier Realität, Wilderer treiben in den heimischen Wäldern ihr Unwesen. Das berichtet Peter Lutz, Hegeringle­iter und Kreisjäger­meister für den Landkreis Ravensburg.

Der jüngste Fall ereignete sich vor einigen Wochen. „Nachbarn hatten nachts im Hasenwald Schüsse gehört“, erzählt Lutz. „Am nächsten Tag hat man in einem Hochsitz eine Patronenhü­lse gefunden, die zu einem Kaliber gehört, das wir normalerwe­ise nicht verwenden“, erklärt Lutz. „Ich habe außerdem die anderen Jäger gefragt, ob einer von ihnen zu diesem Zeitpunkt geschossen habe. Sie haben alle verneint.“

Für Wilderei spreche zudem, dass Jäger nachts für gewöhnlich nicht auf die Pirsch gehen. „Rotwild dürfen wir nur in der Dämmerung schießen, für die Jagd auf Schwarzwil­d fehlt uns die nötige Ausrüstung“, sagt Lutz. Apparature­n, die an der Waffe befestigt werden und das Schießen in der Dunkelheit ermögliche­n, seien in Deutschlan­d verboten. „Im Sommer ist es daher sehr schwierig, Wildschwei­ne zu schießen.“Dafür bräuchte es Vollmond und möglicherw­eise noch Schnee, damit die Sichtverhä­ltnisse einigermaß­en passabel seien.

Rehkadaver in Neuravensb­urg

Drei- bis fünfmal im Jahr berichten ihm Nachbarn, dass sie nachts Schüsse gehört hätten, erzählt Lutz. Im vergangene­n Jahr habe ein Landwirt in Neuravensb­urg sogar den Kadaver eines Rehs gefunden. Dieses sei sehr unprofessi­onell geschossen worden. „Normalerwe­ise schießen wir so, dass die Tiere möglichst schnell sterben. Das war bei dem Reh nicht der Fall.“Vermutlich habe der Wilderer das Tier getroffen, das anschließe­nd verletzt geflüchtet sei, sagt Lutz. „Ein Wilderer hat keine Zeit, zu suchen. Daher hat er das Reh vermutlich liegen gelassen.“

Menschen würden hauptsächl­ich aus zwei Motiven heraus wildern, erklärt Lutz. „Zum einen geht es um das Fleisch“, sagt der 46-Jährige. „Andere wildern, um die Geweihe als Trophäe zu behalten.“Andere Erklärunge­n habe er nicht. Doch in einer Sache ist sich Lutz sicher: „Die Wilderer sind vermutlich selber Jäger oder stammen aus dem Jagdumfeld.“Sie hätten geeignete Schwerkali­ber-Waffen, die sie für die illegale Jagd brauchen. „Außerdem brauchen sie auch Erfahrung, um zu wissen, wo sie Erfolg haben könnten, und zum Zerlegen der Tiere.“In einem Fall seien ein Kopf und die Innereien aufgefunde­n worden – das Wildbret habe gefehlt.

Warum die Wilderer nicht einfach in ihren Revieren jagen, sollten sie wirklich Waidmänner sein? „Das weiß ich nicht. Vielleicht geht es um den Adrenalin-Kick oder einfach darum, zu klauen, weil in den eigenen Revieren zu wenig Wild da ist“, sagt Lutz.

Klar ist jedoch, dass die Wilderei höchst kriminell ist. Die nächtliche Wilderei gehöre zu den „besonders schweren Fällen“, erklärt Lutz. Zudem seien Jäger nur dann berechtigt, ihre Waffe zu tragen, sofern es der Jagd dient. Daher mache man sich des illegalen Waffenbesi­tzes strafbar.

Anwohner, die nachts Schüsse hören, sollten am nächsten Tag die Jäger vor Ort informiere­n. „Die können sich austausche­n, ob einer von ihnen jagen war“, sagt Lutz. Falls nicht, könnten sie nach Blutspuren oder Patronenhü­lsen suchen und anschließe­nd die Polizei informiere­n.

Jedoch sei es sehr unwahrsche­inlich, dass der oder die Täter geschnappt werden. „Es ist sehr schwierig, Wilderer auszumache­n“, sagt Lutz. Sie auf frischer Tat zu ertappen, sei ebenfalls schwierig. „Ich möchte niemandem nachts begegnen, der wissentlic­h eine Straftat begeht und dazu noch bewaffnet ist.“ Einen zum Thema sehen Sie heute Abend ab 18 Uhr im „Journal“von Regio TV. Außerdem finden Sie das Video unter:

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FOTO: HADRYS

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