Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Marienplatzgarage: Handel setzt auf Prinzip Hoffnung
Auswirkungen der drohenden Vollsperrung nicht absehbar – Wifo fordert Maßnahmenpaket
RAVENSBURG - Für den Ravensburger Einzelhandel ist die absehbare Vollsperrung der Marienplatzgarage ab dem zweiten Quartal 2017 eine sehr schlechte Nachricht. Das Wirtschaftsforum pro Ravensburg (Wifo), eine Vereinigung von Händlern, Dienstleistungsunternehmen und Handwerkern, fordert deshalb ein Maßnahmenpaket von der Stadt, um den befürchteten Kundenrückgang zu verhindern.
Wie berichtet, sind die Schäden durch Streusalz an dem Bauwerk so verheerend, dass die Garage von Grund auf saniert werden muss – verbunden mit einem Teilabbruch. Laut Diplom-Ingenieurin Susanne GielerBreßmer geht das im Grunde nur im Rahmen einer zwei- bis zweieinhalbjährigen Vollsperrung. Heißt: Auch einzelne Ebenen sind dann nicht mehr befahrbar, alle 371 Parkplätze im Herzen der Innenstadt fallen auf einen Schlag weg. Sollte eine Teilsperrung wider Erwarten möglich sein, würde das die Sanierungsdauer auf vier Jahre verlängern und die Kosten enorm in die Höhe treiben, so die Expertin im Werksausschuss des Ravensburger Gemeinderates. „Davon raten wir grundsätzlich ab.“Details stehen aber erst ab dem 13. Juli fest.
Das Wifo setzt zunächst aufs Prinzip Hoffnung, dass die Garage nur Ebene für Ebene gesperrt werden muss, ähnlich wie nach dem Brand im September 2014, durch den die Streusalzschäden erst ans Licht gekommen waren. „Zeit und Kosten sollte man da gut gegeneinander abwägen“, äußerte sich Wifo-Geschäftsführer Eugen Müller in einem Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. „Wir müssen ein Signal an die Region senden, dass Ravensburg auch in dieser schwierigen Phase gut erreichbar bleibt.“
Das wäre beispielsweise auch durch die Schaffung neuer Parkplätze in fußläufiger Entfernung möglich. Nur, wo sollen die herkommen? „Eventuell von Privaten“, meint Müller etwas hilflos. Dass das angedachte
ANZEIGE neue Parkhaus P9 in der Ravensburger Nordstadt bis zum Zeitpunkt der Sperrung auch nur halbwegs fertig geplant sein könnte, geschweige denn fertig gebaut, gilt als illusorisch.
Kostenloses Busfahren am Samstag, dem Haupteinkaufstag, ist eine weitere Idee, die dem Wifo vorschwebt. „Oder wenigstens ein toller Preis von einem Euro“, meint Vorstandsmitglied Michael Riethmüller, dessen Buchhandlung direkt am Marienplatz liegt. „Das würde auch dazu beitragen, dass Ravensburg umweltfreundlicher wird.“
Finanzieren soll diese Lösungen aber möglichst zu 100 Prozent die Stadt Ravensburg. Dass sich das Wifo selbst beteilige, sei völlig ausgeschlossen. „Die großen Filialisten wie Müller-Markt oder C&A sind ja in der Regel nicht Wifo-Mitglied“, begründet das Riethmüller. „Es kann nicht sein, dass Wifo-Mitglieder dafür bestraft werden, dass sie im Wifo sind.“Im Übrigen würden auch viele Gastronomen oder das Kino „Die Burg“enorm von der Marienplatzgarage profitieren. Wenn, müssten sich alle gemeinsam am Maßnahmenpaket beteiligen.
Wie hoch der Einnahmeverlust für die Ravensburger Händler und Gastronomen bei einer zweijährigen Vollsperrung tatsächlich sein wird, können Müller und Riethmüller auch nicht sagen. Müller schätzt aber, dass es an einem durchschnittlichen Samstag zu 1000 Parkvorgängen in der Marienplatzgarage kommt. Wenn jedes Auto mit zwei bis drei Menschen besetzt sei, könne man sich die Zahl der fehlenden Kunden leicht selbst ausrechnen: 2000 bis 3000.
Unabhängig von der drohenden Schließung der Marienplatzgarage steht eins fest: Die vor 15 Jahren ins Leben gerufene „Ravensburgmacht-Sinn“-Aktion, bei der Kunden bei einigen Wifo-Mitgliedern ab einer bestimmten Kaufsumme ein Los bekommen und gleichzeitig soziale Projekte unterstützen, wird es so bald nicht mehr geben. Stattdessen soll wieder das Parken bezuschusst werden, verriet Eugen Müller.