Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
US-Republikaner wollen Trump nominieren
Der dreifache Polizistenmord von Baton Rouge treibt Wasser auf Trumps Mühlen
In Cleveland im US-Bundesstaat Ohio hat am Montag der mit Spannung erwartete Parteitag der Republikaner begonnen. Zu dessen Abschluss am Donnerstag soll der auch in der Partei umstrittene Geschäftsmann Donald Trump als Präsidentschaftskandidat nominiert werden. Ein Andenkenhändler verkaufte am Montag Wimpel mit patriotischen Slogans (Foto: AFP).
CLEVELAND - Gavin Long verstand sich als Philosoph der Gewalt. Im Internet schwang er militante Reden, unter dem Pseudonym Cosmo Setepenra hat er sich in den Tagen vor seiner Attacke auf Polizisten wiederholt über Polizeigewalt beklagt. Er war ein Theoretiker der Gewalt, bevor er zu deren Praktiker wurde.
Nachdem zwei Beamte in der Nacht zum 5. Juli in Baton Rouge den 37 Jahre alten Afroamerikaner Alton Sterling getötet hatten, mit Schüssen aus nächster Nähe, auf seiner Brust kniend, spottete Long auf Youtube über die Welle der Demonstrationen, die Sterlings Tod folgte. Mit friedlichem Protest erreiche man nichts. „Du musst zurückschlagen. Das ist der einzige Weg, um einen Tyrannen in die Schranken zu weisen.“
Gavin Eugene Long, der in Kansas City lebte, war in Baton Rouge, um seinen Geburtstag zu feiern. Just am Tag seiner Bluttat wurde er 29 Jahre alt. Bei der Marineinfanterie ausgebildet, erschoss er am Sonntagmorgen drei Polizisten und verletzte drei weitere zum Teil schwer, bevor er selber von Polizisten erschossen wurde. Long handelte allein. So wie Micah Johnson, der zehn Tage zuvor im texanischen Dallas gezielt Beamte ins Visier nahm. Während Johnson ausschließlich auf weiße Polizisten anlegte, trafen Longs Kugeln auch einen schwarzen, den 32 Jahre alten Familienvater Montrell Jackson.
Offenbar psychische Probleme
Die Hintergründe der Attacke sind womöglich komplexer, als dass man es auf eine simple Schwarz-gegenWeiß-Geschichte reduzieren könnte. Was man bisher weiß über Long, lässt auf einen Ex-Soldaten schließen, der offenbar mit schweren psychischen Problemen zu kämpfen hatte, ähnlich wie Johnson, in dem er offensichtlich ein Vorbild sah.
Worüber nicht weiter gerätselt werden muss, ist die politische Wirkung des Angriffs von Baton Rouge. Die ohnehin schon angespannte politische Atmosphäre in den USA wird sich noch weiter aufladen. In Cleveland tagen seit Montag die Republikaner, um Donald Trump offiziell ins Rennen ums Weiße Haus, ins Duell gegen die demokratische Kandidatin Hillary Clinton, zu schicken. In einem Umfeld, das die Amerikaner täglich mit neuen Hiobsbotschaften rechnen lässt. Dass dies alles Wasser auf Trumps Mühlen treibt, lässt sich schon jetzt unschwer erkennen.
Kaum waren die Nachrichten aus Baton Rouge über die Ticker gelaufen, schlug der Immobilienmogul auch schon den Bogen zur globalen Auseinandersetzung mit dem islamistischen Terror, einmal mehr im auffälligen Kontrast zum scheidenden Präsidenten Barack Obama, der die Wogen zu glätten versuchte und vor einem „überhitzten“politischen Diskurs warnte.
„Wir versuchen, gegen IS zu siegen, und nun morden unsere eigenen Leute unsere Polizei. Unser Land ist gespalten und außer Kontrolle. Die Welt beobachtet uns“, twitterte Donald Trump nach den tödlichen Schüssen von Baton Rouge. Der Konvent, den er zu zelebrieren gedenkt wie eine Krönungsmesse, dürfte nun noch markanter im Zeichen von „Law and Order“stehen.