Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Czisch: Ulm 2026 muss sozial und international sein
Erste Schwörrede des neuen Oberbürgermeisters – Amtsvorgänger Ivo Gönner wird Ehrenbürger
ULM - Sozialer und internationaler: Mit einer klaren Vision für das Jahr 2026 hat der neue Ulmer Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU) in seiner Schwörrede am Montag Akzente gesetzt. Während der Feier auf dem Weinhof übergab Czisch seinem Vorgänger Ivo Gönner die Ehrenbürger-Urkunde. Gönner war 24 Jahre bis Ende Februar dieses Jahres lang Ulmer Oberbürgermeister. Czisch ist seit Anfang März im Amt.
Die Rede war mit Spannung erwartet worden, denn Czischs Vorgänger Ivo Gönner (SPD) hatte mit seinen Reden rhetorische und inhaltliche Maßstäbe gesetzt. Beim anschließenden Empfang im Rathaus waren viele Stimmen zu hören, die Czisch lobten. Er habe mit der Tradition gebrochen und nicht nur Rechenschaft abgelegt, sondern einen Ausblick auf sein Programm als Oberbürgermeister gegeben.
Am vorletzten Julimontag jedes Jahres feiert Ulm seine traditionsreiche städtische Verfassung. Seit der ersten Schwörrede 1397 wiederholt jeder Oberbürgermeister am Schluss den Schwur, „Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein, in den gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen, ohne allen Vorbehalt“.
„Heimat für alle“
In seiner Rede zeichnete Czisch seine Vision von „Ulm 2026“. Die Bauprojekte wie Straßenbahn und Sedelhöfe seien fertiggestellt, der Bahnhof sei eine Mobilitätsdrehscheibe. Die Wissenschaftsstadt habe ihren Ruf gefestigt, die Digitalisierung sei in alle Lebensbereiche gedrungen.
Besonderes Augenmerk legte Czisch auf seine Vision einer sozialen und internationalen Stadt, die er sich wünscht: „Alle diese Erfolge tragen dazu bei, dass unsere Stadt Ulm 2026 eine internationale, attraktive, lebenswerte Stadt ist. Mehr noch: Ulm ist Heimat für alle, egal ob hier geboren oder hier erst ansässig geworden.“Dies gelte „unabhängig von Behinderung, Nationalität, Geschlecht, Alter, sozialer oder kultureller Herkunft. Toleranz und Solidarität haben in Ulm nach wie vor einen hohen Stellenwert.“Czisch mahnte die Ulmer, sich kulturell und geistig stärker als bisher zu öffnen.
Er forderte in seiner Rede Flüchtlinge auf, selbst einen Beitrag zur Integration zu leisten. Diese sei keine einseitige Sache. Die Vorfälle am Silvesterabend in Köln hätten belegt, „dass nicht nur Einheimische zu menschenfeindlichen Übergriffen in der Lage sind“.
Zeichen des Dankes
Sichtlich bewegt nahm Ex-Oberbürgermeister Gönner das Ehrenbürgerrecht der Stadt Ulm entgegen. Der Gemeinderat hatte beschlossen, als Zeichen des Dankes und der Anerkennung seiner Verdienste Gönner das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.
Gönner habe „mit politischem Geschick, Weitblick und Entschlossenheit die Entwicklung der Stadt vorangetrieben, die Wissenschaftsstadt und den Wirtschaftsstandort gefördert und damit einen unverzichtbaren Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit Ulms geleistet.“