Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Vor einer neuen humanitären Katastrophe
Der Osten von Aleppo wird vollständig von der Assad-Armee belagert
syrische Panzer erstmals direkt auf dem Highway. Von der libanesischen Hisbollah unterstützte Spezialtruppen der Assad-Armee rücken gleichzeitig aus dem unter Regierungskontrolle stehenden Süden und Westen vor.
Wie zuvor in Homs oder den Vororten von Damaskus sollen die Aufständischen durch eine drohende Hungerblockade zur Kapitulation gezwungen werden. Unterstützt durch die russische Luftwaffe wird die syrische Armee versuchen, Stück für Stück in die eingekesselten Gebiete vorzudringen. Der ohnehin gewaltige Druck auf die Rebellengebiete, in denen sich auch Kämpfer von Al Kaida verschanzt haben, soll damit erhöht werden. Die Leidtragenden sind die Zivilisten.
Mitarbeiter der Vereinten Nationen haben bereits zugegeben, dass sie in Aleppo versagt haben. „Unsere humanitären Helfer konnten nicht (in die belagerten Gebiete) vordringen. Dort fehlt es an allem“, sagte der Syrien-Gesandte Jan Egeland. Syrische Hilfsorganisationen schildern die Lage nicht ganz so dramatisch. Mit einer Hungersnot sei erst im Herbst zu rechnen, falls die Blockade aufrechterhalten werde. Bereits am Wochenende hatten sich vor den Bäckereien von Ost-Aleppo bis zu 300 Meter lange Schlangen gebildet. Preise für Grundnahrungsmittel vervierfachten sich innerhalb von 24 Stunden.
Für die Blockade machen die Rebellen auch die USA verantwortlich. Kerry habe Aleppo „an die Russen verkauft“, behaupten sie. Auch der türkischen Regierung, dem wichtigsten Unterstützer der Aufständischen, wird plötzlich misstraut. Ankara ließ vor dem gescheiterten Putsch erkennen, auch mit Syrien wieder „normale Beziehungen“anzustreben. Zuvor hatte sich Staatspräsident Erdogan mit seinem russischen Amtskollegen Putin „versöhnt“. Erklärtes Ziel der Regierung in Ankara war der Sturz der Assad-Regierung. Um Damaskus zu befreien, so der türkische Plan, sollte zunächst das Wirtschaftszentrum Aleppo von islamistischen Rebellen besetzt werden. Der Widerstand der Regierung werde dann zusammenbrechen. Mit der Einkesselung von Ost-Aleppo durch die Assad-Armee sind die türkischen Syrien-Planungen nun wohl endgültig Makulatur.