Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Leerstellen
In Baden-Württemberg bleiben auch im Jahr 2016 Tausende Ausbildungsplätze unbesetzt
STUTTGART (dpa) - Trotz einer hohen Nachfrage nach Ausbildungsplätzen werden auch in diesem Jahr voraussichtlich einige tausend Lehrstellen in Baden-Württemberg unbesetzt bleiben. Der Leiter der Regionaldirektion für Arbeit, Christian Rauch, geht für den Start des Ausbildungsjahres 2016 von etwa 7000 Stellen aus, für die sich kein Lehrling findet. Das wären etwa 1000 mehr als 2015 (6131), wie Rauch am Montag in Stuttgart sagte. Mit 2,6 Prozent Jugendarbeitslosigkeit stehe BadenWürttemberg im bundesweiten Vergleich sehr gut da. „Dennoch gelingt vielen Jugendlichen noch nicht der direkte Übergang von der Schule in die duale Ausbildung.“
Nach den Worten von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) muss die berufliche Orientierung deshalb künftig noch stärker in den Lehrplan der Schulen eingebunden werden. Das entlasse die Eltern allerdings nicht aus ihrer Verantwortung.
2015 hätten sich 105 000 Jugendliche für eine duale Ausbildung interessiert. Die Arbeitsagenturen im Land verzeichnen allerdings eine hohe Zahl von Bewerbern, die nicht den gewünschten Ausbildungsplatz gefunden haben. Demnach entschieden sich 8229 Jugendliche stattdessen für eine Alternative wie einen weiteren Schulbesuch, ein Studium oder den Bundesfreiwilligendienst. 866 Bewerber blieben unversorgt. 73 821 Lehrverträge wurden unterschrieben. Erstmals seit drei Jahren zeigt sich damit wieder ein leichtes Plus von 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Flüchtlingsprobleme wachsen
Als wichtiges Thema der kommenden Jahre gilt es, Flüchtlingen einen Ausbildungsplatz zu vermitteln. Derzeit haben sich bei der Arbeitsagentur 799 Geflüchtete gemeldet, von denen 104 bereits einen Platz haben. Dabei handelt es sich um Jugendliche, die bereits seit einigen Jahren in Deutschland leben. Eine hohe Hürde sei die deutsche Sprache, sagte Direktionsleiter Rauch.
Nach Einschätzung der stellvertretenden DGB-Bezirksvorsitzenden Gabriele Frenzer-Wolf dürften die Probleme am Ausbildungsmarkt wegen der hohen Zahl an Flüchtlingen noch wachsen. „Die Gewerkschaften teilen die Auffassung der Regierungskoalition, dass in den nächsten Jahren 50 000 zusätzliche Ausbildungsplätze erforderlich sind, um die Flüchtlinge erfolgreich in Ausbildung integrieren zu können.“