Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Klosterfestspiele: Gekommen, um zu bleiben
Der neue Spielort in Nessenreben soll dauerhaft Heimat der Festspiele bleiben – Infrastruktur noch im Aufbau
WEINGARTEN - In weniger als zwei Wochen feiern die Klosterfestspiele ihre Premiere im Hofgut Nessenreben. Wenn die ersten Szenen des „Leben des Galilei“von Bertolt Brecht über die Bühne gehen, geht eine Zeit der Unsicherheit und des Wartens vorüber. Ist es eine Wiederbelebung oder eine Wiedergeburt der Klosterfestspiele? Bringen der Spielortwechsel und das Jahr Pause so viele Neuerungen, dass die Besucher wirklich neue Festspiele erleben? Oder gibt es beim Hofgut Nessenreben Gewohntes an ungewohnter Stelle? Es wird von beidem etwas sein. Sicher ist, das versichern die beiden Geschäftsführer der Klosterfestspiel-GmbH, Rainer Beck und Günter Staud, dass die Festspiele beim Hofgut etabliert werden sollen. Das kostet Geld, bringt aber für die Zukunft Vorteile. Nicht nur für die Festspiele.
Geldprobleme gab es schon länger. Dass die Akademie der Diözese den Veranstaltern im Vorjahr dann verwehrt hat, im angestammten Klosterhof zu spielen, brach der Festspiel-Auflage 2015 dann das Genick. Nun soll es, ausgestattet mit Geld von der Stadt und vom Land, beim Hofgut Nessenreben weitergehen. „Der Spielortwechsel war eine große Herausforderung“, sagt Rainer Beck. „Aber wir sind auch mit Blick zurück davon überzeugt, dass es die richtige Wahl war.“Denn die Organisatoren hatten schlussendlich die Wahl zwischen zwei Dingen: Entweder man sucht auf dem Martinsberg im Klosterareal einen neuen Spielort, oder man überlegt sich etwas ganz Neues. „Auf dem Martinsberg hat die Standortsuche ergeben, dass es überall große Einschränkungen gegeben hätte“, sagt Rainer Beck.
Der neue Spielort biete größere Entfaltungsmöglichkeiten. Erstens gehört das Areal der Stadt, zweitens gibt es dort Platz, drittens muss man bei Aufbau, Proben und Vorstellungen kaum Rücksicht auf Anlieger nehmen. „Das heißt nicht, dass wir jetzt nichts mehr zu tun haben“, erklärt Beck. „Der Teufel liegt bekanntlich im Detail.“Das heißt, dass viele der nötigen Einrichtungen, die es für die Aufführung einer Großproduktion wie den Klosterfestspielen braucht, beim Hofgut noch fehlen. „Da gibt es so viele Dinge, die man am Anfang noch nicht im Blickfeld hat“, erklärt Beck. Das geht los mit den Klos: „Wir haben am Anfang nicht wirklich daran gedacht, dass es ein Problem sein kann, wenn 444 Besucher in 20 Minuten Pause alle auf einmal auf die Toilette gehen wollen und die Abwasserleitung überlastet ist.“Inzwischen ist das erledigt: Es ist eine Pumpanlage eingebaut worden. Ein weiteres Beispiel ist die Beleuchtung: Nicht nur die Bühne muss beleuchtet werden, auch die Wege vom Freibadparkplatz zum Hofgut, das Hofgut selbst und der Parkplatz müssen erhellt werden. Obendrein braucht es eine Notstromversorgung, falls es einen Ausfall gibt. Dafür mieten die Organisatoren Generatoren und Lichtmasten, unterstützt vom Technischen Hilfswerk. Ein Bus-Shuttle wird Besucher vom Parkplatz zum Hofgut und zurück bringen.
Kosten sind noch im Rahmen
„Das sind auch Dinge, die nicht nur den Klosterfestspielen zugutekommen“, sagt Günter Staud. „Das ist für alles geeignet, was dort oben stattfindet.“Die Verantwortlichen bei der Stadt und der GmbH denken da auch an andere Veranstaltungen: An das Open-Air-Festival „Umsonst & Draußen“oder das Drachenfest. Die Kosten für Unwägbarkeiten sind von der GmbH einkalkuliert. „Es war klar, dass wir dort oben auf Probleme stoßen könnten, die wir vorher nicht im Auge hatten“, sagt Günter Staud. „Aber Stand heute halten wir den Wirtschaftsplan ein.“Das Budget liegt bei mehr als 400 000 Euro, das Land schießt einmalig 45 000 Euro zu. Langfristig hofft die Klosterfestspiel-GmbH auf eine dauerhafte Förderung vom Land. Davon ist auch die Zukunft der Festspiele zumindest teilweise abhängig. Wenn die Förderung nicht kommt, dürfte es für die Festspiele erneut eng werden.
Grundsätzlich sehen die Veranstalter die Zukunft beim Hofgut. Das Tagungshaus der Akademie hat kürzlich eine neue Leiterin erhalten, damit bekamen auch Spekulationen Nahrung, dass die Festspiele wieder im Klosterhof stattfinden könnten. Damit beschäftigen sich die Organisatoren aber vorerst nicht. „Das Konzept sieht vor, dass wir die Festspiele langfristig beim Hofgut veranstalten“, sagt Rainer Beck. Viele Skeptiker sind inzwischen verstummt. „Es gab auch im Förderverein Leute, die wegen des Spielortwechsels mit einem Austritt gedroht haben“, sagt Rainer Beck. „Es ist aber bisher niemand ausgetreten. Die Leute sind neugierig auf den neuen Spielort.“Und auch das Publikum scheint mitzuziehen: Momentan sind 40 Prozent der Karten verkauft. Ein normaler Wert, weniger als zwei Wochen vor der Premiere.