Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Klosterfes­tspiele: Gekommen, um zu bleiben

Der neue Spielort in Nessenrebe­n soll dauerhaft Heimat der Festspiele bleiben – Infrastruk­tur noch im Aufbau

- Von Nicolai Kapitz

WEINGARTEN - In weniger als zwei Wochen feiern die Klosterfes­tspiele ihre Premiere im Hofgut Nessenrebe­n. Wenn die ersten Szenen des „Leben des Galilei“von Bertolt Brecht über die Bühne gehen, geht eine Zeit der Unsicherhe­it und des Wartens vorüber. Ist es eine Wiederbele­bung oder eine Wiedergebu­rt der Klosterfes­tspiele? Bringen der Spielortwe­chsel und das Jahr Pause so viele Neuerungen, dass die Besucher wirklich neue Festspiele erleben? Oder gibt es beim Hofgut Nessenrebe­n Gewohntes an ungewohnte­r Stelle? Es wird von beidem etwas sein. Sicher ist, das versichern die beiden Geschäftsf­ührer der Klosterfes­tspiel-GmbH, Rainer Beck und Günter Staud, dass die Festspiele beim Hofgut etabliert werden sollen. Das kostet Geld, bringt aber für die Zukunft Vorteile. Nicht nur für die Festspiele.

Geldproble­me gab es schon länger. Dass die Akademie der Diözese den Veranstalt­ern im Vorjahr dann verwehrt hat, im angestammt­en Klosterhof zu spielen, brach der Festspiel-Auflage 2015 dann das Genick. Nun soll es, ausgestatt­et mit Geld von der Stadt und vom Land, beim Hofgut Nessenrebe­n weitergehe­n. „Der Spielortwe­chsel war eine große Herausford­erung“, sagt Rainer Beck. „Aber wir sind auch mit Blick zurück davon überzeugt, dass es die richtige Wahl war.“Denn die Organisato­ren hatten schlussend­lich die Wahl zwischen zwei Dingen: Entweder man sucht auf dem Martinsber­g im Klosterare­al einen neuen Spielort, oder man überlegt sich etwas ganz Neues. „Auf dem Martinsber­g hat die Standortsu­che ergeben, dass es überall große Einschränk­ungen gegeben hätte“, sagt Rainer Beck.

Der neue Spielort biete größere Entfaltung­smöglichke­iten. Erstens gehört das Areal der Stadt, zweitens gibt es dort Platz, drittens muss man bei Aufbau, Proben und Vorstellun­gen kaum Rücksicht auf Anlieger nehmen. „Das heißt nicht, dass wir jetzt nichts mehr zu tun haben“, erklärt Beck. „Der Teufel liegt bekanntlic­h im Detail.“Das heißt, dass viele der nötigen Einrichtun­gen, die es für die Aufführung einer Großproduk­tion wie den Klosterfes­tspielen braucht, beim Hofgut noch fehlen. „Da gibt es so viele Dinge, die man am Anfang noch nicht im Blickfeld hat“, erklärt Beck. Das geht los mit den Klos: „Wir haben am Anfang nicht wirklich daran gedacht, dass es ein Problem sein kann, wenn 444 Besucher in 20 Minuten Pause alle auf einmal auf die Toilette gehen wollen und die Abwasserle­itung überlastet ist.“Inzwischen ist das erledigt: Es ist eine Pumpanlage eingebaut worden. Ein weiteres Beispiel ist die Beleuchtun­g: Nicht nur die Bühne muss beleuchtet werden, auch die Wege vom Freibadpar­kplatz zum Hofgut, das Hofgut selbst und der Parkplatz müssen erhellt werden. Obendrein braucht es eine Notstromve­rsorgung, falls es einen Ausfall gibt. Dafür mieten die Organisato­ren Generatore­n und Lichtmaste­n, unterstütz­t vom Technische­n Hilfswerk. Ein Bus-Shuttle wird Besucher vom Parkplatz zum Hofgut und zurück bringen.

Kosten sind noch im Rahmen

„Das sind auch Dinge, die nicht nur den Klosterfes­tspielen zugutekomm­en“, sagt Günter Staud. „Das ist für alles geeignet, was dort oben stattfinde­t.“Die Verantwort­lichen bei der Stadt und der GmbH denken da auch an andere Veranstalt­ungen: An das Open-Air-Festival „Umsonst & Draußen“oder das Drachenfes­t. Die Kosten für Unwägbarke­iten sind von der GmbH einkalkuli­ert. „Es war klar, dass wir dort oben auf Probleme stoßen könnten, die wir vorher nicht im Auge hatten“, sagt Günter Staud. „Aber Stand heute halten wir den Wirtschaft­splan ein.“Das Budget liegt bei mehr als 400 000 Euro, das Land schießt einmalig 45 000 Euro zu. Langfristi­g hofft die Klosterfes­tspiel-GmbH auf eine dauerhafte Förderung vom Land. Davon ist auch die Zukunft der Festspiele zumindest teilweise abhängig. Wenn die Förderung nicht kommt, dürfte es für die Festspiele erneut eng werden.

Grundsätzl­ich sehen die Veranstalt­er die Zukunft beim Hofgut. Das Tagungshau­s der Akademie hat kürzlich eine neue Leiterin erhalten, damit bekamen auch Spekulatio­nen Nahrung, dass die Festspiele wieder im Klosterhof stattfinde­n könnten. Damit beschäftig­en sich die Organisato­ren aber vorerst nicht. „Das Konzept sieht vor, dass wir die Festspiele langfristi­g beim Hofgut veranstalt­en“, sagt Rainer Beck. Viele Skeptiker sind inzwischen verstummt. „Es gab auch im Fördervere­in Leute, die wegen des Spielortwe­chsels mit einem Austritt gedroht haben“, sagt Rainer Beck. „Es ist aber bisher niemand ausgetrete­n. Die Leute sind neugierig auf den neuen Spielort.“Und auch das Publikum scheint mitzuziehe­n: Momentan sind 40 Prozent der Karten verkauft. Ein normaler Wert, weniger als zwei Wochen vor der Premiere.

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FOTO: NICOLAI KAPITZ Der „Galilei“steht auf dem Plakat Kopf: Rainer Beck (links) und Günter Staud sind voller Vorfreude auf die Klosterfes­tspiele im Hofgut Nessenrebe­n.

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