Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Improvisieren bis zum Lachen
„Improshnikov“zeigt den Besuchern in Tannhausen die Kunst der Spontanität auf
T AN N HAUSEN-Im kleinen, gemütlichen Ambiente des Dorfgemeinschaft s hauses hat das Improvisation s theater„ Im pro shnikov“die Besucher mit einem abwechslungsreichen Programm begeistert. Schon vor vier Jahren war das Improvisation s team bereits hierzu Gast gewesen und hatte für einen höchst amüsanten Abend gesorgt. Und so sollte das kleine Örtchen Tannhausen nun zum zweiten Mal im Fokus der Theaterwelt stehen.
Bereits vom ersten Moment an sprang der Funke der Begeisterung über. Akteure und Besucher waren im intensiven Dialog miteinander. Die Gäste wählten die thematischen Stichworte und gaben das Startkommando „1– 2 – 3 – Bühne frei“. Sowohl die Ein-Wort-Geschichte zum Thema „Bungeejumping“wie auch „Switch and Change“im Krankenhaus forderten die Akteure sehr heraus. Flexibilität und Spontanität waren gefordert und riefen wahre Lachsalven im Publikum hervor. Zu erleben waren humoristische Darstellungen von Prestigedenken und den Zeichen der modernen Zeit.
Was aus einem spontanen Stichwort, nämlich dem Begriff „Der Reservierte“, in Windeseile werden kann, das erlebten die Zuschauer in der Sequenz „Das klingt nach einem Lied“. Hierbei traf der weiße Mann aus Oberschwaben die bezaubernde Indianertochter „Weiße Wolke“, deren Vater schwerkrank in einem Reservat lebte und damit ein „Reservierter“war. Trotz Vorurteilen und kriegerischer Absichten siegten die Liebe und die Sehnsucht nach Frieden und Harmonie.
Wie schwierig der Umtausch eines gekauften Artikels sein kann, das mussten die Schauspieler erfahren, vor allem weil sie gar nicht wussten, was und warum sie eben dieses unbekannte Produkt zurückgeben sollten. Die Zuschauer hatten in Abwesenheit der Darsteller entschieden, dass lediglich Hühneraugen pflaster umgetauscht werden sollten, weil die Hühner darauf keine Reaktion zeigten. Ahnungslos, aber hochmotiviert, kamen die Akteure hinein – mit einer recht großen fiktiven Schachtel. Das Lachen aus dem Publikumsraum zeigte, dass sie mit ihrer Annahme, ein technisches Gerät umtauschen zu wollen, irrten. Der Händler versuchte, sie mit einigen versteckten Tipps auf die richtige Spur zu bringen. Dennoch dauerte es ein bisschen, bis die Lösung erarbeitet und die Darsteller erleichtert den (gar nicht vorhandenen) Vorhang fallen lassen konnten.
Mit Mimik und Gestik
Nach einem Märchenballett, das nach Indien einlud, ging es sehr regional weiter. Im simultanübersetzten (für Gehörlose oder solche, die lieber schauen statt hören) Experten-Interview ging es um die Frage, ob auch Aulendorfer in der neuen Waldseer Saunalandschaft willkommen seien. Die mimische und gestenreiche beziehungsweise sportive Übersetzung des gesprochenen Wortes, unterstrich weniger die getätigten Aussagen als den Unterhaltungsfaktor des gesamten Abends.
Auf der Achterbahn der Gefühle befanden sich Zuschauer und Akteure bei der sogenannten Genre-Achterbahn, die einen Sketch auf einem Bahnsteig in der sehr nahen Umgebung spielen ließ – und zwar als Thriller, Liebesfilm, Oper, Daily Soap, Dokumentation, Tragödie und Musical gleichermaßen. Die musikalische Verarbeitung und Präsentation regionaler Themen gelang nicht nur herausragend, sondern bewies, dass echte Allroundtalente hier ihre Show zeigten. Der Reggae „Sunshine am Steege“, der „Feuerwehrblues“und die volkstümliche Weise „Strickgruppe, dienstags, 19.30 Uhr“ließen die Besucher mitsingen, rhythmisch mitklatschen und sogar schunkeln.
Manchmal konnten einem die Darsteller schon fast leidtun, wenn sie mit den Themenvorgaben oder Stichworten aus dem Publikum agieren mussten und diese in einen halbwegs sinnvollen Zusammenhang bringen wollten. Doch dank des EinMann-Showorchesters Uwe Rodi beschritten die vier Darsteller Walter Metzger, Mirijam Kessel, Britta Lutz und Till Maurer immer wieder aufs Neue kreative Wege und brachten eine tolle Stimmung, Riesenspaß und gute Laune nach Tannhausen.