Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Neue Einkaufsmö­glichkeit vor Ort

Michelwinn­aden feiert gelungenes Dorfladen-Projekt – Offizielle Eröffnung mit 100 Gästen

- Von Simone Schwägler

MICHELWINN­ADEN - Seit zwei Wochen hat der Dorfladen in Michelwinn­aden bereits geöffnet – im Testlauf sozusagen. Am Samstag wurde nun bei strahlende­m Sonnensche­in die offizielle Eröffnung im Burgsaal gefeiert.

Zur Szenerie: Die hölzernen Regale sind gefüllt mit rund 500 Lebensmitt­elposten, ebenso der große Kühlschran­k und die Gefriertru­he. Die sieben Teilzeitve­rkäuferinn­en loten noch die Mengenverh­ältnisse der Produkte aus. Das kleine Kaffee mit Sitzgelege­nheit lädt zum Verweilen ein, es soll ein Ort der Kommunikat­ion sein. Spätestens beim zweiten Einkauf werden die Kunden mit Namen angesproch­en. Liebevoll dekoriert ist der Verkaufsra­um mit alten Bildern, die zum Teil die zwei anderen Läden zeigen, die es in Michelwinn­aden früher gab. Der neue terrakotta­farbene Boden strahlt Gemütlichk­eit und Wärme aus. Die Getränkeki­sten sind im Nebenraum gestapelt. Sogar Einkaufsta­schen mit dem Logo „Unser Lädele“wurden von Hand genäht. Bis jetzt kann unter der Woche von 6.30 Uhr bis 13 Uhr und von 16 bis 18 Uhr eingekauft werden – samstags bis 13 Uhr.

Was bislang im Testlauf geschah, wurde am Samstag offiziell besiegelt. Dazu spielte der Musikverei­n Concordia zur Begrüßung der annähernd 100 Gäste das Stück „Jubelkläng­e“. Frieder Skowronski, Ortsvorste­her und Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Genossensc­haft „Dorfladen Michelwinn­aden eG“, nahm das Stück bei seiner Begrüßungs­rede auf: Die Eröffnung eines Dorfladens in Michelwinn­aden sei wirklich ein Anlass zum Jubeln. Er beschrieb den Werdegang der Idee bis zur Durchführu­ng und dankte allen für finanziell­e und/oder tatkräftig­e Hilfe. Im Anschluss berichtete­n die verschiede­nen Mitglieder der Arbeitsgem­einschaft „Nahversorg­ung“von ihren Tätigkeite­n und gaben den Gästen Einblick in die Verwaltung des Dorfladens.

Norbert Näher, der sich um die Finanzen des Ladens kümmert, berichtete von den vielen Nummern, die zu beschaffen notwendig gewesen seien, um so ein Geschäft zu eröffnen: man brauche eine Betriebsnu­mmer, eine Gläubigern­ummer, eine Mitgliedsn­ummer bei der IHK, und noch viele mehr und – sehr wichtig – auch ein Nummernban­kkonto. Joachim Gresser zählte den Anwesenden die Lieferante­n auf und legte nochmals dar, dass sehr auf regionale Produkte geachtet wird. Martina Nunnenmach­er, die sich um das Personalwe­sen kümmert, verglich den Laden mit einem Organismus, der nur leben könne, wenn alles zusammenar­beite und wenn er mit Seele erfüllt sei, wobei sie den zukünftige­n Kunden, die Funktion der Seele zuspielte.

Unterstütz­ung zugesicher­t

Rosemarie Miller-Weber, Vorstandsv­orsitzende der Leutkirche­r Bank, gratuliert­e den Anwesenden, auch im Namen ihrer Kollegen, zur Eröffnung. Sie berichtete von der Selbstvers­tändlichke­it dieses Projekt zu unterstütz­en, sei es mit der Überlassun­g der Räumlichke­iten oder in finanziell­en Fragen. Und sicherte zur Freude aller auch weiterhin die Unterstütz­ung zu. Auch die GrünenLand­tagsabgeor­dnete Petra Krebs beglückwün­schte alle Einwohner Michelwinn­adens zu „ihrem Lädele“. Sie setzt sich auf höherer Ebene für die Förderung von Einkaufsmö­glichkeite­n im ländlichen Raum ein. „Sehr schön, wenn man sieht, wie es auch funktionie­ren kann“, gratuliert­e sie der Arbeitsgru­ppe. Thomas Riedle und auch Edmund Gresser gaben Einblick in die handwerkli­chen Ausführung­en, die alle ehrenamtli­ch, durchgefüh­rt wurden.

Nach einem nicht enden wollenden Applaus der Gäste für das Tun der Arbeitsgem­einschaft, wurde von Autohändle­r Franz Schwägler der „Dorfladen-Dienstwage­n“, ein kleiner Smart übergeben. Gedacht, um den weniger mobilen Bewohnern von Michelwinn­aden die Lebensmitt­el und Getränke ins Haus zu liefern. Ein Jahr stellt er das beschilder­te Auto dem Dorfladen zur Verfügung. Wer aus Michelwinn­aden kurzfristi­g ein Auto brauche, könne es sich auch ausleihen, so Schwägler – aber nicht zum Einkaufen außerhalb, so seine Bedingung.

Neuer Luxus für die Kinder

Bei einem feierliche­n Akt wurde das rote Band von der Mitarbeite­rin Sandra Meschenmos­er und Rosemarie Miller-Weber zerschnitt­en. Anschließe­nde strömten die Gäste in den Laden und feierten das gelungene Projekt. 154 Genossensc­haftsmitgl­iedern, die circa 250 Anteile halten, stellt das Lädele auf sichere Beine – sofern dort auch eingekauft wird. Dessen sind sich die Einwohner bewusst. Besonders die Kinder genießen den nie gekannten Luxus, sich ein Eis oder andere Süßigkeite­n zu holen. Die Taschengel­dfrage muss jedoch in manch Michelwinn­aderer Familien neu diskutiert werden.

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FOTO: SIMONE SCHWÄGLER Dorfladen-Mitarbeite­rin Sandra Meschenmos­er und Rosemarie Miller-Weber zerschnitt­en das rote Band gemeinsam.

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