Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
OB macht Jugendraum zur Chefsache
Feuerwehrkommandant kritisiert bei Hauptversammlung die Bauverwaltung
RAVENSBURG - Auch mit kritischen Situationen kann die Ravensburger Feuerwehr im Verbund mit ihren Nachbarn souverän umgehen. Das hat sie in der vergangenen Woche bei einem gefährlichen Brand in der Grüner-Turm-Straße bewiesen. Unter dem Eindruck dieses kniffligen Einsatzes stand die Hauptversammlung am Freitag in der Schmalegger Riggenburghalle.
Erstmals präsentierten sich dabei die Aktiven aller Abteilungen in ihren neuen Ausgehuniformen, die einheitlich nur noch das Ravensburger Stadtwappen tragen, was einer neuen landeseinheitlichen Vorschrift entspricht. Für Kommandant Claus Erb und Oberbürgermeister Daniel Rapp bedeutet das aber keineswegs eine Herabstufung der Ortschaftsabteilungen, sondern sei Ausdruck einer Zusammengehörigkeit und Solidarität in Vielfalt.
In seinem Rückblick erinnerte Claus Erb nicht nur an die wichtigsten Einsätze, Übungen, Fortbildungen und sonstigen Aktivitäten des vergangenen Jahres, sondern sprach auch aktuelle politische Themen an, mit denen sich die Feuerwehr zu beschäftigen hat. Die erfreulichste Nachricht sei gewesen, dass Ravensburg bald wieder ein eigenes Polizeipräsidium bekommen soll. „Die Zusammenarbeit an der Basis hat zwar immer bestens geklappt. Aber behördliche Kontakte sind mühsam, wenn der Sitz des Präsidiums Konstanz ist und sich dessen Zuständigkeitsbereich auf zwei Regierungspräsidien erstreckt“, erklärte Erb.
Ähnlich äußerte sich auch Daniel Rapp: „Wir sollten das Fell des Bären erst verteilen, wenn er erlegt ist, und mit dem großen Jubel warten, bis die endgültige Entscheidung gefallen ist“, mahnte Rapp: „Doch alle sachlichen Argumente sprechen dafür, dass die räumlichen Zuständigkeiten von Polizei, Justiz, Rettungsdiensten und Regionalverbänden deckungsgleich sind. Diesbezüglich spricht alles für ein Polizeipräsidium Ravensburg. Ich hoffe, dass diese Argumente bei der politischen Entscheidung gebührend berücksichtigt werden.“
Was die Ravensburger Feuerwehr hinsichtlich ihrer technischen und räumlichen Ausstattung betrifft, so konnte Kommandant Erb über wichtige Fortschritte im vergangenen Jahr berichten. Höchst unzufrieden ist er aber mit der städtischen Bauverwaltung bei der Planung eines neuen Jugendraums. Hier lägen die jeweiligen Vorstellungen noch sehr weit auseinander. Spontan erklärte OB Rapp diese Angelegenheit zur Chefsache: „Ich werde mich persönlich darum kümmern.“
Dabei erfreut sich der Nachwuchsbereich großen Zulaufs, wie dessen Leiterin Lucia Hecht berichtete. Alle 50 Plätze für zehn- bis 14jährige Kinder sind belegt, so dass für die Aufnahme neuer Mitglieder eine Warteliste geführt werden muss. Die Freizeit-Aktivitäten und Fachschulungen kommen bei den Kindern sehr gut an. Lucia Hecht forderte die Aktiven auf, sie und ihr Team bei ihrer Arbeit intensiv zu unterstützen.
Für diesen Beitrag zur Jugendarbeit zeigte sich OB Rapp sehr dankbar. Er sprach aber auch von den Grenzen der Belastbarkeit im Ehrenamt und wies zum wiederholten Mal darauf hin, dass Ravensburg wahrscheinlich die einzige Stadt ihrer Größe sei mit einer rein ehrenamtlich organisierten Feuerwehr: „Viele kleinere Städte leisten sich einen hauptamtlichen Kommandanten oder gar festangestellte Abteilungsleiter. Was wir unseren Führungskräften an Kraft- und Zeitaufwand zumuten, ist enorm. Ihre Leistung kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Und dass wir uns auf unsere Freiwillige Feuerwehr auch in schwierigen Situationen verlassen können, haben wir gerade erst erlebt.“
Zahlreiche Auszeichnungen
Wie wichtig eine gut funktionierende Kameradschaft gerade bei der Bewältigung emotional stark belastender Einsätze ist, betonten Ortsvorsteherin Manuela Hugger und Kreisbrandmeister Oliver Surbeck in ihren Grußworten. Ausdruck dieses Zusammenhalts sei auch, dass Surbeck zahlreiche Aktive mit dem Feuerwehr-Ehrenzeichen des Lands in Silber für 25 Jahre und in Gold für 40 Jahre Feuerwehrdienst auszeichnen konnte. Das Ehrenzeichen in Silber erhielten Markus Ludwigkeit, KreisJugendfeuerwehrwart Patrik Hack, Jean-Louis Gilliet (alle Abteilung Stadt), Dieter Volkwein, Gerold Diesch (beide Taldorf) und Anton Haller (Eschach). Mit dem Ehrenzeichen in Gold wurden ausgezeichnet: Josef Merz (Eschach), Hubert Eger, Friedrich Harm, Thomas Müller und Rainer Tischler (alle Taldorf).