Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Für den TSV Ratzenried zählt nur der Klassenerhalt
Fußball-Bezirksliga: Beim Kreisliga-A-III-Meister begann einst Nationalspielerin Melanie Leupolz
RATZENRIED - Mit dem Aufstieg in die Fußball-Bezirksliga Bodensee betritt der TSV Ratzenried eigentlich kein Neuland, spielten die Allgäuer doch vor über einem Jahrzehnt schon einmal in der höchsten Liga des Bezirks. Der TSV ist ein Verein, der in Melanie Leupolz sogar eine Fußball-Nationalspielerin hervorbrachte.
Die Generalprobe für die bevorstehende Bezirksligasaison ging allerdings gründlich daneben. Der TSV Ratzenried unterlag in der ersten Runde des Bezirkspokals zu Hause dem Ligakonkurrenten FC Leutkirch mit 0:7. Allenfalls die Website des TSV Ratzenried gibt unter der Rubrik „Nostalgie“Aufschluss, wie es einmal war in der Bezirksliga, aus der der TSV 2004 abstieg. Erinnern daran können sich freilich nur die wenigsten. Der Wiederaufstieg in die Bezirksliga zeichnete sich aber in den vergangenen fünf Jahren ab. Am Ende der Saison fand sich Ratzenried immer unter den ersten fünf Teams wieder. Zwischen 2012 und 2015 wurde der TSV dreimal in Folge Dritter. Der große Wurf mit der Meisterschaft gelang jetzt Markus Steidle in seinem ersten Trainerjahr beim TSV Ratzenried. Ratzenrieds Trainer Markus Steidle über die Erfolgsfaktoren beim TSV
Die meiste Zeit seiner aktiven Laufbahn spielte der 41-jährige Steidle beim SV Haslach. Am Ende seiner Karriere zog es ihn zum TSV Ratzenried, wo er in der Saison 2015/16 sein Trainerdebüt bei der zweiten Mannschaft gab. Ein Jahr später übernahm er die erste Mannschaft – mit Erfolg. Der TSV legte 2016/17 einen guten Start hin. „Es gab zwar die eine oder andere Niederlage“, räumt Steidle ein. „Die war aber immer irgendwie heilsam.“Der TSV punktete kontinuierlich und holte sich vor dem FC Lindenberg und dem SV Amtzell die Herbstmeisterschaft.
Auch in der Rückrunde legte der TSV gut los. „Wir hatten dann aber eine kleine Delle, die Punktausbeute war mangelhaft“, erinnert sich Steidle. Ab dem 13. Spieltag gab der TSV die Tabellenführung jedoch nicht mehr ab. Spannend wurde es allerdings nach der 0:2-Niederlage am vorletzten Spieltag beim TSV Heimenkirch II. „Wir standen beim letzten Spiel schon unter Druck“, sagt Steidle. Mit einem 3:0-Sieg gegen die SGM Aitrach/Tannheim war der Titel aber in trockenen Tüchern. Ein ausgeglichener Kader und der Teamspirit „waren für mich der entscheidende Faktor“, sagt Steidle. Im Bezirkspokal scheiterte der TSV im Halbfinale am Bezirksligameister TSV Heimenkirch.
Aktuell stehen in Bernd Bodenmüller, Mario Henle und Benjamin Mayinger nur drei Spieler im 25Mann-Kader des TSV, die schon mal Bezirksligaluft geschnuppert haben, „auch wenn das schon lange her ist“, meint Steidle. Nachhaltigkeit heißt das Zauberwort beim TSV, der lange keine durchlaufenden Jugendmannschaften hatte. Vor sechs Jahren wurden Spielgemeinschaften mit dem SV Eglofs gegründet, was jetzt Früchte trägt. In der neuen Saison stoßen wieder einige A-Junioren zu den Aktiven. „Die gilt es zu integrieren“, weiß Steidle. „Der TSV hat eine große Fangemeinde“, sagt Abteilungsleiter Rolf Mösch, „die Zuschauer wollen unsere eigenen Spieler sehen.“Vom TSV Wohmbrechts kam Eigengewächs Julian Sigg zurück „sowie drei weitere hungrige Spieler“, wie Steidle meint. Der TSV wird breiter aufgestellt sein als in der vergangenen Saison.
Viel Zeit zum Eingewöhnen wird der TSV Ratzenried aber nicht bekommen. Gleich zum Auftakt am Sonntag um 15 Uhr kommt die SG Kißlegg zum Derby. „Da brennt jeder meiner Spieler“, sagt Steidle. Sechs Tage später folgt das Gastspiel beim TSV Meckenbeuren, dann geht es am Donnerstag, 31. August, um 19 Uhr zur SG Argental.
Respekt und Demut
Was Ratzenried in der Bezirksliga erwartet, musste der TSV im Bezirkspokal auf eigenem Platz gegen den Ligakonkurrenten FC Leutkirch erfahren. „Es wurde uns deutlich vor Augen geführt, was uns in dieser qualitativ hochwertigen Liga erwartet“, so Markus Steidle nach dem 0:7. „Ich hoffe, das war ein Hallowachspiel.“Der TSV geht mit Respekt und Demut an die neue Aufgabe heran. „Uns ist bewusst, wie stark diese Liga ist, deshalb zählt für uns nur der Klassenerhalt.“Insgeheim erhoffen sich die Allgäuer einen einstelligen Tabellenplatz, „Das Potenzial sehe ich auf jeden Fall in dieser Mannschaft“, meint Steidle.
„Ausgeglichener Kader und Teamspirit.“