Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Streit um Zahl der Fipronil-Eier
Dem niedersächsischen Agrarminister zufolge sind allein in sein Bundesland 35,3 Millionen Eier geliefert worden
BERLIN (AFP) - Das Ausmaß im Skandal um Fipronil-Eier in Deutschland ist nach Angaben aus Niedersachsen größer als vom Bund angegeben. Das niedersächsische Landwirtschaftsministerium sprach am Mittwoch von über 35 Millionen möglicherweise belasteten Eiern, die allein nach Niedersachsen geliefert wurden. Das Bundeslandwirtschaftsministerium wies die Angaben jedoch zurück und blieb bei der Zahl von 10,7 Millionen belasteten Eiern.
BERLIN/HANNOVER (dpa) - Im Fipronilskandal streiten der Bund und Niedersachsen darüber, wie viele mit dem Insektizid belastete Eier tatsächlich an die Verbraucher gelangten. Das Bundeslandwirtschaftsministerium blieb am Mittwoch trotz deutlich höherer Angaben aus Niedersachsen bei der Zahl von 10,7 Millionen möglicherweise mit Fipronil belasteten Eiern, die nach Deutschland geliefert wurden.
Dem niedersächsischen Agrarminister zufolge sind dagegen allein in sein Bundesland 35,3 Millionen Eier geliefert worden, die möglicherweise mit Fipronil belastet waren. Das gehe aus Daten des EU-Schnellwarnsystems hervor, sagte Christian Meyer (Grüne) am Mittwoch im Landtag in Hannover.
Zuvor hatte die „Neue Osnabrücker Zeitung“berichtet, dass allein nach Niedersachsen 28,1 Millionen der Eier gelangt seien. Die Zeitung berief sich ebenfalls auf eine Auswertung von Daten des europäischen Schnellwarnsystems.
Aus Sicht des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit führe es zu einer „massiven Überschätzung“der Zahl, wenn man die vom europäischen Schnellwarnsystem übermittelten Zahlen „rein mathematisch“zusammenführe, sagte eine Sprecherin des Bundeslandwirtschaftsministeriums in Berlin. Die Zahl 10,7 Millionen sei die Zahl der in Deutschland bekannten Fälle, bei denen in Eiern Fipronil nachgewiesen worden sei. Viele seien aus dem Handel genommen worden. „Diese 28 Millionen, die da jetzt genannt werden und vielleicht in irgendeinem System potenziell vorhanden sind, sind nicht die Eier, die tatsächlich potenziell dann auch verkauft wurden.“
Niedersachsens Landwirtschaftsminister erneuerte die Vorwürfe gegen seinen Berliner Amtskollegen Christian Schmidt (CSU), das Problem herunterzuspielen. Während Niedersachsen schon Anfang August ein umfangreiches Monitoring von Eiern anordnete, habe sich das Bundesministerium noch in Hilflosigkeit verstrickt. Die Unterstellung des Bundes, Niedersachsen habe zu wenig und zu spät kontrolliert, sei nicht nur absurd, sondern auch falsch. Schmidt hatte Meyer auch vorgeworfen, über Proben aus dem Mai erst im August informiert zu haben.
Mehr Klarheit für die Konsumenten forderte die Verbraucherorganisation Foodwatch. „Die Informationspolitik im Fipronilskandal ist katastrophal und offenbart: Von einer funktionierenden Rückverfolgbarkeit von Produkten kann keine Rede sein“, sagte Foodwatch-Sprecher Dario Sarmadi. Noch immer wüssten die Verbraucher nicht, welche verarbeiteten Produkte mit Fipronil belastet seien.