Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Neue Solarworld will Produktion schnell erhöhen
Der nach Insolvenz geschrumpfte Solarmodulhersteller konzentriert sich auf Premiumprodukte
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BERLIN - Mit Supermodulen will Gründer Frank Asbeck auch die zweite Pleite des Unternehmens überleben. Katar springt als Finanzier ein. So wird die deutsche Solartechnologie bald auch im Wüstenstaat gebaut.
Für gute Stimmung zwischen den Staaten sind die Botschafter zuständig. Der von Katar in Deutschland heißt Scheich Saoud Al-Thani. „Das Engagement zeigt das Vertrauen in die deutsche Industrie und die Qualität der Produkte“, sagte er und meint konkret den Einstieg des Staatsfonds aus Katar beim insolventen Unternehmen Solarworld. 49 Prozent der Anteile gehen an den Wüstenstaat, 51 Prozent bleiben in den Händen des Gründers der Vorzeigefirma der Branche, Frank Asbeck. Es ist schon die zweite Pleite, die der selbstbewusste Unternehmer übersteht. Der Insolvenzverwalter und das Bundeskartellamt haben dieser Lösung zugestimmt.
Im Mai 2017 musste Solarworld Insolvenz anmelden. Asbeck macht chinesische Billigimporte dafür verantwortlich. 1200 Beschäftigte müssen gehen, rund 500 dürfen nun in den beiden Werken im thüringischen Arnstadt und dem sächsischen Freiberg bleiben. Auf die staatlich subventionierte Konkurrenz aus dem fernen Osten ist der alte und neue Geschäftsführer immer noch sauer. „Staatsdumping zerstört ganze Industrien“, kritisiert Asbeck. Investitionen in die Forschung würden unterbleiben, wenn nur der Preis für die Solaranlagen zähle.
Mit einer veränderten Strategie will der Unternehmer nun wieder Boden unter den Füßen gewinnen. Die SolarWorld Industries, wie die Firma nun heißt, konzentriert sich auf Premiumprodukte auf der Basis monokristalliner PERC-Solarzellen. Damit werden extrem effiziente Solarmodule hergestellt, die von der Vorder- und der Rückseite her das Sonnenlicht aufnehmen können. Die Reflektionen des Untergrunds bringen laut Asbeck bei Gras noch einmal bis zu 15 Prozent mehr Ausbeute, bei Wüstensand bis zu 30 Prozent. 30 Jahr Garantie sichert Solarworld den Käufern zu. „Wir haben wieder einmal einen Weltmeister kreiert“, feiert er sich dafür.
Wie viel die Kataris in das Unternehmen stecken, blieb unklar. „Das ist die führende Firma in Europa“, begründet QST-Chef Khalid Klefeekh Al Hajri das Engagement, mit dem sich auch die Hoffung auf einen Technologietransfer verbindet. Die gesamte Wertschöpfungskette kann Asbeck zufolge zu einem späteren Zeitpunkt in Katar nachgebildet werden. Das benötigte Polysilicium kommt schon aus dem Wüstenstaat. Dessen Produktion soll von heute 8000 Tonnen auf 50 000 Tonnen ausgebaut werden.
Forschung wird ausgegliedert
In den nächsten Jahren will Solarworld die Kapazitäten von 700 Megawatt auf ein Gigawatt ausbauen. Verkauft brächten Module in dieser Größenordnung einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag an Umsatz ein. Die Forschung wird ausgegliedert. Für Tüftler wird eine gemeinnützige GmbH gegründet, an der sich andere Solarfirmen oder Anlagenbauer beteiligen können. „Wir wollen die Intelligenz der deutschen Solarindustrie in einem geschützten Raum konzentrieren“, sagt Asbeck.