Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Historiker Jäckel verstorben
STUTTGART
(dpa) - Das Holocaust-Mahnmal mit 2700 Betonstelen zwischen Brandenburger
Tor und Potsdamer Platz ist eines der meistbesuchten Denkmäler in Berlin. Jahrelang hat sich der international renommierte Historiker Eberhard Jäckel (Foto: dpa) dafür eingesetzt. Nun ist er im Alter von 88 Jahren in seiner Wahlheimat Stuttgart gestorben, wie die Universität Stuttgart mitteilte.
Bei Kriegsende war Jäckel 16 Jahre alt. Er habe wissen wollen, wie es zu all dem kommen konnte, beschrieb er einmal seine persönliche Initialzündung. Aufsehen erregte Jäckel 1969 mit seinem Werk über „Hitlers Weltanschauung“, in dem er nachwies, dass der NS-Diktator früh formuliert hatte, was er dann auch in die Tat umsetzte.
Der im niedersächsischen Wesermünde geborene Wissenschaftler war von 1967 bis 1997 Professor für Neuere Geschichte an der Uni Stuttgart. Wie kaum ein anderer nutzte er seine Kenntnisse vom Grauen der Nazizeit, um seine Zeitgenossen aus der Geschichte lernen zu lassen. Als streitbarer Gast in Fernsehdiskussionen nahm er immer wieder Stellung zu Fragen des Holocaust.
Jäckel habe internationale Reputation genossen, erklärte Wolfram Pyta. Er hatte den Stuttgarter Lehrstuhl von dem Wissenschaftler übernommen. „Eberhard Jäckel war einer der ersten Historiker, der es verstanden hat, in Zusammenarbeit mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen die Schattenseiten der deutschen Geschichte darzustellen.“Jäckel hatte zusammen mit der Journalistin Lea Rosh die mehrteilige Dokumentation „Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“gedreht und sich mit ihr für das Mahnmal eingesetzt.