Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Blitzer haben einen Erziehungseffekt
Sie beruhigen den Verkehr, sagen Ämter – Zahl der Geblitzten geht in Ummendorf zurück
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UMMENDORF - Es ist keine große Überraschung, aber Anwohner und Kommunalpolitiker fühlen sich bestätigt: Die stationären Blitzer an den Ortseingängen von Ummendorf und Fischbach scheinen den Zweck zu erfüllen, dass langsamer gefahren wird. Die Gemeinde hat beim Landkreis bereits eine dritte Radaranlage am Ortseingang von Häusern her beantragt.
Reinhold Thiessen wohnt am Ortseingang von Fischbach, nahe der Landesstraße von Eberhardzell her. Gemeinsam mit Nachbarn hatte er vor ein paar Jahren per Unterschriftenliste den Wunsch nach einem Blitzer unterstrichen. Sie seien „sehr froh gewesen“, dass der Landkreis einen aufgestellt hat, denn: „Man hört es deutlich.“Seitdem dort eine Radaranlage steht, habe der Lärm abgenommen. Das war neben der Sicherheit besonders für die Kinder, die hier die Straße queren, ihr zentrales Anliegen.
Thiessen unterstellt den meisten Autofahrern keine böse Absicht, aber „den Erziehungseffekt“des Radars möchte der inzwischen pensionierte Lehrer nicht missen: Größtenteils wirke die Erinnerung an den Sinn von Tempo 50, so seine Beobachtung. Darum kann er dem Argument, es werde nur kurz gebremst und zehn Meter später wieder beschleunigt, nichts abgewinnen: „Ich kann das nicht bestätigen.“
Dieser spezielle Aspekt mag schwer durch Daten zu belegen sein, aber insgesamt stützen die Zahlen Thiessens subjektive Eindrücke. Jedenfalls wählt Peter Hirsch, der Leiter des Verkehrsamts des Landkreises Biberach, den gleichen Ausdruck: „Es ist klar ersichtlich, dass ein Erziehungseffekt da ist.“Was er am Beispiel des Blitzers in umgekehrter Fahrtrichtung am Ortseingang von Ummendorf erläutert, gilt seinen Angaben zufolge für alle Standorte im Landkreis. Als diese Radaranlage im August 2014 erstmals scharf geschaltet wurde, waren 1,05 Prozent der vom Jordanbad her kommenden Fahrer zu schnell. An den Messtagen im Oktober blitzte es bei 1,38 Prozent der vorbeifahrenden Fahrzeuge. Bald darauf nahm die Quote der Tempoüberschreitungen ab, im Oktober 2015 zum Beispiel auf 0,29 Prozent. In den ersten vier Monaten dieses Jahres lag sie zwischen 0,29 und 0,38 Prozent.
Mehr Übertretungen im Sommer
Die Tendenz ist eindeutig, wenngleich die Werte schwanken: Im Sommer wird eher schneller gefahren als im Winter. Das Verkehrsaufkommen spielt eine Rolle, weshalb zum Beispiel im Juni und Juli 2016 die Quote der geblitzten Fahrzeuge zeitweise wieder stieg. Damals führte bei der B-312-Sperrung nach den Überschwemmungen die Umleitung durch Ummendorf und so mancher Auswärtige wurde wohl überrascht, vermutet Hirsch. „Die Ortskundigen wissen es.“Außerdem variiert die Zahl der Tage, an denen die Blitzer scharf geschaltet sind; nicht ständig sind Kameras drin, diese rotieren zwischen den Standorten im Kreis. Genau genommen bräuchte man daher für ein umfassendes Urteil die Vergleichswerte von den zusätzlichen Erhebungen unabhängig von den Messtagen mit scharf geschalteten Blitzern und aus der Zeit, als an den fraglichen Straßen noch gar keine Blitzer standen.
Doch auch wenn sich zum Leidwesen des Fischbachers Thiessen herumspricht, wenn ein stationärer Blitzer gerade nicht mit einer Kamera bestückt ist, stimmt er Hirschs Gesamturteil ausdrücklich zu: „Die Anlagen wirken verkehrsberuhigend allein dadurch, dass sie da sind“, sagt der Leiter des Verkehrsamts. Bürgermeister Klaus B. Reichert hat sich in seiner Funktion als Kreisrat denn auch dagegen ausgesprochen, die Radaranlage in Fischbach abzubauen und an einen anderen Ort zu versetzen. Der Rathauschef sagt: „Die Anlagen haben sich bewährt.“Wenn es nach ihm ginge, soll ein weitere am Ortseingang von Häusern her die gleiche Bremswirkung entfalten.