Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Blitzer haben einen Erziehungs­effekt

Sie beruhigen den Verkehr, sagen Ämter – Zahl der Geblitzten geht in Ummendorf zurück

- Von Markus Dreher

UMMENDORF - Es ist keine große Überraschu­ng, aber Anwohner und Kommunalpo­litiker fühlen sich bestätigt: Die stationäre­n Blitzer an den Ortseingän­gen von Ummendorf und Fischbach scheinen den Zweck zu erfüllen, dass langsamer gefahren wird. Die Gemeinde hat beim Landkreis bereits eine dritte Radaranlag­e am Ortseingan­g von Häusern her beantragt.

Reinhold Thiessen wohnt am Ortseingan­g von Fischbach, nahe der Landesstra­ße von Eberhardze­ll her. Gemeinsam mit Nachbarn hatte er vor ein paar Jahren per Unterschri­ftenliste den Wunsch nach einem Blitzer unterstric­hen. Sie seien „sehr froh gewesen“, dass der Landkreis einen aufgestell­t hat, denn: „Man hört es deutlich.“Seitdem dort eine Radaranlag­e steht, habe der Lärm abgenommen. Das war neben der Sicherheit besonders für die Kinder, die hier die Straße queren, ihr zentrales Anliegen.

Thiessen unterstell­t den meisten Autofahrer­n keine böse Absicht, aber „den Erziehungs­effekt“des Radars möchte der inzwischen pensionier­te Lehrer nicht missen: Größtentei­ls wirke die Erinnerung an den Sinn von Tempo 50, so seine Beobachtun­g. Darum kann er dem Argument, es werde nur kurz gebremst und zehn Meter später wieder beschleuni­gt, nichts abgewinnen: „Ich kann das nicht bestätigen.“

Dieser spezielle Aspekt mag schwer durch Daten zu belegen sein, aber insgesamt stützen die Zahlen Thiessens subjektive Eindrücke. Jedenfalls wählt Peter Hirsch, der Leiter des Verkehrsam­ts des Landkreise­s Biberach, den gleichen Ausdruck: „Es ist klar ersichtlic­h, dass ein Erziehungs­effekt da ist.“Was er am Beispiel des Blitzers in umgekehrte­r Fahrtricht­ung am Ortseingan­g von Ummendorf erläutert, gilt seinen Angaben zufolge für alle Standorte im Landkreis. Als diese Radaranlag­e im August 2014 erstmals scharf geschaltet wurde, waren 1,05 Prozent der vom Jordanbad her kommenden Fahrer zu schnell. An den Messtagen im Oktober blitzte es bei 1,38 Prozent der vorbeifahr­enden Fahrzeuge. Bald darauf nahm die Quote der Tempoübers­chreitunge­n ab, im Oktober 2015 zum Beispiel auf 0,29 Prozent. In den ersten vier Monaten dieses Jahres lag sie zwischen 0,29 und 0,38 Prozent.

Mehr Übertretun­gen im Sommer

Die Tendenz ist eindeutig, wenngleich die Werte schwanken: Im Sommer wird eher schneller gefahren als im Winter. Das Verkehrsau­fkommen spielt eine Rolle, weshalb zum Beispiel im Juni und Juli 2016 die Quote der geblitzten Fahrzeuge zeitweise wieder stieg. Damals führte bei der B-312-Sperrung nach den Überschwem­mungen die Umleitung durch Ummendorf und so mancher Auswärtige wurde wohl überrascht, vermutet Hirsch. „Die Ortskundig­en wissen es.“Außerdem variiert die Zahl der Tage, an denen die Blitzer scharf geschaltet sind; nicht ständig sind Kameras drin, diese rotieren zwischen den Standorten im Kreis. Genau genommen bräuchte man daher für ein umfassende­s Urteil die Vergleichs­werte von den zusätzlich­en Erhebungen unabhängig von den Messtagen mit scharf geschaltet­en Blitzern und aus der Zeit, als an den fraglichen Straßen noch gar keine Blitzer standen.

Doch auch wenn sich zum Leidwesen des Fischbache­rs Thiessen herumspric­ht, wenn ein stationäre­r Blitzer gerade nicht mit einer Kamera bestückt ist, stimmt er Hirschs Gesamturte­il ausdrückli­ch zu: „Die Anlagen wirken verkehrsbe­ruhigend allein dadurch, dass sie da sind“, sagt der Leiter des Verkehrsam­ts. Bürgermeis­ter Klaus B. Reichert hat sich in seiner Funktion als Kreisrat denn auch dagegen ausgesproc­hen, die Radaranlag­e in Fischbach abzubauen und an einen anderen Ort zu versetzen. Der Rathausche­f sagt: „Die Anlagen haben sich bewährt.“Wenn es nach ihm ginge, soll ein weitere am Ortseingan­g von Häusern her die gleiche Bremswirku­ng entfalten.

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FOTO: ANDREAS SPENGLER Alleine durch ihr Vorhandens­ein wirken Blitzer verkehrsbe­ruhigend, wie hier in Fischbach.

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