Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Wenn, dann g’scheit“
Mitglieder des TSG Bad Wurzach renovieren mit viel Eigenleistung ihr Turnerheim
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BAD WURZACH (sl) - Nahezu ausschließlich in Eigenleistung sind die Mitglieder der Turnabteilung der TSG Bad Wurzach derzeit dabei, ihr Turnerheim grundlegend zu renovieren.
Komplette Dachsanierung inklusive Dämmung, Austausch aller Innenböden, neue Außenverschalung samt Dämmung, neue Wasserleitungen und Toiletten, eine neue Gasheizung – seit April sind die Bad Wurzacher Turner unter der Bauleitung von Florian Tobisch, Reinhard Vincon und Christoph Lacher zugange.
Begonnen hatte die Maßnahme damals mit dem Ausräumen des Gebäudes. Was noch zu nutzen ist, wird seitdem im Matratzenlager und in einem dpm-Container aufbewahrt. „Das alles dort unterzubringen, war wie Tetrisspielen“, erinnert sich Tobisch schmunzelnd. Bis Ende des Jahres wollen die Turner, von der Dachsanierung abgesehen, fertig sein. Sollte es doch länger dauern, sei das nicht tragisch, sagen Tobisch und TSG-Turnerchef Thomas Grandl bei einer Baustellenbesichtigung mit der SZ. Denn es gilt der Grundsatz: „Wenn wir was machen, dann g’scheit.“
Auch deshalb wird die mit 750 Personen mitgliederstärkste Abteilung der TSG mit den ursprünglich kalkulierten Kosten nicht hinkommen. 40 000 Euro waren anfangs angesetzt, „mittlerweile hoffen wir, dass wir unter 50 000 Euro bleiben“. Damit sei die Renovierung damit aber immer noch wesentlich günstiger als ein Neubau, betonen Grandl und Tobisch. Der hätte die Turner an die 150 000 Euro gekostet.
Aus eigener Kraft finanzieren
Nicht machbar, denn finanzieren muss die TSG-Abteilung ihr Turnerheim beim Maxhof vor den Toren der Stadt aus eigener Kraft. „Zuschüsse vom Landessportbund gibt es nicht, weil es keine Sportstätte ist“, erklärt Grandl. „Und die Isolierung, die wir anbringen wollen, entspricht nicht den Vorgaben für die KfW-Förderung“, ergänzt Tobisch.
So sind die Bad Wurzacher Turner vor allem auf die Mitarbeit ihrer Mitglieder angewiesen. Das klappe auch sehr gut, sind Grandl und Tobisch voll des Lobes. „Die Manpower haben wir, auch viele Jugendliche helfen mit. So sind bei jedem Arbeitseinsatz immer mindestens zehn Leute da“, sagt Tobisch. Zugute kommt der TSG, dass sie in vielen Bereichen aus ihren eigenen Reihen heraus große Unterstützung durch Fachleute erfährt, durch Markus Feirle, Werner Dangel, Heinz Weizenegger, Hermann Reiser, Alexander Rast, Norbert Fesseler, Gangolf Neher, Frieder Rothenhäusler und Stefan Ehrmann, um nur ein paar zu nennen.
Geld braucht’s natürlich trotzdem, auch wenn „wir sparen, wo’s geht“. Geld für die Baumaterialien und für die Arbeiten, die doch an Handwerker vergeben werden müssen. Daher hat die TSG-Abteilung über das Crowdfunding der Volksbank Allgäu-Oberschwaben (ehemals Leutkircher Bank/Raiffeisenbank Bad Wurzach) eine Spendenaktion ins Leben gerufen. 5000 Euro sollen dadurch mindestens zusammenkommen, bis Ende August läuft die Aktion noch.
Zusätzliche Heizung
Ein Ziel der umfassenden Renovierung von Dach, Fassade und rund 140 Quadratmetern Innenfläche (Matratzenlager, Lagerraum, Küche, Wirtschaftsraum, Waschraum und WCAnlage) ist es, dass das Gebäude künftig ganzjährig genutzt werden kann. Denn bislang herrscht im Turnerheim mangels ausreichender Heizmöglichkeiten stets Winterruhe.
So soll nun zusätzlich zum Kachelofen eine kleine Gasheizung eingebaut werden, die Waschraum und WC-Anlage auch winters nutzbar hält. Dann können zum Beispiel die beliebten Hüttenabende mit Übernachtung ganzjährig stattfinden. Das Turnerheim wird außerdem für Trainingslager, für Fortbildungen und alle zwei Jahre für ein Zeltlager genutzt. Vor unliebsamen Überraschungen zum Beispiel in Form von völlig verfaulten Holzbalken unter der Verkleidung waren die Turner bei ihren bisherigen Arbeiten nicht gefeit. In ihrem Elan bremsen lassen sie sich davon nicht. „Die Grundsubstanz ist halt hundsalt“, sagt Tobisch achselzuckend.
Das Gebäude war in den 1940erJahren eine Baracke der Wachmannschaft, die die im Schloss internierten Menschen aus Jersey beaufsichtigt hat. Wohl in den 1950er-Jahren wurde es dann an seinen heutigen Standort versetzt, wo es lange Zeit den Bad Wurzacher Schützen als Unterkunft diente. 1975 übergaben diese es dann der Turnabteilung, die es zuletzt 1995 renoviert hat.