Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Harvey“ist noch nicht ausgestanden
Weiter heftiger Regen in Texas – Louisiana rüstet sich für den Sturm
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HOUSTON (dpa/AFP) - In den von Überschwemmungen verwüsteten Teilen des US-Bundestaates Texas kämpfen die Menschen mit den verheerenden Folgen des Tropensturms „Harvey“. Auch am Dienstag brachte der Sturm große Regenmengen in den Südosten des Staates, wie der Nationale Wetterdienst mitteilte. Die Niederschläge brachten einen neuen Rekordwert. In der Stadt Pearland im Südosten von Houston wurden seit Freitag insgesamt Niederschlagsmengen von 125 Zentimetern gemessen. Der bisherige Rekord lag bei 124 Zentimetern und wurde 1978 während des Sturms „Amelia“erreicht.
Die Lage in Texas war unübersichtlich, über die genaue Zahl der Todesfälle herrschte Unklarheit. Offiziell bestätigt wurden zunächst drei Tote. US-Medien meldeten aber höhere Zahlen. Der Sender KHOU berichtete von mindestens neun Toten. Nach Angaben des Roten Kreuzes suchten in Texas in der Nacht zum Dienstag rund 17 000 Menschen Zuflucht in Notunterkünften. In der besonders schwer betroffenen Metropole Houston kamen laut einem Medienbericht mehr als 9000 Menschen im Kongresszentrum unter. Ursprünglich ist das George R. Brown Convention Center nur für 5000 Menschen ausgelegt. Das Rote Kreuz schicke niemanden weg, berichtete der lokale Sender KHOU.
Die Infrastruktur in und um Houston ist weitgehend zusammengebrochen. Rettungskräfte kämpften sich mit Booten durch die braunen Wassermassen, um festsitzende Menschen aus ihren Häusern zu befreien und in Sicherheit zu bringen.
Nach Darstellung der Küstenwache wurden allein am Montag mehr als 3000 Menschen aus den überschwemmten Gebieten gerettet. Pro Stunde gingen bis zu 1000 Anrufe von Hilfesuchenden ein.
Vorräte für mehrere Tage anlegen
Auch im Nachbarstaat Louisiana werden in den kommenden Tagen heftige Ausmaße befürchtet. In New Orleans blieben Schulen und Behörden am Dienstag geschlossen, wie die Verwaltung der größten Stadt des US-Bundesstaates anordnete. Bürgermeister Mitch Landrieu empfahl den Bewohnern, ihr Haus nicht zu verlassen. Er riet ihnen, Essen, Trinken und Medikamente für mindestens drei Tage vorrätig zu haben. Über die Woche sollten rund 25 Zentimeter Regen in der Region fallen. Gouverneur John Bel Edwards sagte, Louisiana stehe das Schlimmste wohl noch bevor. Nach Angaben von Meteorologen ist „Harvey“der zweitstärkste Wirbelsturm seit „Katrina“vor zwölf Jahren die Gegend um New Orleans schwer in Mitleidenschaft zog. Der Sturm sog über dem am Ende des Sommers sehr warmen Golf von Mexiko extrem viel Feuchtigkeit auf, die er nun als Regen wieder abgibt.
Trump sagte vor seinem Besuch in Texas, er gehe davon aus, dass der Wiederaufbau nach den Überflutungen teuer werde. Er sei in dieser Frage in Kontakt mit dem Kongress. „Wir müssen sehen, was wir für die Menschen in Texas tun können“, sagte Trump. Dies gelte auch für die Bewohner von Louisiana. Vize-Präsident Mike Pence sagte dem Radiosender es sei davon auszugehen, dass bis zu einer halben Million Menschen in Texas ein Recht auf finanzielle Hilfe durch den Staat habe.
Nach einem Dammbruch forderten die Behörden in Texas alle betroffenen Anwohner zur sofortigen Evakuierung auf. „Sofort raus jetzt!!“, schrieb die Verwaltung des Kreises Brazoria am Dienstag bei Twitter. Der Damm an den Columbia-Seen südlich der Großstadt Houston habe unter dem Druck der Wassermassen nachgegeben. In der Gegend hatte es vier Tage lang schwere Regenfälle gegeben, weite Landstriche stehen unter Wasser. Der Damm liegt mehrere Dutzend Kilometer von Houston entfernt, die Großstadt war von dem Dammbruch nicht unmittelbar betroffen.