Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kleinklassen vorerst vom Tisch
Kreisverwaltung will Modelle für eine stabile Struktur an beruflichen Schulen entwickeln
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WANGEN - Erst Modelle für eine zukunftsfähige Struktur der beruflichen Schulen im Landkreis Ravensburg entwickeln, und danach entsprechend in die Standorte investieren. Mit dieser zentralen Forderung der Kreisverwaltung befasst sich der Kulturund Schulausschuss in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag im Schloss Achberg. Im Rahmen der sogenannten regionalen Schulentwicklung geht es dabei auch um die Problematik der Kleinklassen, über die der Kreistag bereits vergangenes Frühjahr rege diskutiert hatte.
Damals wollte der Landkreis unter anderem die Kleinklassen für angehende Landwirte an der Geschwister-Scholl-Schule in Leutkirch und für Kfz-Mechatroniker am Beruflichen Schulzentrum (BSW) in Wangen schließen. Die Agrarwirtschaft sollte künftig zentral in Ravensburg unterrichtet und die Ausbildung der Kfz-ler im Allgäu in Leutkirch zentralisiert werden. Beide trotz eines laufenden, vom Regierungspräsidium angestoßenen Verfahrens, das im Rahmen der regionalen Schulentwicklung immer dann startet, wenn ein Bildungsgang die Mindestzahl von 16 Schülern unterschreitet. Nach einer langen Diskussion vertagte das Kreisparlament jedoch die Entscheidung auf diesen Herbst, wenn Zahlen für das aktuelle Schuljahr vorliegen (die SZ berichtete).
Erfreuliche Zahlen für Wangener Kfz-Mechatroniker
Die Zahlen liegen mittlerweile vor – sehr zur Freude von BSW-Schulleiter Raimund Frühbauer. Demnach besuchen mindestens 20 angehende KfzMechatroniker in Wangen die maßgebliche Eingangsklasse, sie liegt also nach drei Jahren erstmals wieder über der „magischen Grenze“von 16. Und: In der vorgeschalteten, einjährigen Berufsfachschule sind es heuer sogar 32 Schüler. „Dass wir über der Mindestzahl liegen, wird also keine einmalige Sache sein“, so Frühbauer. „Die Zahlen zeigen vielmehr, dass dieser Berufszweig in Wangen eine Zukunft hat.“Dies auch vor dem Hintergrund, dass die gewerblichen Ausbildungsberufe am BSW im Vergleich zum vorigen Schuljahr laut Schulleiter einen Anstieg um 26 Prozent verzeichnen.
Diese positive Entwicklung habe, so Raimund Frühbauer, zum einen allgemein mit der gestiegenen öffentlichen Wahrnehmung der gewerblichen Ausbildung zu tun, andererseits aber auch „mit unserer Werbung in den Schulen“. Dazu würden auch die rund 120 Schüler mit Hauptschulabschluss passen, die aktuell in Wangen die sogenannte Berufsfachschule in pädagogischer Erprobung besuchen. Frühbauer: „Wir können diese Schüler nicht für eine Branche begeistern, wenn wir sie nicht vor Ort haben.
Über einzelne Berufsschulklassen möchte Franz Baur in der Ausschusssitzung im Schloss Achberg weniger sprechen – vielmehr über das große Ganze. „Wir müssen uns erst die Grundfrage stellen“, sagt der Schuldezernent im Landratsamt: „Wie wollen wir die künftige Struktur der Beruflichen Schulen gestalten?“Um den Investitionsstau an den Standorten im Kreis (siehe Kasten) abzubauen, sind laut Baur zunächst Modelle für eine zukunftsfähige Schulstruktur nötig. Dazu gehören laut Sitzungsvorlage auch „Kompetenzzentren“, wo Berufsfelder innerhalb von Regionen konzentriert werden.
Was das beispielsweise für die Kfz-Mechatroniker-Ausbildung im Allgäu bedeuten könnte, darüber soll laut Baur erst später diskutiert werden. Damit ist die ursprünglich für den November vorgesehene Abstimmung im Kreistag vom Tisch. Der Zeitplan zur regionalen Schulentwicklung sieht grob so aus: Sollte der Kultur- und Schulausschuss dem Verwaltungsvorschlag folgen, sollen die erarbeiteten Modelle zur Schulstruktur Anfang 2018 dem Kreistag präsentiert werden.
Die Diskussion um die Kleinklassen ist damit bis auf weiteres aufgeschoben. Aufgehoben ist sie mit Sicherheit nicht.
Die Sitzung des Kultur- und Schulausschusses findet am
14. September, 14.30 Uhr, im Rittersaal des Achberger Schlosses statt.