Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kokosnüsse flogen am Fenster vorbei

Gerhard und Sieglinde Uhrig aus Aulendorf erinnern sich an einen Hurrikan im Karibikurl­aub

- Von Anna Markert

AULENDORF - Der Hurrikan „Irma“hat vor zwei Wochen mehrere Karibikins­eln schwer getroffen. Während langsam mit den Aufräumarb­eiten begonnen wird, zieht schon der nächste Tropenstur­m „Maria“mit zerstöreri­scher Kraft über die Karibik hinweg. Gerhard Uhrig und seine Frau Sieglinde Uhrig aus Aulendorf können gut nachvollzi­ehen, wie sich die Menschen dort zurzeit fühlen. 1998 waren die beiden im Urlaub in der Dominikani­schen Republik, als dort plötzlich ein Hurrikan wütete.

„Wir sind damals von Stuttgart aus losgefloge­n“, beginnt Gerhard Uhrig zu erzählen. Das Paar habe ein sehr tolles Hotel direkt am Strand gehabt. „Ganz vorne am Strand gab es wunderschö­ne Chalets, aber da war leider nichts mehr frei“, sagt er. Die beiden hätten daher ein Zimmer im Haupthaus bekommen, das aus massivem Stein gebaut war – ein großer Vorteil, wie sich später herausstel­len sollte. Der Park des Hotels war laut Gerhard Uhrig schön gestaltet, mit Palmen und Engelsfigu­ren. Den ersten Teil des Urlaubs wollten sie am Strand und im Hotel entspannen, später dann noch auf der Insel herumreise­n. Doch eines Tages bekamen sie vom Hotelmanag­ement einen Zettel, auf dem stand, dass ein Hurrikan auf dem Weg sei. Die Hotelgäste wurden angewiesen, in ihren Zimmern zu bleiben, Fenster wurden zugeklebt. „Die im Hotel haben das sehr gut gemacht“, meint Uhrig.

Nachts um zwei oder drei Uhr wurden die beiden vom Hurrikan geweckt. „Es klang, als ob draußen ein riesiger Kompressor läuft“, erzählt Gerhard Uhrig. Kokosnüsse seien horizontal am Fenster vorbeigefl­ogen, und eine Palme nach der anderen kippte um. „Bis etwa um zwei Uhr nachmittag­s ging das“, ergänzt Sieglinde Uhrig. Überrasche­nd für das Paar sei nicht nur die enorme Zerstörung gewesen, sondern auch, wie gut das Hotel mit der Situation umging. „Abends gab es dann schon wieder essen“, erzählt sie.

Doch telefonier­en ging nicht, Freunde und Familie daheim in Deutschlan­d konnten sie nicht erreichen. Die Chalets direkt am Strand waren genauso zerstört wie der Park. Alle Hotelgäste wurden mit Bussen zum Flughafen gebracht, wo die Uhrigs der überrasche­ndste Anblick erwartete: Der Tower des Flughafens sei komplett weg gewesen. „Ich weiß nicht wie die trotzdem alle Flugzeuge in die Luft gebracht haben“, sagt Sieglinde Uhrig. Obwohl den Uhrigs die Dominikani­sche Republik sehr gut gefallen habe, seien sie doch froh gewesen, wieder im Flugzeug zu sitzen. „Es war ja nichts mehr da“, betont sie.

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