Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Verdrängte
Die 42-jährige AfD-Vorsitzende Frauke Petry ist im Wahlkampf nur eine Randfigur. Die große Bühne gehört den Spitzenkandidaten Alice Weidel und Alexander Gauland. Petrys Wahlkampf beschränkt sich auf ihr Bundesland Sachsen. Ihre große Zeit hatte Petry im Sommer 2015. Mit einem Coup vertrieb sie auf dem Essener Parteitag AfDMitbegründer Bernd Lucke. Petry übernahm den Parteivorsitz und holte Co-Parteichef Jörg Meuthen an ihre Seite, der schnell zu einem ihrer härtesten Gegner wurde. Mit ihrem Plan, die AfD auf einen realpolitischen Kurs festzulegen, scheiterte Petry knapp zwei Jahre später. Die einstige Vorzeigefrau der Rechtspopulisten wurde auf dem Kölner Parteitag im vergangenen April de facto entmachtet. Ein Konfliktthema in der AfD-Führungsriege ist der Thüringer Rechtsaußen Björn Höcke. Petry setzt sich vehement für dessen Parteiausschluss ein, für Gauland gehört Höcke nach wie vor zur „Seele der Partei“.
Ob Petry mit Parteivize Gauland und seinen Verbündeten aus dem rechten AfD-Lager im Bundestag auf einen Nenner kommt, ist eine der vielen offenen Fragen die künftige Fraktion betreffend. Sie verstehe es, wenn Wähler über Berichte zu Weidel und Gauland wegen rechtslastiger Äußerungen „entsetzt“seien, sagte sie der „Leipziger Volkszeitung“. Ob sie im Bundestag nach dem Fraktionsvorsitz greifen will und ob es im Falle eines Scheiterns zur Spaltung kommen könnte, bleibt zunächst offen.
Als Mitbegründerin gehört Petry seit Anfang 2013 zur AfD. Ihr erster großer Erfolg kam bei der Landtagswahl in Sachsen im August 2014: Petry führte die AfD erstmals in ein deutsches Parlament und erzielte auf Anhieb 9,7 Prozent. Seitdem ist sie Fraktionsvorsitzende im sächsischen Landtag.
Petry wurde 1975 in Dresden geboren, als Jugendliche kam sie in der Wendezeit mit ihrer Familie nach Westdeutschland. Nach dem Abitur studierte sie Chemie, 2004 folgte die Promotion. Sie gründete ein Kunststoff-Unternehmen in Leipzig. Ende 2013 ging Petrys Firma pleite, es folgte die Privatinsolvenz. Petry ist in zweiter Ehe verheiratet und hat fünf Kinder. (AFP)