Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein Fotoshooting für Aulendorfs Straßen
Zwölf Kameras machen mehr als 2000 Bilder pro Kilometer – Inventur der Gemeindewege kostet 61 500 Euro
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AULENDORF - Es ist auffallend orange lackiert, hat eine interessantes Metallgerippe auf dem Dach und ist mit zwölf Kameras ausgestattet; wer dieser Tage die Augen auf Aulendorfs Straßen offenhält, kann einen Blick auf das Vermessungsfahrzeug der Firma Eagle-Eye-Technologies erhaschen. Das Unternehmen erfasst im Auftrag der Stadt, wie es um Aulendorfs Straßen bestellt ist.
Am Mittwochmorgen steht das Vermessungsfahrzeug auf dem Parkplatz des Schönstattzentrums. Mit einem kräftigen Rums schließt sich die Schiebetür, der Motor startet und das Vermessungsfahrzeug im Kleinbusformat rollt vom Parkplatz. Im Inneren nimmt Vermessungstechniker Stefan Lange auf der Rückbank hinter einem Tisch mit PCBildschirm Platz. „Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass wir den kompletten Streckenplan abfahren, die Bilder gut aussehen und alles vernünftig abgespeichert wird“, erklärt der 35-Jährige und startet die Technik: Alle fünf Meter schießen die zwölf Kameras ein Foto, mehr als 2000 Aufnahmen pro Kilometer – egal, wie schnell der Fahrer fährt.
Genauer Standort wird erfasst
Auf Langes Bildschirm taucht der Straßenraum auf: Fahrbahn, Gehweg, Straßenlaternen, Kreuzungen, Grünflächen, Bäume, Häuserfassaden, Parkbuchten. Die schnell erscheinenden Einzelaufnahmen sehen aus wie der Film einer Autofahrt, nur dass der Film etwas ruckelt – und Lange zwischen zwölf unterschiedlichen Ansichten wählen kann, denn die Kameras sind an unterschiedlichen Stellen und Winkeln auf dem Metallgestänge auf dem Dach angebracht. In einem anderen Bildschirmfenster laufen lange Zahlenkolonnen ein, es sind die Daten der GPS- und Sensortechnik, die parallel zum jeweiligen Bild zentimetergenaue Standortdaten liefern. Später, im Büro am Schreibtisch, werden die Daten aufbereitet und die Bild- und Sensordaten miteinander verbunden.
Was sind die Wege wert?
Die Arbeit der Vermessungstechniker lässt sich die Stadt einiges kosten. Rund 61 500 Euro gibt sie für Antworten auf drei Fragen aus: Welche Straßentypen und Wege besitzt Aulendorf, wie ist es um deren Zustand bestellt und was sind sie wert? Tatsächlich benötigt die Stadt die Daten und Bilder nicht nur, um den Straßenerhalt samt Prioritäten und Finanzplanung zu organisieren. Sie will auch ihr Vermögen in Form von Straßen bewerten. Denn auch Aulendorf muss sein Finanzwesen auf ein neues buchhalterisches System, die Doppik, umstellen und dazu seine Vermögenswerte genau angeben.
Dazu fährt Lange nun die zwischen 100 und 150 Kilometer Straßenfläche in Aulendorf ab. Auf dem Bildschirm wandert nebenher ein kleiner roter Punkt auf einer digitalen Karte mit und hinterlässt eine rote Spur dort, wo die Kameras bereits Bilder gemacht haben. Die Bilder selbst sieht Lange im Auto in schwarz-weiß, alles andere würde die Rechner- und Speicherkapazität der Technik bei der schieren Menge an Daten überfordern. Tatsächlich nehmen die Kameras aber Farbbilder auf. Die werden später noch mal auf Schlaglöcher, Straßenrisse und Co. gesichtet. Anhand eines genormten Systems teilen die Fachleute die Schäden dann in verschiedene Kategorien ein und bewerten so den Zustand von Aulendorfs Straßen.
„Am besten ist leicht bedeckter Himmel.“
Vermessungstechniker Stefan Lange
„Regen“, sagt Lange, sei der größte Feind der Vermessung, „dann sammeln sich Tropfen vor den Kameralinsen und die Straßen sind nass und spiegeln.“Auch blendenden Sonnenschein kann der Vermessungstechniker nicht wirklich gebrauchen. „Am besten ist leicht bedeckter Himmel.“Seit Mittwoch ist er in Aulendorf unterwegs, je nach Wetter wollen sie die Vermessung am Samstag beenden. Dann zieht das Team weiter. Nächster Stopp: Oberdischingen. Denn Aulendorf ist nicht die einzige Kommune, die derzeit genau wissen will, wie es um ihre Straßen bestellt ist.