Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zollenreuter Straße 8 wird Asylunterkunft
Gemeinderat fasst Beschluss einstimmig – Trotz hitziger Debatte zuvor stellte sich kein Stadtrat gegen Vorhaben
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AULENDORF - Bezahlbarer Wohnraum ist nicht nur in den größeren Städten der insgesamt beliebten Zuzugsregion Oberschwaben ein massives Problem, sondern auch in Aulendorf. Der akute Wohnungsmangel in den Kommunen wird durch die erforderliche Schaffung von Wohnraum für Flüchtlinge zusätzlich verschärft. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung direkt nach der emotionalen Debatte über Flüchtlingsintegration (siehe Artikel oben) zugestimmt, das Gebäude in der Zollenreuter Straße 8 zu sanieren und vier Wohnungen für Obdachenlosenund Flüchtlingsunterbringung zu schaffen. Kosten: 194 000 Euro.
Weitere Wohnungen benötigt
„Wir brauchen jetzt einfach diesen Wohnraum“, sagte Bürgermeister Matthias Burth in der Sitzung. Für Familienzusammenführungen von Flüchtlingen und auch als Wohnraum für Obdachlose seien weitere Wohnungen dringend notwendig (siehe Kasten). „Wir müssen jetzt einen Schritt nach vorne gehen und schauen, wo wir Wohnraum herbekommen. Auf weitere Mietangebote zu warten reicht nicht.“
Das Gebäude, das die Stadt 2016 gekauft hatte, befindet sich nicht auf dem neuesten Stand der Technik, hieß es in der Sitzung. Ursprünglich war geplant, das vor 1900 errichtete Haus abzureißen und zusammen mit dem Kornhausgrundstück neuen Wohnraum zu schaffen. Obgleich umfassende Sanierungsmaßnahmen nötig sind, kam der Gemeinderat nach einer Begehung im Juni zu der Ansicht, dass das Haus für Flüchtlingsund Obdachlosenunterbringung genutzt werden könne.
Im Haus gibt es keine zentrale Heizung (dafür Nachtspeicheröfen), die Elektroinstallation ist veraltet, ebenso die Abwasserleitungen, die teilweise undicht sind. All das müsste erneuert werden. Kosten für das Obergeschoss mit zwei bereits bestehenden Wohnungen: 94 000 Euro.
Zwei Wohnungen im Erdgeschoss
Das Erdgeschoss wurde gewerblich genutzt, die Verwaltung möchte zwei neue Wohnungen schaffen. Dafür sind neben einer baurechtlichen Nutzungsänderung, Abbrucharbeiten und Sanierungen vor allem neue Sanitäranlagen und Küchenzeilen notwendig. 100 000 Euro hat die Verwaltung für die Arbeiten im Erdgeschoss veranschlagt. Insgesamt also 194 000 Euro.
Konrad Zimmermann (CDU) war der Meinung: „Wir sollten diese Wohnungen zeitnah bauen. Für rund 195 000 Euro zwar kein Schnäppchen, aber ein Neubau dauert länger, wäre teurer und muss irgendwann auch saniert werden.“Fraktionskollege Hartmut Holder sah es ebenfalls als „günstigste, beste und kurzfristigste Lösung“an. „Auch mit diesen vier Wohnungen wird das Ende der Fahnenstange nicht erreicht sein. Aber ich gehe diesen Schritt, der nicht ganz einfach ist, mit.“CDUKollege Kurt Harsch sah es als unnötig an, zwei Küchen für 8500 Euro einzubauen. „Da kann man noch sparen. Eine Küche kostet heute 1500 Euro. Das kann man danach eh alles wegschmeißen.“Auch war er der Meinung, die Bewohner sollten selbst streichen. Letztlich stimmte das Gremium einstimmig dem Vorhaben zu und beauftragte die Verwaltung, die Wohnungen zu sanieren und das ehemals gewerbliche Erdgeschoss zu Wohnräumen umzufunktionieren. Wie Stadtkämmerer Dirk Gundel erläuterte, würden die Kosten durch Einsparungen an anderen Haushaltsstellen gedeckt.