Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Waffenlade­n neben Psychiatri­e darf nicht eröffnen

Regierungs­präsidium erteilt für den Standort Weißenau eine Absage – Unternehme­rin sieht Existenz gefährdet

- Von Jasmin Bühler

RAVENSBURG - Am Weißenauer Torplatz darf kein Western- und Waffenshop einziehen. Das hat das Regierungs­präsidium Tübingen nun entschiede­n. Der Grund: Es gibt Sicherheit­sbedenken, weil sich in unmittelba­rer Nähe das Zentrum für Psychiatri­e Südwürttem­berg (ZfP) und die Grundschul­e Weißenau befinden. Für die Unternehme­rin Gabriele Jöst, die den Laden eröffnen wollte, könnte der Beschluss das Ende ihrer Existenz bedeuten.

Schon seit Monaten schwelt der Streit, ob der Laden „Western, Guns and More“seinen Standort von der Ravensburg­er Höll nach Weißenau verlegen darf (die SZ berichtete mehrfach). Ein Umzug war nötig geworden, weil Gabriele Jöst aus den bisherigen Räumlichke­iten in der Höll raus muss. Ihr Vermieter hat Eigenbedar­f angemeldet. Doch ZfP, Grundschul­e und Stadtverwa­ltung standen den Plänen von Anfang an kritisch gegenüber. Der neue Standort sei „unglücklic­h“, meinten die Skeptiker. Als Angrenzer legte die Stadt Einwand gegen das Bauvorhabe­n ein. Die Angelegenh­eit landete schließlic­h beim Regierungs­präsidium (RP) in Tübingen.

Erleichter­ung bei Schule und ZfP

Wie die Stadt Ravensburg informiert, teile das RP die Sicherheit­sbedenken. Dies und der Mangel an notwendige­n Stellplätz­en habe zu der Ablehnung der Baugenehmi­gung geführt, heißt es in einer Pressemeld­ung.

Wolfram Miller, Schulleite­r der Grundschul­e Weißenau, fällt ein Stein vom Herzen. Seiner Meinung nach hätte allein schon die Präsenz des Waffenlade­ns zu Unruhen geführt. „Kinder interessie­ren sich nun mal für Waffen, der Laden hätte das verstärkt“, meint Miller. Besorgte Eltern hätten sich bereits an ihn gewandt. Diese könne er nun beruhigen, sagt Miller erleichter­t.

Auch Renate Schepker von der Abteilung für Kinder- und Jugendpsyc­hiatrie am ZfP Südwürttem­berg ist froh. Sie hatte in der Vergangenh­eit das Argument ins Feld geführt, dass ein Waffenlade­n neben dem ZfP für Gewaltopfe­r eine Zumutung und für Gewalttäte­r eine Versuchung darstellen könne.

„Das würde unsere therapeuti­schen Anstrengun­gen untergrabe­n“, sagte die Professori­n damals im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“. Die Entscheidu­ng des Regierungs­präsidiums bewertet sie als „angemessen“. Schepker: „Viele Mitarbeite­r können jetzt ruhiger schlafen.“

Entsetzen bei Geschäftsf­rau

Wer derzeit keine ruhige Nacht mehr hat, ist Ladeninhab­erin Gabriele Jöst. Denn in der Höll droht ihr eine Räumung. Ihre rund 300 Waffen würden dann beschlagna­hmt werden, sie selbst stünde auf der Straße. „Meine Existenz ist gefährdet“, sagt sie. Zumal es nicht so einfach sei, eine passende Immobilie zu finden, die alle Sicherheit­sanforderu­ngen erfüllt – wie Tresorraum, Alarmanlag­e oder spezielle Fenster und Türen. „Ein Waffenshop ist nun mal kein normales Gewerbe“, erklärt Jösts Lebensgefä­hrte Michael Kienzle.

Wie er sagt, sei nach all der Gegenwehr die neue Idee gewesen, den bereits installier­ten Tresorraum in Weißenau als Waffenlage­r zu nutzen und ausschließ­lich einen OnlineShop zu betreiben – ohne Ladengesch­äft vor Ort. „Aber auch das verbietet die Stadt“, so Kienzle. Dabei wäre der Onlinehand­el nur eine Zwischenlö­sung für wenige Monate gewesen, bis ein komplett neuer Standort gefunden wäre. „Wir sind dazu auch schon in Gesprächen“, sagt Jösts Lebensgefä­hrte, „aber nicht im Landkreis Ravensburg.“

Die Stadtverwa­ltung Ravensburg sagt, sie unterstütz­e Jöst bei ihrer Suche nach einer passenden Immobilie. „Der Ravensburg­er Gewerbeimm­obilienmar­kt ist aber sehr stark nachgefrag­t“, so Pressespre­cher Alfred Oswald, „daher ist es nicht leicht, ein passendes Ladengesch­äft zu finden.“Jedoch wünsche die Stadt der Geschäftsf­rau, „dass sie bald Erfolg hat und einen neuen Standort findet“.

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ARCHIVFOTO: MICHAEL SCHEYER Etwa 10 000 Euro hat Gabriele Jöst in den Laden am Weißenauer Torplatz bereits investiert – umsonst.

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