Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
BUND mahnt neue Mobilitätskultur an
Umweltverband stellt Studie zu Verkehr der Zukunft vor
STUTTGART (lsw) - Eine umweltverträgliche Mobilität der Zukunft kann nach Ansicht einer Studie nur mit weniger Autos gelingen. Es brauche eine neue Mobilitätskultur, in der es Menschen leichter fällt, umzusteigen und auf den eigenen Wagen zu verzichten, sagte Brigitte Dahlbender, Landeschefin des Umweltverbandes BUND, der die Studie initiiert hat.
Drei Szenarien wurden in der Studie „Mobiles Baden-Württemberg“mit Blick auf das Jahr 2050 erstellt. Unterm Strich erhält nur das eine Szenario viele grüne Lichter, das auf einen attraktiven Nahverkehr mit Bussen und Bahnen inklusive Mitfahrzentralen und weit verbreiteten Angeboten an Bike- und Carsharing setzt. Die Klimaziele ließen sich nur dann erreichen, wenn der Besitz eines eigenen Autos den Menschen nicht mehr so wichtig sei, verdeutlichte Wiebke Zimmer vom Öko-Institut, das mit verschiedenen Forschungsinstituten die Studie erarbeitet hat.
Zusammenarbeit ist wichtig
Ohne die Unternehmen der Automobilindustrie mitzunehmen, könne der Transformationsprozess nicht gestaltet werden, hieß es. Deshalb habe man die Studie auf eine breite Basis gestellt. CDU-Fraktionschef Wolfgang Reinhart betonte am Montag, Politik und Industrie müssten den Wandel „klug begleiten“– vor allem um den drohenden Arbeitsplatzverlust aufzufangen.
Nach Ansicht des Berliner Mobilitätsforschers Andreas Knie wird der Verzicht aufs Auto mittelfristig aber nur in den Metropolen gelingen können. „Auf dem Land sieht das ganz anders aus“, sagte der Professor des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Im „Siedlungsbrei“, wo das größte Glück ein Einfamilienhaus und ein eigenes Auto vor der Haustür sei, werde es schwer, die Menschen etwa aus Klimaschutzgründen zum Umstieg auf Busse und Bahnen zu bringen. Zumal das Angebot an Alternativen mit dem in der Stadt überhaupt nicht zu vergleichen ist.
In Millionenstädten wie München, Hamburg und Berlin hätten die Menschen längst damit begonnen, sich vom eigenen Auto zu lösen, sagte Knie. Befragungen hätten gezeigt, dass zwei Drittel der Menschen dort ihr Verkehrsmittel je nach Möglichkeit wechseln. Wo die Blechwellen am größten sind und wo die Städte versuchen, sich vom Autodunst zu befreien, wachse ein Angebot, das Lebensmodelle ohne Auto ermögliche.