Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Mit eigenen Texten vor Publikum punkten
Zwölf junge Slam-Poetinnen bestritten den Dichterwettstreit des Vereins „sprachmächtig“
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WEINGARTEN - Intimes in sein Tagebuch zu schreiben ist das eine. Über seine Gefühle offen auf der Bühne zu reden, das andere. Zwölf Teenager von Schulen aus der Region brachten den Mut dazu auf. Haben Feuer gefangen an Sprache und Dichtung in Poetry-Slam-Workshops, die der Verein „Sprachmächtig“nun schon zum siebten Mal schulübergreifend angeboten hatte. Beim Finale in der „Linse“berührten die jungen Dichterinnen mit ihren selbstbewusst vorgetragenen, sehr persönlichen Texten.
Heimat war in diesem Jahr das übergeordnete Thema. Ausgangspunkt für Denkabenteuer und Textproduktion nach Poetry-Slam-Manier. Vermittelt in Workshops von Pauline Füg und Tobias Heyel, die selbst in der Slammer-Szene einen Namen haben. Poetry-Slam, die lebendige Darbietung moderner Literatur, wo nicht nur der Text zählt, sondern wie man ihn auf die Bühne bringt. Und zwölf Finalistinnen zwischen 14 bis 18 Jahren sprangen über ihren Schatten und standen in der „Linse“im Rampenlicht, angefeuert von einem so geneigten wie fairen Publikum.
Ihre Texte, mal lustig, mal melancholisch, tiefschürfend wie experimentell und überraschend. Es ging um Verlust von Heimat und Mutter, wie bei Baba aus Guinea. Oder wie bei Franzi, die erste Schritte als Mitmoderatorin ging, um Empathie mit Jugendlichen, die nicht so behütet aufgewachsen sind wie sie. Krieg und Flucht spiegeln sich in den Texten, Missbrauchserfahrung, besonders aber universale Seelenerkundungen, Gefühlsachterbahnen Jugendlicher, die, ob Syrerin oder Deutsche, die gleichen Wünsche und Sehnsüchte spiegeln.
Anna, die erst vor zehn Monaten aus Syrien gekommen war, trug temperamentvoll ihre Erfahrung einseitiger Liebe auf Arabisch vor. Der Reiz fürs Publikum dabei, sich dem Klang der Sprache hinzugeben. Und, ob äußere Ähnlichkeit, witzige Performance oder Lakonie der Texte, nicht wenig Julia-Engelmann-Feeling brachte Anni mit ihren „3-Uhrnachts-Texten“mit. Ein Talent, das dank dem Verein „Sprachmächtig“hier seine ersten Schritte machen kann. Wichtig ist der Vorsitzenden Petra Hammit-Krott der schulübergreifende, integrative und inklusive Ansatz des Projekts. Vom Gymnasium über Real- bis zur Förderschule sollen Jugendliche jenseits des Klassenzimmers für Sprache und Literatur begeistert werden.
Auf die segensreiche Wirkung von Poetry-Slam auf Ausdruckskraft und Selbstbewusstsein, machte sie am Ende in ihrem Dank aufmerksam und zeigte sich berührt von der Offenheit und der Sprachkraft der Mädchen. Was das Publikum genauso sah und mit viel Applaus honorierte.
Kontakt zum Verein „Sprachmächtig“per E-Mail: ●» sprachmaechtig@gmx.de