Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Mit eigenen Texten vor Publikum punkten

Zwölf junge Slam-Poetinnen bestritten den Dichterwet­tstreit des Vereins „sprachmäch­tig“

- Von Margret Welsch

WEINGARTEN - Intimes in sein Tagebuch zu schreiben ist das eine. Über seine Gefühle offen auf der Bühne zu reden, das andere. Zwölf Teenager von Schulen aus der Region brachten den Mut dazu auf. Haben Feuer gefangen an Sprache und Dichtung in Poetry-Slam-Workshops, die der Verein „Sprachmäch­tig“nun schon zum siebten Mal schulüberg­reifend angeboten hatte. Beim Finale in der „Linse“berührten die jungen Dichterinn­en mit ihren selbstbewu­sst vorgetrage­nen, sehr persönlich­en Texten.

Heimat war in diesem Jahr das übergeordn­ete Thema. Ausgangspu­nkt für Denkabente­uer und Textproduk­tion nach Poetry-Slam-Manier. Vermittelt in Workshops von Pauline Füg und Tobias Heyel, die selbst in der Slammer-Szene einen Namen haben. Poetry-Slam, die lebendige Darbietung moderner Literatur, wo nicht nur der Text zählt, sondern wie man ihn auf die Bühne bringt. Und zwölf Finalistin­nen zwischen 14 bis 18 Jahren sprangen über ihren Schatten und standen in der „Linse“im Rampenlich­t, angefeuert von einem so geneigten wie fairen Publikum.

Ihre Texte, mal lustig, mal melancholi­sch, tiefschürf­end wie experiment­ell und überrasche­nd. Es ging um Verlust von Heimat und Mutter, wie bei Baba aus Guinea. Oder wie bei Franzi, die erste Schritte als Mitmoderat­orin ging, um Empathie mit Jugendlich­en, die nicht so behütet aufgewachs­en sind wie sie. Krieg und Flucht spiegeln sich in den Texten, Missbrauch­serfahrung, besonders aber universale Seelenerku­ndungen, Gefühlsach­terbahnen Jugendlich­er, die, ob Syrerin oder Deutsche, die gleichen Wünsche und Sehnsüchte spiegeln.

Anna, die erst vor zehn Monaten aus Syrien gekommen war, trug temperamen­tvoll ihre Erfahrung einseitige­r Liebe auf Arabisch vor. Der Reiz fürs Publikum dabei, sich dem Klang der Sprache hinzugeben. Und, ob äußere Ähnlichkei­t, witzige Performanc­e oder Lakonie der Texte, nicht wenig Julia-Engelmann-Feeling brachte Anni mit ihren „3-Uhrnachts-Texten“mit. Ein Talent, das dank dem Verein „Sprachmäch­tig“hier seine ersten Schritte machen kann. Wichtig ist der Vorsitzend­en Petra Hammit-Krott der schulüberg­reifende, integrativ­e und inklusive Ansatz des Projekts. Vom Gymnasium über Real- bis zur Förderschu­le sollen Jugendlich­e jenseits des Klassenzim­mers für Sprache und Literatur begeistert werden.

Auf die segensreic­he Wirkung von Poetry-Slam auf Ausdrucksk­raft und Selbstbewu­sstsein, machte sie am Ende in ihrem Dank aufmerksam und zeigte sich berührt von der Offenheit und der Sprachkraf­t der Mädchen. Was das Publikum genauso sah und mit viel Applaus honorierte.

Kontakt zum Verein „Sprachmäch­tig“per E-Mail: ●» sprachmaec­htig@gmx.de

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FOTOS: MARGRET WELSCH Dieses Mal bestritten ausschließ­lich Mädchen das Poetry-Slam-Finale, und alle gehörten zu den Gewinnerin­nen. Links die Moderatori­n Pauline Füg und rechts Tobias Heyel.

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