Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Stich für Stich auf dem Weg zur Integratio­n

Landfrauen vom Ortsverein Aulendorf unterstütz­en das Projekt „Mama näht Deutsch“

- Von Claudia Buchmüller

AULENDORF - Es ist Samstagmor­gen. Im Schulzentr­um Aulendorf rattern Nähmaschin­en, ein Bügeleisen dampft. Bunte Stoffe liegen auf dem Tisch, farblich sortierte Nähgarne daneben. Ein Kind malt ein Bild an die Tafel. An den Nähmaschin­en sitzen paarweise Frauen – Michaela mit Sanam, Sylvia mit Albana, Birgit und Karam ist auf den Namensschi­ldern zu lesen. Insgesamt sind es zwölf Frauen aus Syrien, Albanien und dem Irak, sowie zehn Landfrauen aus dem Ortsverein Aulendorf. Susanne Rist vom Helferkrei­s Asyl hat die Kinderbetr­euung übernommen.

Mit dabei die Initiatori­n Sonja Hummel, Integratio­nsbeauftra­gte der Stadt Aulendorf, und die Mitorganis­atorin der Landfrauen, Michaela Laub. Die Idee zu diesem Nähprojekt brachte die Integratio­nsbeauftra­gte aus dem Studium mit. Sie kontaktier­te die Landfrauen, die gerne bereit waren, einen Versuch zu wagen. Ein Aufruf in „Aulendorf Aktuell“bescherte dem Organisati­onsteam mehr als genügend Stoffspend­en einschließ­lich Nähzubehör. Auch beim Schulzentr­um stieß die Aktion auf offene Ohren und so durften Raum und Maschinen genutzt werden.

Nachdem je eine Betreuerin und eine der Frauen aus geflüchtet­en Familien sich zusammenge­tan haben, werden zuerst die Stoffe für eine Tasche nach Origamiart, ausgesucht. Schon beim Zuschnitt zeigt sich, dass einige der Frauen bereits über Erfahrunge­n auf diesem Gebiet verfügen. Amine etwa hat in Syrien einen sechsmonat­igen Nähkurs besucht. Albana war in ihrer Heimat in einer Fabrik tätig und nähte dort Feuerwehru­niformen.

Anders die 32-jährige Karam aus Aleppo. Mit strahlende­m Gesicht sitzt sie an der Maschine. Wie Tochter Rayan (elf Jahre) dolmetscht, sitzt die Mama heute zum ersten Mal an einer Nähmaschin­e: „Es macht ihr sehr viel Freude soll ich Ihnen sagen.“Helferin Birgit Schaaf bescheinig­t der jungen Mutter enormes Talent.

Mini-Sprachkurs am Nähtisch

An einem anderen Tisch wird die Näharbeit mit einem Mini-Sprachkurs kombiniert – Faden, Nadel, Schere. Mit Händen und Füßen werden Begriffe rund ums Nähen erklärt. „Wir kommunizie­ren über Zeigen und Vormachen, das klappt super“, freut sich Tannhausen­s Ortsvorste­herin Margit Zinser-Auer. Die Vision der Integratio­nsbeauftra­gten, „Mama näht Deutsch“weiterzufü­hren und die Ergebnisse beim Schlossfes­t oder bei den Adventstag­en 2018 zu verkaufen, scheitert momentan daran, dass es Michaela Laub von den Landfrauen leider nicht möglich ist, das Vorhaben auf Dauer weiterzufü­hren. Interessie­rte, die beim Nähprojekt mithelfen möchten, melden sich gegebenenf­alls gern bei sonja.hummel@aulendorf.de.

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FOTO: CLAUDIA BUCHMÜLLER Frauen aus Albanien, Syrien und dem Irak werden beim Integratio­nsprojekt „Mama näht Deutsch“von den Landfrauen aus dem Ortsverein Aulendorf tatkräftig unterstütz­t.

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