Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Stich für Stich auf dem Weg zur Integration
Landfrauen vom Ortsverein Aulendorf unterstützen das Projekt „Mama näht Deutsch“
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AULENDORF - Es ist Samstagmorgen. Im Schulzentrum Aulendorf rattern Nähmaschinen, ein Bügeleisen dampft. Bunte Stoffe liegen auf dem Tisch, farblich sortierte Nähgarne daneben. Ein Kind malt ein Bild an die Tafel. An den Nähmaschinen sitzen paarweise Frauen – Michaela mit Sanam, Sylvia mit Albana, Birgit und Karam ist auf den Namensschildern zu lesen. Insgesamt sind es zwölf Frauen aus Syrien, Albanien und dem Irak, sowie zehn Landfrauen aus dem Ortsverein Aulendorf. Susanne Rist vom Helferkreis Asyl hat die Kinderbetreuung übernommen.
Mit dabei die Initiatorin Sonja Hummel, Integrationsbeauftragte der Stadt Aulendorf, und die Mitorganisatorin der Landfrauen, Michaela Laub. Die Idee zu diesem Nähprojekt brachte die Integrationsbeauftragte aus dem Studium mit. Sie kontaktierte die Landfrauen, die gerne bereit waren, einen Versuch zu wagen. Ein Aufruf in „Aulendorf Aktuell“bescherte dem Organisationsteam mehr als genügend Stoffspenden einschließlich Nähzubehör. Auch beim Schulzentrum stieß die Aktion auf offene Ohren und so durften Raum und Maschinen genutzt werden.
Nachdem je eine Betreuerin und eine der Frauen aus geflüchteten Familien sich zusammengetan haben, werden zuerst die Stoffe für eine Tasche nach Origamiart, ausgesucht. Schon beim Zuschnitt zeigt sich, dass einige der Frauen bereits über Erfahrungen auf diesem Gebiet verfügen. Amine etwa hat in Syrien einen sechsmonatigen Nähkurs besucht. Albana war in ihrer Heimat in einer Fabrik tätig und nähte dort Feuerwehruniformen.
Anders die 32-jährige Karam aus Aleppo. Mit strahlendem Gesicht sitzt sie an der Maschine. Wie Tochter Rayan (elf Jahre) dolmetscht, sitzt die Mama heute zum ersten Mal an einer Nähmaschine: „Es macht ihr sehr viel Freude soll ich Ihnen sagen.“Helferin Birgit Schaaf bescheinigt der jungen Mutter enormes Talent.
Mini-Sprachkurs am Nähtisch
An einem anderen Tisch wird die Näharbeit mit einem Mini-Sprachkurs kombiniert – Faden, Nadel, Schere. Mit Händen und Füßen werden Begriffe rund ums Nähen erklärt. „Wir kommunizieren über Zeigen und Vormachen, das klappt super“, freut sich Tannhausens Ortsvorsteherin Margit Zinser-Auer. Die Vision der Integrationsbeauftragten, „Mama näht Deutsch“weiterzuführen und die Ergebnisse beim Schlossfest oder bei den Adventstagen 2018 zu verkaufen, scheitert momentan daran, dass es Michaela Laub von den Landfrauen leider nicht möglich ist, das Vorhaben auf Dauer weiterzuführen. Interessierte, die beim Nähprojekt mithelfen möchten, melden sich gegebenenfalls gern bei sonja.hummel@aulendorf.de.