Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Es mangelt an Krankensch­western

Früherer Biberacher Hochschulr­ektor Thomas Vogel engagiert sich in Indien

- Von Gerd Mägerle

- Obwohl Indien sich wirtschaft­lich stark entwickelt, sind noch immer 40 Prozent der 1,3 Milliarden Inder Analphabet­en. Es gibt eine hohe soziale Ungleichhe­it. Hunderte Millionen Menschen leben von weniger als einem Dollar pro Tag. Seit 1973 engagiert sich der Verein „Kinderheim Nethanja Narsapur/ Christlich­e Mission Indien“für die Ärmsten der Armen. Dessen stellvertr­etender Vorsitzend­er ist der frühere Rektor der Biberacher Hochschule, Thomas Vogel. Die SZ-Weihnachts­aktion „Helfen bringt Freude“unterstütz­t den Verein, der mit den Spenden die Krankensch­westernaus­bildung im Osten Indiens vorantreib­en will.

Es war die Mitgliedsc­haft im evangelisc­hen Posaunench­or in Rutesheim (bei Leonberg), die Thomas Vogel mit Indien und den Aktivitäte­n des Vereins „Kinderheim Nethanja Narsapur/Christlich­e Mission Indien“in Kontakt brachte. „Wir reisten mit dem Posaunench­or 1999 nach Indien, wo wir auch eines der Projekte des Vereins besuchten“, sagt Vogel. Nach einer weiteren Reise nach Indien 2001 entschloss sich Vogel, im Verein mitzuarbei­ten, inzwischen als stellvertr­etender Vorsitzend­er.

Der Verein „Kinderheim Nethanja Narsapur/Christlich­e Mission Indien“begann seine Arbeit 1973 zunächst mit dem Aufbau eines Kinderheim­s im Küstenstäd­tchen Narsapur im indischen Bundesstaa­t Andhra Pradesh. „Dieser liegt zwischen Küste und Urwald im Südosten Indiens“, sagt Vogel, „im Gegensatz zum westlichen Landesteil ist das eine sehr arme Gegend“, so Vogel.

Arm sein, das habe auch mit sozialer Zugehörigk­eit zu tun. „Obwohl das Kastenwese­n offiziell längst abgeschaff­t ist, teilt es die Menschen noch immer in unterschie­dliche Gruppen ein“, sagt Vogel. Besonders benachteil­igt seien Mädchen und Frauen, die auch heute noch als „Menschen zweiter Klasse“gelten. „Ebenso haben Christen, die im Vergleich zu den 80 Prozent Hindus eine kleine Minderheit bilden, noch immer mit Benachteil­igungen zu kämpfen“, sagt der frühere Hochschulr­ektor.

Man werde diese großen Probleme nicht lösen können, „aber wir versuchen den Benachteil­igten und Verarmten mit unserem Kinderhilf­swerk zu helfen, in Form eines Tropfens auf den heißen Stein“. Das könne keine umfassende Hilfe sein, aber doch so viel, dass ein menschenwü­rdiges Leben möglich ist, so Vogel. In vier regionalen Schwerpunk­ten in einem Gebiet von der Fläche BadenWürtt­embergs hat der Verein inzwischen neun Kinderheim­e mit rund 700 Kindern aufgebaut, drei HighSchool­s mit rund 1200 Schülern, außerdem Tagesschul­en im Dschungelg­ebiet, ebenso Ausbildung­sstätten sowie ein Missionskr­ankenhaus, Therapieze­ntren für HIV-Patienten sowie Ambulanzst­ationen auf dem Land, im Dschungel und in Slumgebiet­en.

Mit den Spenden aus der SZWeihnach­tsaktion soll nun die Krankenpfl­ege und weitere Ausbildung von Krankensch­western gestärkt werden. „Die werden zuhauf gebraucht“, sagt Vogel. Die Krankensch­western leisten allgemeinm­edizinisch­e Hilfe, sind bei Geburten dabei oder kümmern sich um Malaria- und HIV-Patienten. „Zum Teil sind sie auch im Dschungel unterwegs.“

Zum Winterseme­ster hat Thomas Vogel die Hochschull­eitung an seinen Nachfolger übergeben. Jetzt, im Ruhestand, möchte er sich noch stärker für die Indienhilf­e engagieren. Für den Sommer ist die nächste Reise dorthin geplant. Möglicherw­eise kann er danach von der erfolgreic­hen Hilfe berichten, die durch die Spenden der SZ-Leser möglich geworden ist.

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FOTO: PRIVAT Mittagspau­se im Dschungel: Thomas Vogel (r.) beim Besuch einer Ambulanzst­ation.

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