Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
MEHRWERT DURCH QUALITÄT IST FÜR DEN KUNDEN UNSCHLAGBAR
Geschäftsführer Franz Moosherr spricht über das starke Handwerk der Region, den Nachwuchs und seine Chancen im Handwerk, sowie den Mittelstand par Excellence.
HERR MOOSHERR, DIE WIRTSCHAFT BOOMT ALLENTHALBEN. PROFITIERT DAVON AUCH DAS HANDWERK IM KREIS RAVENSBURG?
Franz Moosherr:
Das Handwerk in der Region profitiert mehr denn je von der allgemeinen guten Konjunktur. Positive Impulse kommen vor allem aus der Binnenwirtschaft und dem Konsum. Sichere Arbeitsplätze und eine geringe Inflation halten insbesondere den privaten Konsum auf hohem Niveau.
Die Baubranche bleibt die Konjunkturlokomotive. Historisch niedrige Zinsen sorgen für eine Sonderkonjunktur. Die Betriebe aus dem Bauhauptund Ausbaugewerbe melden eine hohe Kapazitätsauslastung und steigende Auftragsbestände. Insbesondere das Bauhauptgewerbe profitiert von einem überdurchschnittlichen Umsatzwachstum im Wohnungsbau.
WIE IST DIE AUSBILDUNGSSITUATION IN DER REGION? Franz Moosherr:
Wir blicken, was die Ausbildungssituation im Handwerk angeht, wieder ein wenig optimistischer in die Zukunft. So haben sich im Landkreis Ravensburg aktuell über 704 Jugendliche für eine Karriere im Handwerk entschieden. Das ist vor dem Hintergrund des verschärften Wettbewerbs um Nachwuchskräfte und des ungebrochen hohen Akademisierungsdrucks in unserer Gesellschaft ein beachtlicher Erfolg. Offensichtlich findet gerade zumindest ansatzweise ein Umdenken statt. Die jungen Menschen erkennen die großen Chancen und die Attraktivität einer handwerklichen Ausbildung immer mehr.
WAS BEREITET IHNEN AKTUELL SORGEN?
Franz Moosherr:
Schwer zu verdauen sind die Ungerechtigkeiten durch die Energieumlage. Beispielsweise werden industrielle Großhandelsketten und Großbäckereien von der Umlage befreit, aber die kleinen Bäcker und Metzger nicht. Wer kann dann seine Brötchen wohl günstiger anbieten, abgesehen von der geringeren Qualität? Auch Schreinereien haben mit ihren Trocknungsanlagen große Nachteile. Die aktuelle Diesel-Diskussion und Debatte um Umweltplaketten sorgt bei unseren Betrieben ebenfalls für Unsicherheit. Wir brauchen einfach gute und vor allem verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik, sonst fallen für uns auch Investitionen schwer.
WO DRÜCKT SIE DER SCHUH NOCH?
Franz Moosherr: Ohnehin ist die Mobilität ein wichtiges Thema. Nehmen Sie zum Beispiel die neuen Führerscheinklassen. Früher konnte man mit der alten Klasse 3 Fahrzeuge bis 7,5 Tonnen fahren. Die hatte nahezu jeder Lehrling und es hat gut funktioniert. Heute dürfen die jungen Leute mit dem Führerschein Klasse B nur noch Fahrzeuge bis 3,5 Tonnen fahren. Die neue Bundesregierung muss auch bei diesem Thema endlich ran und in Europa ihren Einfluss geltend machen.
WIE STARK IST DAS HANDWERK REGIONAL IN DER WIRTSCHAFT VERWURZELT?
Franz Moosherr:
Das Handwerk ist ein stabiler Garant für anspruchsvolle Arbeits- und Ausbildungsplätze. Es leistet aber auch darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Sicherung unserer hohen Lebensqualität. Seine Unternehmerinnen und Unternehmer sind mit der Region fest verwurzelt und fühlen sich im Gegensatz zu den Unternehmen, die sich allein der Jagd nach dem Mehrwert, dem schnellen Gewinn für Investoren und Aktionäre verschrieben haben, für ihre Heimat und deren Mitmenschen verantwortlich. Sie engagieren sich unter anderem in den kommunalen Parlamenten und Vereinen und stabilisieren das gesellschaftliche Leben in den Städten und Gemeinden in sehr vielfältiger Weise.